Rothemühle. . Seit 23 Jahren ist Christian Pilz im Vorstand der Elterninitiative. Unermüdlich setzt er sich ein und sammelt Spenden für den guten Zweck.
Die Diagnose „Ihr Kind hat Krebs“ ist für die betroffenen Eltern wie ein Schlag in die Magengrube. Eine Welt bricht zusammen. Nichts ist mehr, wie es mal war. Der ganzen Familie wird der Boden unter den Füßen weggerissen. „Leider sterben immer noch zu viele Kinder an dieser Krankheit“, sagt Christian Pilz im Gespräch mit dieser Zeitung.
Der 52-Jährige ist seit 23 Jahren im Vorstand der Elterninitiative krebskranker Kinder Siegen aktiv, seit sechs Jahren Vorsitzender. Eine eigene Krankheit vor knapp 20 Jahren hat ihn dazu gebracht, sich für diese Sache einzusetzen: „Ich war ein Jahr richtig krank. Beim Googeln habe ich die Elterninitiative entdeckt. Da habe ich sofort gesagt: Das machst du. Und dann habe ich mich da reingesteigert. Ich kann mir nicht vorstellen, diese Aufgabe nicht mehr zu machen. Es ist einfach schön, wenn du Gutes tun kannst.“
Im Jahr 1988 gegründet
Die Elterninitiative krebskranker Kinder Siegen wurde 1988 gegründet mit dem Ziel, den Krankenhausaufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, neue Therapiemöglichkeiten zu fördern und die betroffenen Familien in der schweren Zeit zu unterstützen. Christian Pilz ist ständig auf der Suche nach Spenden: „Ein Elternteil muss meistens aufhören zu arbeiten. Wir unterstützen sie, dass sie wenigstens die Geldsorgen weghaben, damit sie sich nur um ihr Kind kümmern können.“ Und: „Du musst überall Beziehungen haben. Gerade, was soziale Dinge angeht, brauchst du Leute, die bereit sind, ihr Portemonnaie aufzumachen. Ohne Geld können wir keinem helfen.“
20.000 Euro für Typisierungsaktion
Im Schnitt, so der Rothemühler, braucht die Elterninitiative 100.000 Euro an Spenden im Jahr. Am kommenden Dienstag wird der 52-Jährige mit einem symbolischen Scheck zur Registrierungsaktion für die an Blutkrebs leidende 16-jährige Ramona nach Attendorn (15 bis 20 Uhr in der Mensa der Hanseschule) fahren: „Wir wollen 20.000 Euro zusteuern. Das sind etwa 600 Typisierungen. Diese Kosten werden von der Krankenkasse nicht übernommen.“ Jedes Jahr erkranken hier im Umkreis von 70 bis 80 Kilometern 30 Kinder an Krebs, so Pilz, der besonders die sehr gute Zusammenarbeit mit der Kinderklinik Siegen hervorhebt: „Dort zählt der Mensch noch. Was Ärzte, Pfleger und Schwestern dort leisten, ist phänomenal.“
Gleich drei Spender
Der Rothemühler räumt ein, dass es nicht einfach ist, mit den schlimmen Schicksalen hautnah konfrontiert zu werden: „Da musst du auch selber erstmal mit zurechtkommen. Ich bin nicht geschult, ich mache das nur ehrenamtlich.“ Ganz schlimm sei es auf Beerdigungen von Kindern, die den Kampf gegen den Krebs verloren haben: „Dann steigen die Luftballons hoch und du siehst den weißen Sarg. Das ist das Allerletzte. Wenn es eben geht, gehe ich zu solchen Beerdigungen nicht mehr hin.“ Und: „Ich sage immer, wenn ein Kind stirbt, ist es das Schlimmste. Dann ist das Leben eigentlich vorbei. Dann ist nichts mehr so, wie es mal war.“
Doch es gibt auch die schönen Geschichten mit einem glücklichen Ende. Bei einer Typisierungsaktion seien gleich drei Spender für einen an Leukämie erkrankten Fünfjährigen gefunden worden: „Die Eltern habe ich später zufällig auf Sylt getroffen. Wir haben zusammen ein Gläschen Wein getrunken.“ Der Junge habe ihm ganz stolz gezeigt, dass er Fahrrad fahren kann. Und dann hat er Christian Pilz ein selbst gemaltes Bild überreicht. „Das sind immer tolle Erlebnisse. Solche Dinge pushen dich weiterzumachen“, betont der 52-Jährige.
Ab und zu fährt Christian Pilz auch mit Jungs, die an Krebs erkrankt sind, zu Fußballspielen ins Schalker Stadion. „Die Karten bekomme ich von Polygonvatro, wo mich Andreas Weber immer sehr unterstützt. Bei solchen Fahrten merkt man erstmal, wie wichtig es ist, dass man gesunde Kinder und Enkelkinder hat. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Sein Engagement für krebskranke Kinder mache er aus vollem Herzen, aus vollster Überzeugung, unterstreicht Christian Pilz: „Ich lebe diese Geschichte. Und solange ich gesund bin, werde ich es weiter fortführen, weil es mir für mein Leben sehr viel gibt.“