Kreis Olpe/Welschen Ennest. . Protestbewegung Maria 2.0 auch im Kreis Olpe. Frauen sollen auch alle Aufgaben in der Kirche wahrnehmen können.
Nein, den Kirchturm zum Einsturz bringen wollen sie nicht. Vielleicht ein wenig ins Wanken, damit die alten Herren im Vatikan wach werden und an der Kirche endlich etwas ändern, die ihnen allen – immer noch – so am Herzen liegt: „Die, die das jetzt protestieren, und das gilt auch für uns, die leiden in und mit ihrer Kirche“, sagt Uta Färber, die an diesem Abend ihren Sohn Lukas mitgebracht hat, der sich der Bewegung „Maria 2.0“ aus genau dem gleichen Grund angeschlossen hat: „Es geht ja auch um die Männer, ganz vorneweg um die Priester.“ Er zum Beispiel antwortet auf die Frage, ob er sich denn als engagierter Katholik darüber Gedanken gemacht habe, selbst Priester zu werden: „Ja, das könnte ich mir vorstellen, aber niemals ohne Familie.“ Im Klartext: Pflicht-Zölibat, nein danke.
Hilflos ohne die Frauen
Vier Frauen haben sich an diesem Abend zusammengefunden, die sich gemeinsam mit anderen Kirchen-Frauen und einigen wenigen Männern entschlossen hatten, sich an der kirchlichen Protestbewegung Maria 2.0 zu beteiligen. Wie berichtet, hatten Frauen im Rahrbachtal zwei Protestveranstaltungen in Form von alternativen Wortgottesdiensten auf die Beine gestellt, ebenso in Rehringhausen. Jeweils mit 20, über 25 und in einem Fall sogar mit über 30 Teilnehmern je Veranstaltung.
Kritische Aktionen, erklärt Silvia Greiten, Wortführerin im Rahrbachtal, habe es schon einige Jahre gegeben. Die Gruppe „Mittendrin“ veranstalte regelmäßig Wortgottesdienste zu Themen wie „Es wird Zeit, das ‘was dreht“ oder ein Friedensgebet für Flüchtlinge auf dem Dorfplatz.
Als dann im Januar das Signal der fünf mutigen Frauen aus Münster gekommen sei und das Thema in den Medien hochgekocht sei, habe man auch im eigenen Pfarrgemeinderat darüber diskutiert. Greiten: „Teilweise hat das auch Entsetzen ausgelöst.“ Vor allem beim Wort „Kirchenstreik“. Kein Wunder. Denn wenn es um zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten in der Kirche gehe, stehe die Pfarrei ohne Frauen hilflos da: „Kommunion- und Firmvorbereitung, liturgische Dienste oder das Seniorenfrühstück – all das wäre ohne uns Frauen nicht machbar.“ Lukas Färber macht es an einem Beispiel deutlich: „Bei der Firmvorbereitung saßen wir mit zwei Priestern, einem Vikar, mir und 28 Frauen da.“
Grundsätzlich stünden die jetzt noch einmal vorgetragenen Forderungen schon lange auf der Tagesordnung: „Es reicht. Wir wollen, dass die unzähligen Frauen, die in der Kirche sehr engagiert mitarbeiten und ohne die sehr Vieles nicht mehr funktionieren würde, genau so verantwortungsvolle Positionen einnehmen können wie Männer“, so Greiten. Das reiche von der Diakoninnenweihe über die Priesterweihe hinauf bis zum Bischofs- oder Papst-Amt.
Jutta Ohm (Rehringhausen) bringt es ebenfalls auf den Punkt: „Es geht um gleichberechtigte Teilhabe und darum, auf Augenhöhe miteinander zu arbeiten – für die Kirche.“
Eine Kirche, die derzeit unübersehbar unter enormen Schwierigkeiten ächze. Silvia Greiten: „Wir haben noch drei Priester für 12 Dörfer. Die Pfarrer können einem leid tun. Sie sind vielerorts am Limit. Ich wundere mich, dass sie nicht auf die Straße gehen.“
Etwas in Gang setzen
In unserem Gespräch im Welschen Ennester Pfarrzentrum wird an diesem Abend deutlich, dass es den Frauen nicht darum geht, mit dauerhaften Streiks das Kirchenleben tatsächlich lahmzulegen. Lukas Färber: „Es geht darum, etwas in Gang zu setzen.“ Einig sind die vier Anwesenden: „Wir wollen ja, dass die Kirche am Leben bleibt.“
Um den Forderungen noch mehr Gewicht zu verleihen, hoffen die Protestler natürlich auf weitere Mitstreiter: „Je größer die Bewegung wird, desto eher muss die Kirche reagieren.“ Die Gefahr, dass eine Protest-Lawine gar in einer Kirchenspaltung enden könnte, sieht er nicht.
Silvia Greiten, wie die anderen auch erfahrene Pfarrgemeinderätin, lässt keinen Zweifel an der Entschlossenheit der Bewegung im Rahrbachtal: „Wir haben schon Ideen, wie es weitergeht.“ Öffentlichkeit sei jetzt hergestellt: „Es wird unheimlich viel über die Kirche geredet.“ Und wenn gar nichts passiere, sei das Schlimmste zu befürchten: „Wenn nichts passiert, sind viele Kirchen in zehn Jahren zu.“