Attendorn. Die „Hochzeit“ zwischen Attendorn und Rawicz ist besiegelt. Menschen, die die Städtepartnerschaft mit Leben erfüllen, erzählen, was es bedeutet.

Die Inszenierung auf der Bühne der Stadthalle war perfekt. Wenige Sekunden, nachdem Bürgermeister Christian Pospischil und sein polnischer Kollege Grzegorz Kubik mit ihren Unterschriften die Städtepartnerschaft zwischen Attendorn und Rawicz besiegelt hatten, knallten die Konfettikanonen und es flogen goldene Papierschnipsel durch die Luft. Um im Bild von Attendorns Bürgermeister bei seiner Rede zu bleiben: Die „Hochzeit“ zwischen der Hansestadt und der Kreisstadt Rawicz ist seit Freitagabend amtlich besiegelt.

Das erste Mal in 800 Jahren

Christian Pospischil erinnerte daran, dass es die erste Städtepartnerschaft in der fast 800-jährigen Geschichte von Attendorn ist. Zu den Menschen, die diese Städtepartnerschaft mit Leben erfüllen wollen, gehören Albert Hasenau und Rudolf Möller. Der ehemalige 1. Vorsitzende des SV 04 Attendorn und der Vereinschef der SG Attendorn/Ennest waren schon zwei Mal mit einer offiziellen Delegation in Rawicz. „Die Entfernung ist noch ein Problem“, blickten Hasenau und Möller am Freitagabend auf die zwölfstündigen Busfahrten zurück. „Aber wenn wir das als über 60-Jährige schaffen, können das auch die Jüngeren“, sagten die beiden Vereinsvertreter mit einem Augenzwinkern nach dem Ende des Festaktes in der Stadthalle.

Unglaubliche Gastfreundschaft

Die beiden Bürgermeister Christian Pospischil und Grzegorz Kubik (rechts) besiegeln mit ihren Unterschriften unter die Urkunde die Städtepartnerschaft zwischen ihren Städten.
Die beiden Bürgermeister Christian Pospischil und Grzegorz Kubik (rechts) besiegeln mit ihren Unterschriften unter die Urkunde die Städtepartnerschaft zwischen ihren Städten. © WP | martin droste

Für Albert Hasenau waren es die ersten Reisen nach Polen. „Ich hatte keine Idee, was mich erwartet“, gibt der Hansestädter zu. Rudolf Möller hatte vor vielen Jahren beruflich in Warschau zu tun. Rawicz war für das Duo Neuland. Umso begeisterter sind sie von dem, was sie in der polnischen Kreisstadt erlebt haben. „Es ist schwer in Worte zu fassen, wir haben eine unglaubliche Gastfreundschaft erfahren“, schwärmt der ehemalige SV 04-Vorsitzende Hasenau. „Auch wenn wir die Sprach des anderen nicht können, verstehen wir uns mit den Menschen. Wir verständigen uns mit ein paar Brocken Englisch sowie Händen und Füßen“, lacht Handballer Möller.

Wie das funktioniert, stellten sie am Freitagabend mit ihrem neuen Freund Bartosz Kowalewicz unter Beweis. Der 37-Jährige war 2018 Schützenkönig in Rawicz und spricht englisch. „Ich bin zum zweiten Mal in Attendorn. Die Leute sind sehr freundlich. Jetzt hoffen wir, dass die Städtepartnerschaft noch lebendiger wird“, wünscht sich Kowalewicz. Neben ihm saßen an diesem Abend Ulla und Rolf Kaufmann. Die Ausdauersportler vom TV Attendorn schossen beim letzten Besuch in Rawicz buchstäblich den Vogel ab.

Der nächste Schritt

Albert Hasenau hat schon den nächsten Schritt im Blick. „Wir müssen es schaffen, die Städtepartnerschaft auf junge Sportler herunterzubrechen.“ Dabei hat es der Fußballer Hasenau etwas einfacher als sein Freund Rudolf Möller von der SG Attendorn/Ennest. Denn einen Handballverein gibt es in Rawicz nicht.

Moderator Ulrich Selter erinnerte an seine eigenen, ersten Erlebnisse mit einer Attendorner Laufgruppe im Mai 2018 in Rawicz. „Der spontane Eindruck von damals ist zur Gewissheit geworden. Wir wollen heute Abend eine echte Freundschaft besiegeln.“Bürgermeister Grzegorz Kubik gab zu, „bisher Deutschland und Deutsche kaum gekannt“ zu haben. Sein Bild von den Nachbarn sei von „Arbeitsamkeit und Ordnungsliebe“ bestimmt gewesen. „Ich muss meine Meinung revidieren und habe ein paar andere Eigenschaften entdeckt. Dazu gehören Offenheit, Freude am Leben und Spontaneität.“ Der Austausch zwischen Attendorn und Rawicz hat dafür gesorgt.

Blick zurück

Der polnische Generalkonsul Jakub Wawrzyniak stößt mit einem Glas Wasser auf die neue Städtepartnerschaft an.
Der polnische Generalkonsul Jakub Wawrzyniak stößt mit einem Glas Wasser auf die neue Städtepartnerschaft an. © WP | martin droste

An die eigenen Vorurteile als junger Mensch blickte Thorsten Klute zurück, der Polonia-Beauftragte der Landesregierung. Auch er merkte nach dem ersten Besuch im Nachbarland sehr schnell, dass sein damaliges Bild nicht stimmte. „Ich bin mit Gastfreundschaft und Essen fast erschlagen worden“, erinnerte sich Klute schmunzelnd.

Mit einem Glas Wasser stieß Jakub Wawrzyniak, der polnische Generalkonsul in NRW, auf die Städtepartnerschaft zwischen Attendorn und Rawicz an. Einen Ehrengast begrüßte er besonders: Arndt G. Kirchhoff. Der Unternehmer aus der Hansestadt ist Honorarkonsul der Republik Polen und laut Wawrzyniak „ein fantastischer Botschafter von Attendorn“.