Attendorn. . Dorothe Rocksloh führt das Geschäft am Alten Markt in fünfter Generation. Die Geschichte des Familienbetriebs begann in den 1880er Jahren.
In den vergangenen zehn Jahren, sagt Dorothe Rocksloh, habe sich viel verändert. „Die Zeit ist schnelllebiger geworden“, betont die Inhaberin des Betten- und Wäschehauses Brake, das seit Ende des zweiten Weltkrieges direkt am Sauerländer Dom am Alten Markt 5 sitzt. Die Kollektionen würden vier bis Mal pro Jahr ausgetauscht, die Hersteller wechseln immer häufiger und die Kunden seien viel informierter als früher und hätten höhere Erwartungen. Kurzum: „Es hat sich viel Dynamik in unserer Branche entwickelt“, weiß sie.
Bau der kleinen Weberei
Eingeknickt ist die 60-jährige Attendornerin, die in Ennest wohnt und die den Betrieb in fünfter Generation führt, vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen aber nicht. Ihr Geschäft läuft laut eigener Aussage gut. Grund zum Feiern besteht nun auch deshalb, weil das Betten- und Wäschehaus in diesem Jahr 135-jähriges Bestehen feiert. Es lockt ab dieser Woche mit Rabatten.
Der Beruf der Woll- und Leineweber gehörte in der Hansestadt zu den angesehensten Berufszweigen während der Hansezeit. Familienurkunden belegen, dass Ferdinand Brake und sein Sohn Stephan seit den 1880er Jahren Leinenwaren in Attendorn und Umgebung verkauften. Sie lebten und arbeiteten in dem alten Leineweberhaus Hebring (in die Familie hatte Ferdinand Brake in den 1850er Jahren eingeheiratet) in der Bieketurmstraße direkt neben dem Turm. 1884 übernahm Ferdinand Brake den Leineweberbetrieb seines Schwiegervaters. Im Jahr 1922 baute sein Sohn Stephan eine kleine Weberei gegenüber des Wohnhauses in der Bieketurmstraße und erweiterte die Weberei zusätzlich um mechanische Webstühle. Ein Novum im Sauerland.
Von Dessous bis zu den Saunamänteln
Im Betten- und Wäschehaus Brake finden die Kunden unter anderem Dessous, Nacht- und Tagwäsche für Herren und Damen, Saunamäntel und Zudecken.
Geöffnet hat Brake von Montag bis Freitag von 9.30 Uhr bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr.
Kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges kaufte Josef Brake, der Großvater von Dorothe Rocksloh, im Jahr 1949 das Trümmergrundstück Keimer am Alten Markt 5 und eröffnete dort nach dem Wiederaufbau einen Textilladen. Josef Brake gilt als letztes Leineweber-Mitglied der Zunft und webte laut Rocksloh noch bis 1954. „Doch irgendwann merkte er, dass die Zeit der Weberei vorbeigeht.“
Umbau in ein Geschäftshaus
Sich neu zu orientieren, war eine kluge Entscheidung, denn Mitte der 50er Jahre wurde die Weberei geschlossen. Die Textilindustrie bot mittlerweile feinere Produkte an als die handgewebte Ware. Josef Brakes Sohn Hans-Josef baute 1966 schließlich das Haus in ein dreistöckiges Geschäftshaus um. Eine der schlimmsten Stunden erlebte die Familie im Januar 1993, als ein Großbrand das Gebäude stark beschädigte und einen Teil des Hauses unbewohnbar machte. „In den Folgejahren haben wir die Etagen mehrmals renoviert und auch umgebaut“, erinnert sich die Inhaberin, die ursprünglich Sozialwissenschaften studiert hatte und zunächst gar nicht darauf bedacht war, das Geschäft in fünfter Generation weiterzuführen. Das tut sie nun seit Mitte der 80er Jahren und wird dies auch vorerst weiterhin tun. „Ich fühle mich gut und habe viel Spaß an der Arbeit. Vor allem dank meines tollen Teams und vieler netter Kunden“, sagt Rocksloh.