Drolshagen. In zwei Wochen tragen die Schreibershofer Schützen ihre Fahne nach Rom. Andreas Dörner, 1. Vorsitzender, erzählt wie die Vorbereitungen laufen.

Die Schreibershofer Schützen haben sich zu ihrem 120-jährigen Bestehen etwas ganz Besonderes ausgedacht: Sie möchten mit ihrer Fahne bis nach Rom wandern, um sie dort vom Papst segnen zu lassen. Seit November 2017 ist dieses Projekt in Planung. Am 21. Juli ziehen sie endlich los. Wie viel Planung darin steckt und wer auf das ausgefallene Motto „Glaube - Sitte - Blasenpflaster“ gekommen ist, verrät der erste Vorsitzende des Schützenvereins Schreibershof und Organisator Andreas Dörner im Gespräch mit dieser Zeitung.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, nach Rom zu wandern?

Andreas Dörner: Unsere beiden Fahnenoffiziere waren der Meinung, dass wir zum Jubiläum etwas Besonderes machen sollten. Da die Fahne für einen Schützenverein sehr wichtig ist, haben wir uns gedacht, sie eigenhändig nach Rom zu tragen.

Wieso gerade nach Rom?

Weil wir sehr viel mit der Stadt verbinden. Wir sind ja ein christlicher Verein und unser Schutzpatron ist der Heilige St. Laurentius. Seine sterblichen Überreste liegen in Rom begraben. Dort gibt es auch eine Kapelle, in der ein Festgottesdienst am Ende der Reise geplant ist.

„Glaube-Sitte-Heimatpflaster“ lautet Ihr Motto für diese Wanderung. Wie kommen Sie zu so einem Spruch?

Wer sich ein wenig im Schützenwesen auskennt, der weiß, dass die Schützenvereine unter dem Hauptmotto „Glaube - Sitte - Heimat“ kämpfen. Da lag das Blasenpflaster wegen der Wanderung nahe. Glaube und Sitte steht für die Verbundenheit mit den anderen Vereinen.

Wer hat sich das ausgedacht?

Das war ich selber. (lacht)

Wie viele Tage werden Sie unterwegs sein?

Insgesamt 84 Tage.

Wie vereinbaren Sie das mit der Arbeit?

Ich werde vier Etappen mitlaufen. Das sind 12 Tage, für die ich mir Urlaub genommen habe.

Wie sieht der Plan aus?

Wir wollen am 21. Juli starten. Ein Team marschiert dann von einer Etappe zur nächsten. Start ist immer am Schützenplatz in Schreibershof.

Wie viele Etappen führen nach Rom?

Insgesamt sind es 28 Etappen. Für jede Etappe gibt es ein Team mit mindestens drei Mitgliedern aus dem Verein. Die erste Gruppe wandert zunächst bis nach Herborn. Das zweite Team wird dann mit dem Transferfahrzeug dorthin gebracht und die anderen wieder nach Hause gefahren. So wird auch garantiert, dass die Fahne nahtlos weitergetragen wird.

Wie viele Kilometer sind es am Ende der Reise?

Wenn wir in Rom angekommen sind, haben wir 1728 Kilometer hinter uns gebracht.

Das Auto stellt das Autohaus Hoppmann zur Verfügung. Was passiert danach damit?

Das geht zurück ins Autohaus. Vielleicht ergibt es sich ja, dass der Papst unterschreibt. Dann könnte man es vielleicht versteigern.

Gab es schon eine Testfahrt?

Ja, wir haben mit dem Auto schon ein paar Wanderer aus Rom abgeholt. Zwar war es nicht Rom in Italien, sondern Rom bei Waldbröl, aber das zählt auch. (lacht)

Wie haben Sie die Route bestimmt?

Bis nach Würzburg haben wir die Route selbst erstellt. Ab Würzburg gibt es den Wanderweg Via Romea. Das ist ein offizieller Pilgerweg, der von Stade bis nach Rom führt. Den werden wir als grobe Richtung nehmen.

Wie viele Personen haben sich um die Organisation gekümmert?

Insgesamt acht. Im Orga-Team sind überwiegend junge Menschen dabei. Gerade die sind besonders motiviert. Sie wollen was machen, haben viele Ideen und vor allem Ehrgeiz. Die machen auch auf den sozialen Netzwerken fleißig Werbung.

Wer zahlt die Unterkünfte während der Reise?

Jedes Team hat sich schon im Vorfeld dazu bereit erklärt, die Kosten und Buchungen für die einzelnen Etappen selbst zu übernehmen und zu organisieren. Das war für uns eine große Hilfe.

Müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden?

Die einzige Voraussetzung ist, dass pro Etappe mindestens drei Mitglieder aus dem Verein sind, weil die Fahne vom Mitglied getragen werden soll. In den meisten Teams sind aber sowieso mehr als drei Leute.

Wie haben Sie sich die komplette Reise finanziert?

Wir haben ein Sponsoring für unser Projekt gegründet, weil man sowas natürlich nicht alleine stemmen kann. Zum einen ist es eine finanzielle Herausforderung, aber auch eine logistische und personelle. Deshalb haben wir Sponsoren gesucht, die uns dabei unterstützen.

Was genau finanzieren Sie mit den Geldern der Sponsoren, wenn Sie die Unterkünfte selbst zu zahlen?

Damit werden nur die Spritkosten bezahlt. Wir schätzen, dass am Ende etwa 45.000 Kilometer auf dem Tacho sind. Alles, was über die Spritkosten hinaus gesammelt wird, kommt dem Verein „Strahlemännchen“ zugute, die sich um schwerkranke Kinder kümmern.

Wieso wurde gerade dieser Verein für die Spende gewählt?

Uns war es wichtig, regional zu bleiben. Die haben ihren Hauptsitz unten an der Listertalsperre. Wir wollen mit diesem Projekt unsere Region stark machen und die Gelder deshalb nicht in die große weite Welt schicken, sondern regional nutzen. Wir haben uns vorher über den Verein informiert und finden, dass sie eine tolle Arbeit leisten.

Möchten Sie die Reise in einem bestimmten Format festhalten?

Ja, jedes Team soll entweder ein Video- oder Fototagebuch machen. Am Ende wird das beste Tagebuch prämiert und die Mitglieder erhalten einen kleinen Preis.

Was macht diese Aktion so besonders für Sie?

Das kann ich Ihnen ganz genau sagen: Die Gemeinschaft, die wir hier im Ort haben, ist einfach phänomenal. Für so ein Projekt braucht man mehr als zwei oder drei Leute. Wenn wir diese Tour abgeschlossen haben, fahren mehr als 125 Menschen mit, um bei der Segnung unserer Fahne dabei zu sein. Der Zusammenhalt hier im Ort ist auch einer der Hauptgründe, so etwas durchzuziehen und vor allem durchziehen zu können.

Spüren Sie hier im Ort auch eine gewisse Vorfreude auf die Wanderung?

Auf jeden Fall. Man sieht ganz viele Familien, die jetzt schon fleißig üben. Im Durchschnitt legt man circa 60 Kilometer in den drei Tagen zurück. Diejenigen, die noch nicht geübt sind, bereiten sich darauf vor.

Planen Sie auch bestimmte Aktionen?

Wir haben nicht wirklich was geplant. Wir haben Schützenvereine angeschrieben, die auf dem Weg liegen. Vielleicht ergibt es sich ja, dass wir zusammenkommen. Es sind ja auch Sommerferien und wenn es ein Fest gibt, spricht ja nichts dagegen, die Fahne zu zeigen und zu erklären, was wir genau vorhaben. Da lassen wir uns aber einfach überraschen.