Kreis Olpe. . Die evangelischen Kirchengemeinden Attendorn, Finnentrop, Grevenbrück und Lennestadt-Kirchhundem gehen zusammen.

Die Zahlen lügen nicht: Die vier evangelischen Gemeinden Attendorn, Finnentrop, Grevenbrück und Lennestadt-Kirchhundem, die dem Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg angehören, haben seit der Jahrtausendwende 900 Mitglieder verloren. „Es ist erschreckend, wie wenig Menschen wir noch binden können“, weiß Superintendent Klaus Majoress. Es ist eine Entwicklung, die nicht folgenlos bleibt: Zum 1. Januar 2020 werden die vier eigenständigen Gemeinden aus dem Kreis Olpe zu einer großen Einheit vereinigt (wir berichteten). Als Reaktion auf den Mitgliederschwund, aber auch als Antwort auf finanzielle Entwicklungen und bevorstehende Veränderungen in den Pfarrämtern.

Die Pfarrer

Anfang kommenden Jahres wird Hans-Joachim Keßler, Pfarrer der Gemeinde in Grevenbrück, altersbedingt ausscheiden. Eine Nachbesetzung wird es nicht geben, weil in dieser Gemeinde nur noch 1300 Mitglieder gemeldet sind. Laut einer Faustregel sollten allerdings 3000 Mitglieder auf einen Pfarrer kommen. „Wir haben überlegt, eine halbe Pfarrstelle auszuschreiben, aber dafür bekommen wir keine Kandidaten“, betont Majoress. So wird es ab 2020 nur noch vier Pfarrer in der dann gemeinsamen Diaspora geben. Derzeit sind es noch fünf. Auf Keßler folgen bis 2025 zudem Rose-Maria Warns (Finnentrop) und Jörg Ettemeyer (Lennestadt-Kirchhundem), die in den ­Ruhestand wechseln.

Genehmigung muss bis Ende des Jahres vorliegen

Das künftige Presbyterium wird aus jeweils fünf Mitgliedern aus Attendorn und Lennestadt-Kirchhundem und jeweils vier Vertretern aus Grevenbrück und Finnentrop bestehen.

Das zentrale Verwaltungsbüro und der Amtssitz werden ihren Platz in Grevenbrück (Siegener Straße 13) finden.

Bevor es zur Vereinigung kommt, müssen die Leitung der ev. Kirche von Westfalen und die Bezirksregierung grünes Licht geben. Bis Ende 2019 muss die Genehmigung vorliegen.

Die vier Presbyterien beschäftigen sich seit rund eineinhalb Jahren in einem S trukturausschuss mit der Vereinigung.

Der Nachwuchs

Keine leichte Aufgabe ist die Suche nach geeigneten Nachfolgern. Wenn sich ein junger Mensch dazu entscheide, Pfarrer zu werden, dann gehe er laut Klaus Majoress lieber nach Münster oder Ostwestfalen. „Wir leben in einer Region, die nicht so attraktiv ist“, weiß der 61-Jährige, der in Lüdenscheid wohnt, um die Minderheitenkonstellation im Sauerland.

Der demografische Wandel

Ein weiterer Grund für diese Situation ist laut des Superintendenten die demographische Entwicklung, die auch finanzielle Einbußen mit sich bringt. „Die Einnahmen der Kirchensteuern werden deutlich zurückgehen, weil immer weniger Menschen im berufstätigen Alter sind und so weniger Steuern gezahlt werden“, erklärt Majoress.

Die Vereinigung

„Der Zusammenschluss der Kirchengemeinden ist unumgänglich, weil die Herausforderungen der kommenden Jahre nicht mehr von einer Gemeinde allein zu bewältigen sind“, wirbt Jörg Ettemeyer für das künftige Modell. Rose-Maria Warns ergänzt auf Nachfrage dieser Redaktion: „Es ist nun unsere Aufgabe, das Gemeindeleben vor Ort und in der Region für die Zukunft zu gestalten.“ Ähnlich äußert sich auch Christof Grote, Pfarrer in Attendorn: „Die Vereinigung von vier Gemeinden ist kein leichter Schritt. Sie ist aber sinnvoll, denn so können wir am besten auf die neue Situation reagieren und von Anfang an gemeinsam gestalten.“

Klar ist, dass sich die Zuständigkeiten der verbliebenen vier Pfarrer zumindest teilweise ändern werden. Hingegen soll für die Gemeindemitglieder alles beim alten bleiben. „Unsere Gottesdienststätten bleiben erhalten“, verspricht Majoress. Zeitliche Verschiebungen, etwa bei Gottesdiensten, würden jedoch unumgänglich sein, immerhin kommt auf die Pfarrer künftig ein erhöhtes Fahraufkommen zu (die Fläche der neuen Gemeinde umfasst rund 500 Quadratkilometer). Wichtig für die Mitglieder der vier noch eigenständigen Gemeinden: Schließungen von Pfarrbüros sind nicht vorgesehen.

Und auch, wenn 2020 ein gemeinsames Presbyterium gewählt wird, werden Bezirksausschüsse die Arbeit vor Ort weiter gewährleisten. So, dass die derzeit noch knapp 9000 Protestanten aus Attendorn, Finnentrop, Grevenbrück und Lennestadt-Kirchhundem auch über das Jahr 2020 hinaus auf die Angebote ihrer Gemeinde zurückgreifen können.