Die hausärztliche Versorgung im Kreis Olpe sieht gut aus. Zumindest, wenn man sich die Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung ansieht. Eine Versorgung von über 100 Prozent? Super, da bleiben ja keine Wünsche offen. Oder etwa doch? Immerhin scheinen die Wartezeiten auf einen Facharzt-Termin teilweise unendlich, Wartezimmer sind überfüllt. Doch wie passt das zusammen?

Statistiken sind ja immer so eine Sache. Es ist wichtig, die Basis und die Hintergründe zu kennen. Die Zahlen gehen auf die Bedarfsplanungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) zurück. Hier wird ganz klar festgelegt, wie viele Hausärzte und Fachärzte sich wo niederlassen dürfen.

Liegt eine Überversorgung vor (110 Prozent) wird der Bereich für Neuzulassungen gesperrt. Es ist die Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung, diese Vorgaben umzusetzen. Doch die Frage ist, wie zeitgemäß ist die Grundlage dieser Richtlinie?

Eingeführt wurde die Bedarfsplanung in den 90er-Jahren. 2013 kam dann die große Reform. Nun steht die nächste Reform an. Und das zurecht. Die gesellschaftlichen Bedingungen haben sich verändert. Beispielsweise ist der Bedarf an Psychotherapeuten deutlich gestiegen. Nicht zwangsläufig nur, weil das Anforderungsprofil gewachsen ist und damit psychische Belastungen zunehmen. Auch, weil der Gang zum Therapeuten zumindest im gewissen Maße enttabuisiert wurde.

Noch ist nicht klar, welche Auswirkungen die Reform der Bedarfsplanungs-Richtlinie für Westfalen-Lippe haben wird. Es bleibt nur zu wünschen, dass die tatsächliche Belastung von Arzt und Patient berücksichtigt wird.