Attendorn. . Erstmals sichern nicht Polizei und Löschgruppe Listerscheid den Attendorner Lauf ab, sondern eine privates Firma. Verstimmung beim Ausrichter.
Eigentlich war alles wie immer: Der 27. Attendorner Citylauf am vergangenen Samstag erfreute sich großer Beliebtheit. 1253 Teilnehmer, so viele wie noch nie, überquerten den Zielstrich am Hallenbad, nachdem sie ihre Kilometer durch die Innenstadt abgespult hatten. Als absolut gelungen bezeichnete daher Andreas Ufer, 1. Vorsitzender vom ausrichtenden TV Attendorn, die Veranstaltung.
Doch ein kleines Detail war anders und sorgte für Unverständnis und Verwirrung im Vorfeld: Während in den vergangenen Jahren Polizeibeamte und Kameraden der Löschgruppe Listerscheid mehr oder weniger auf freiwilliger Basis markante Stellen auf der Strecke absicherten, etwa am Kölner Tor, sorgten an diesem Samstag erstmalig Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma aus Plettenberg dafür, dass der Citylauf störungsfrei über die Bühne ging. Auf Kosten der Stadt. Denn: „Der Löschgruppe wurde die Unterstützung untersagt“, betonte Ufer. Seine Reaktion: Ungläubiges Erstaunen. Tatsächlich war es so, dass Christoph Schmidt, Löschgruppenführer aus Listerscheid, am 8. Mai, nur anderthalb Wochen vor dem Citylauf, darüber informiert wurde, dass ab sofort Zugbegleitungen oder Verkehrsreglungen bei Veranstaltungen wie dem Citylauf, Schützenfest oder Martinsumzug durch die Feuerwehr nicht mehr durchgeführt werden dürften. Dies sei eine Dienstanweisung der Wehrleitung. Die Mail liegt dieser Redaktion vor.
Keine Zuständigkeiten
Georg Schüttler, Feuerwehr-Leiter der Hansestadt, verwies auf Nachfrage dieser Redaktion auf den Verband der Feuerwehren in NRW, der in einem Merkblatt (kein Gesetz) dazu schreibt: „In vielen Orten sichert die Feuerwehr allein oder mit der Polizei Martinsumzüge, Schützenfestzüge oder Karnevalszüge gegen Verkehrsgefahren ab (…). Eine Zuständigkeit der Feuerwehr besteht für solche Sicherungsmaßnahmen nicht.“ Daran würde sich die Wehr nun orientieren und sich daran auch halten.
Kommentar: Reinen Tisch machen!
Kommunikation ist das A und O. Mal funktioniert sie einwandfrei, mal entstehen Differenzen und Spannungen, wenn der eine oder der andere nicht richtig zuhört. Wie im Fall des City-Laufs in Attendorn. Irgendwo in der Kommunikationskette hat es kräftig geharkt, so viel steht fest.
Doch wem soll man am Ende den Schwarzen Peter zuschieben? Eine mühselige Frage, die vermutlich niemand so richtig beantworten kann. Doch hilft uns der Blick zurück jetzt noch weiter? Nein.
Es gilt nun, reinen Tisch zu machen und sich an denselben zu setzen. Stadt, Vereine, Polizei, Feuerwehr, Politik: Sie alle müssen die Köpfe zusammenstecken, um die entscheidende Frage zu beantworten: Wer sorgt in Zukunft für die Absicherung von Karnevals- und Schützenfestumzügen? Von Citylauf und Martinsumzug?
An einer Partei alleine kann es doch nicht hängen bleiben...
Flemming Krause
Verantwortlich für die Absicherung solcher Events wie dem Citylauf, erklärte Kreispolizeidirektor Diethard Jungermann, seien die Veranstalter und die örtlichen Straßenverkehrsbehörden. Und eben weder Polizei noch Feuerwehr. „Wir besitzen keine Zuständigkeiten“, erklärt Jungermann und ergänzt: „Darüber hinaus fehlen uns mittlerweile auch die personellen Ressourcen.“ Nur in Ausnahmesituationen und bei „unerwarteten Sicherheitsstörungen“ sei die Polizei laut aktueller Erlasslage, die schon seit Jahren gelte, für die Sicherheit zuständig. Darüber informierte die Kreispolizei alle Verein in einer Broschüre vor einigen Wochen. Maximal eine niederschwellige Unterstützung könnten die Beamten (noch) leisten.
Ein Graubereich
Die Abstinenz der Polizei sorgt laut Georg Schüttler nun auch bei der Feuerwehr dafür, dass man künftig nicht mehr für Straßen-Sicherungsmaßnahmen zur Verfügung stehe. Schüttler sagt: „Wir haben keine Befugnisse, verkehrsregelnde Maßnahmen durchzusetzen. Und wie sollen wir es den Leuten erklären, dass wir bei einem Citylauf Baken verschieben und unseren Fokus nicht auf die Personenrettung etwa bei Unfällen legen.“
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Andererseits verweist der Verband der Feuerwehren NRW auch darauf, dass die Wehr sehrwohl „absichernde Maßnahmen, die die Straßenverkehrsbehörde bei der Genehmigung dem Veranstalter in Form von Auflagen aufgibt“ nachkommen dürfe. Offenbar ein regeltechnischer Graubereich.
Dennoch habe der TV Attendorn als Ausrichter bereits seit Wochen gewusst, dass die Feuerwehr nicht mehr Gewähr bei Fuß stehe, so Schüttler. Dem widerspricht Andreas Ufer. Er habe erst wenige Tage zuvor Kenntnis erhalten. Der Vorsitzende betont, dass nur dank der Unterstützung der Stadt, die quasi in einer Nacht- und Nebelaktion einen Sicherheitsdienst organisierte, die Veranstaltung durchgeführt werden konnte. „Mit ein bisschen mehr Vorlaufzeit hätten wir eigenes Personal zusammentrommeln können“, so Ufer.
Pragmatische Lösungen erarbeiten
Damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt, plädiert Bürgermeister Christian Pospischil dafür, nun mit allen Beteiligten pragmatische Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. „Wir dürfen die Veranstalter nicht alleine lassen und müssen das Ehrenamt unterstützen, allerdings ohne das Ehrenamt der Feuerwehr zu missbrauchen.“
Vor der Frage, wie sie die Sicherheit ihrer Mitglieder gewährleisten können, steht ganz aktuell etwa der Schützenverein Lichtringhausen, der am kommenden Wochenende sein Fest feiert und dabei auch über die Landesstraße 512 marschiert. Bislang sei es laut Friedhelm Arens, 1. Vorsitzender, immer so gewesen, dass die Feuerwehrkameraden aus Windhausen bei der Straßenabsicherung geholfen hätten. „Das ist jetzt leider nicht mehr möglich. Wir müssen nun auf eigenes Personal zurückgreifen.“
Glücklicherweise, so Arens, habe die Stadt dem Schützenverein die Genehmigung erteilt, natürlich in Absprache mit dem Landesbetrieb Straßen NRW, die Straße zumindest temporär in Eigenregie zu sperren. Entsprechende Barken und Hinweisschilder haben sie vom Baubetriebshof erhalten. Eine ganz pragmatische Lösung.