Grevenbrück. Die WP stellt Ausbildungsberufe mit Zukunft im Kreis Olpe vor. Heute erklärt Patrick Arens (19), was ein Zerspanungsmechaniker macht.

Die Schule neigt sich dem Ende zu und der Realschulabschluss ist so gut wie in der Tasche. Aber wie geht es weiter? Abitur oder doch eine Ausbildung? Mit 16 Jahren ist das oft eine schwere Entscheidung. Denn was sich hinter den Ausbildungsberufen verbirgt, wissen viele gar nicht. Und: Welcher Ausbildungsberuf hat überhaupt noch eine Zukunft? Wir haben mit der IHK Siegen gesprochen und stellen in unserer neuen Serie genau diese Berufe vor. Heute erzählt Patrick Arens, was er in seiner Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei der Firma Wilhelm Schauerte in Grevenbrück macht.

Kommunikation ist besonders wichtig

Wenn Patrick Arens gegen 6 Uhr seine Arbeit beginnt, steht zunächst die Maschinenübergabe auf dem Programm. Gab es Probleme? Kann der Prozess optimiert werden? Wichtige Fragen, die Arens mit seinem Kollegen klären muss. „Kommunikation ist besonders wichtig“, sagt Christoph Müller, Ausbildungsleiter für die gewerbliche Ausbildung. Arens kennt die Maschinen und deren Anforderungen. „Ich rüste die Werkzeuge, schreibe Programme, überprüfe die Reihenfolge und die Umdrehungen und schaue, ob der Prozess optimiert werden kann. Das heißt, ob wir schneller fertigen können“, erklärt der 19-Jährige.

Arens ist bereits im dritten von dreieinhalb Lehrjahren. Über einen Bekannten ist er auf den Beruf des Zerspanungsmechanikers aufmerksam geworden und absolvierte ein freiwilliges, einwöchiges Praktikum. Er war so begeistert, dass er 2016 die Ausbildung startete. Was für Arens den Beruf ausmacht? „Es ist die Vielseitigkeit. Der Beruf vereint so viele verschiedene Fachrichtungen“, sagt der Auszubildende.

Zerspanungsmechaniker fertigen mit unterschiedlichen Technologien Präzisions-Bauteile aus in der Regel metallischen Werkstoffen an. Das Berufsbild des Zerspanungsmechanikers hat die Fachbereiche Drehtechnik, Automatendrehtechnik, Frästechnik und Schleiftechnik.

Die Firma Wilhelm Schauerte hat sich vor allem auf die Automatendrehtechnik spezialisiert. „Wir stellen auf eine wirtschaftliche Art und Weise und auf einem hochmodernen und vielseitigen Maschinenpark Präzisionsdrehteile in Großserie her“, erklärt Geschäftsführer Stefan W. Schauerte. Deshalb arbeite das Familienunternehmen vor allem mit großen, modernen Geräten. „In einer Maschine laufen viele Bearbeitungsschritte gleichzeitig und mit mehreren Werkzeugen, um möglichst kurze Taktzeiten zu erreichen“, so Schauerte. Schnell bedeutet je nach Werkstoff und Teilegeometrie eine Bearbeitungszeit zwischen vier und dreißig Sekunden.

Jeder Tag ist anders

Serien-Fahrplan

Heute: Zerspanungsmechaniker

23. Juli: Maschinen- und Anlagenführer

25. Juli: Konstruktionsmechaniker im Feinblechbau

30. Juli: Industriemechaniker

1. August: Verfahrensmechanikern für Kunststoff- und Kautschuktechnik

6. August: Baustoffprüfer in der Fachrichtung Geotechnik

8. August: Fachkraft für Lagerlogistik

13. August: Verfahrenstechnologe

15. August: Packmitteltechnologe

20. August: Fachinformatiker

22. August: Oberflächenbeschichter

Das Unternehmen stellt sowohl Teile für Automobilzulieferer als auch für die Armaturen- und Sanitärindustrie sowie den Maschinen- und Anlagenbau her. Die Produktpalette ist groß. Deshalb weiß Arens: „Jeder Tag ist anders, jeden Tag gibt es eine neue Herausforderung.“

Hatte der Zerspanungsmechaniker früher noch einen schweren und dreckigen Beruf, sieht das Bild inzwischen anders aus. Arens trägt einen Blaumann, Sicherheitsschuhe und Ohrstöpsel. Trotz Öl in den Maschinen als Kühl- und Schmiermittel ist seine Arbeit nicht dreckig, lediglich ein bisschen laut ist es in der Produktionshalle. Körperlich schwere Arbeit wird nun von Hilfsmitteln übernommen. Die reine Zerspanung findet in der Maschine statt. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Maschine den Menschen ersetzen werde: „Die Maschine kann niemals ohne den Zerspanungsmechaniker laufen“, sagt Christoph Müller, Ausbildungsleiter für die gewerblich-technischen Berufe bei Schauerte.

Die Maschinen seien über die Jahre hinweg deutlich komplexer geworden. „Früher erfolgte die Bearbeitung in einzelnen Schritten auf vorwiegend mechanischen Maschinen, heute muss man das Programmieren richtig verstehen“, sind sich die Experten einig. „Die Anforderungen werden immer höher“, sagt Dietmar Drüeke, Personalverantwortlicher des Unternehmens und Ausbildungsleiter für die kaufmännische Ausbildung.

Doch durch die Digitalisierung sei die Arbeit auch deutlich transparenter geworden. „Inzwischen speichert man wichtige Informationen auf Chips. An der Maschine können alle Daten abgerufen und ausgewertet werden. Früher musste man so was noch auf Karteikarten schreiben“, erklärt der Geschäftsführer.

Was ein Azubi mitbringen muss

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Welche Eigenschaften sollte ein Bewerber mitbringen? Verständnis und gute Noten in den Fächern Mathematik und Physik seien vorteilhaft. „Außerdem sollte man ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen haben“, so Müller, „Schließlich muss man sich das Produkt von der Zeichnung aus vorstellen können. Räumliches Denken ist schon wichtig.“ Aber auch die deutsche Sprache darf nicht zu kurz kommen. Denn bei der Maschinenübergabe sei die Kommunikation das A und O. Dass der Beruf von einer Männer-Domäne geprägt sei, stimme auch heute noch. Allerdings arbeiten inzwischen viele Frauen als Zerspanungsmechanikerin. „Immer mehr junge Frauen begeistern sich für handwerkliche und technische Berufe, wir haben auch weibliche Azubis“, sagt Schauerte.

Die Zukunft des Berufes

Wie sieht die Zukunft des Berufes aus? „Die Hilfsarbeiten wie Teile einlegen, werden weniger und immer mehr durch Roboter ersetzt werden“, sagt Ausbildungsleiter Müller, „Allerdings kann der Roboter niemals den Zerspanungsmechaniker ersetzen. Die Maschine kann nicht am Span erkennen, welches das richtige Werkzeug ist, oder was eine Verfärbung bedeutet oder wie Prozess oder Werkstoff sich ändern. Das erlernte Wissen und die gesammelte Erfahrung eines Arbeiters sind Gold wert.“

Nicht nur die Vielfalt, sondern auch die Zukunftssicherheit sprechen für den Beruf. Der Familienbetrieb kommuniziert direkt nach dem Start der Ausbildung das Ziel der unbefristeten Übernahme. „Aber auch allgemein in Südwestfalen und vor allem im Kreis Olpe werden dringend Fachkräfte für die Industrie gesucht“, sagt Schauerte. „Mit einer fundierten Ausbildung in einem technischen Beruf wie dem des Zerspanungsmechanikers kommt man hier langfristig sehr weit.“