Natürlich ist es eine Umstellung für die vielen Schützenvereine bei uns im Kreis, die es gewohnt sind, von der Feuerwehr oder Polizei bei den großen Umzügen begleitet zu werden. Es mag auch einige Mitlaufende geben, die sich schlicht sicherer fühlen in dem Wissen, dass die Polizei oder Feuerwehr ein wachsames Auge hat. Doch braucht es die Ordnungshüter wirklich, um einen Schützenmarsch problemlos über die Bühne zu bekommen. Mein Menschenverstand sagt mir: nein. Wenn eine Horde feier-freudiger Schützen über eine große Landesstraße marschiert, dann tun sie das in der Regel für nur wenige Minuten. Mit ein bisschen Geduld sollte da auch der letzte Autofahrer, und sei er noch so in Eile, die Ruhe bewahren und das marschierende Volk gewähren lassen. Ich selber kann mich noch gut entsinnen, in einem Dorf bei Sundern über eine halbe Stunde mit dem Auto gestanden zu haben. Ich kam weder vor noch zurück, der Schützenlauf war im vollen Gange. Damals war ich zu einem Freundschaftsspiel meines damaligen Fußballvereins unterwegs. Und ja, ich kam zu spät. Doch statt vor Wut zu schäumen, stieg ich aus dem Auto, zückte mein Handy und drehte belustigt ein Video von den Schützen, die die Straße „blockierten“. Später zeigte ich meinen Sportkameraden den Grund meines verspäteten Eintreffens. Sie mussten lachen. Genauso wie mein Trainer. Alles war gut. Ich war zu spät. Mehr war nicht passiert.