Dahl. . Wiese kürzen mit dem Rasenmäher? Hartmut Winkels nimmt eine Sense. Aber funktioniert das? WP-Mitarbeiterin Lara Schulte macht den Selbsttest.
Die Sonne scheint. Es riecht nach frisch gemähtem Gras. Ich stehe neben dem Dahler Beachvolleyballfeld inmitten einer hochgewachsenen Wiesenfläche. „So und jetzt versuchst du es mal“, sagt man mir und reicht mir ein Gerät. Ich nehme vorsichtig die Sense an und atme einmal tief durch. So schwer kann das ja gar nicht sein – denke ich mir.
Bevor ich mich an die Sense heranwagen kann, muss ich aber erst einmal lernen, was genau man damit eigentlich macht. Denn für mich ist alles, was mit Gartenarbeit zu tun hat, ein großes Rätsel. Dafür ist Hartmut Winkels da. Er ist Sensenlehrer und bringt uns heute das Mähen mit dem Gerät bei. Im Gegensatz zu mir haben die anderen fünf Gruppenmitglieder schon Erfahrungen mit Sensen gemacht – oder zumindest schon mal einen Rasenmäher bedient. Zum Glück erklärt Hartmut Winkels Beate, Carmen, Franz Josef, Mirko, Andreas und mir Schritt für Schritt alles, was wir wissen müssen.
Die Vorbereitung
Nachwuchskräfte der Westfalenpost sind engagiert dabei
Lara Schulte ist freie Mitarbeiterin der Lokalredaktion der WESTFALENPOST in Olpe. Nach ihrem Abschluss am St. Franziskus Gymnasium Olpe im Jahr 2017 hat sie ein Studium der Medienwissenschaften an der Universität Siegen begonnen. Zurzeit studiert sie im zweiten Semester. Ihr berufliches Ziel: Redakteurin bei der WESTFALENPOST. Lara Schulte ist 19 Jahre alt und wohnt in Drolshagen. Gartenarbeit gehört jetzt nicht unbedingt zu ihren liebsten Hobbys, dafür liest und schreibt sie sehr gerne.
Zuerst müssen wir die Sensen zusammenbauen. Dafür bekommt jeder einen Sensenbaum: Ein langer Stab, an dem hinterher die anderen Bauteile befestigt werden. Wichtig hierfür ist die Größe. „Wenn der Sensenbaum zu kurz ist, geht das ganz schnell auf den Rücken, weil man sich dann beim Mähen bücken muss“, erklärt Winkels als er diese verteilt. So muss der Stab mindestens bis zum Kinn reichen. Daran müssen noch zwei Griffe befestigt werden, zwischen denen rund eine Armlänge liegt. Alleine müssen wir die Sensen aber nicht zusammenbauen: Hartmut Winkels hilft wo er kann. Beim Anbringen des Sensenblatts wird’s ernst. Worauf man da achten muss? „Ihr müsst immer daran denken, dass Sensen Schneidewerkzeuge sind. Wenn die richtig gedengelt sind, sind die super scharf“, betont Winkels. Deshalb immer dabei: der Erste Hilfe Koffer.
Beim Anblick des Verbandskastens werden auch die anderen Gruppenmitglieder etwas schweigsam. „Der ist zwar immer dabei, aber ich musste ihn noch nie benutzen“, versucht uns der Sensenlehrer zu beruhigen. Vorsicht stehe trotzdem immer an erster Stelle. Deshalb werden uns auch Sicherheitshinweise gegeben. Die Sense muss immer auf die scharfe Seite gelegt werden, damit diese nicht nach oben zeigt und niemanden verletzt. Und auch beim Mähen muss ein Sicherheitsabstand von mindestens zwei Metern eingehalten werden. Ich versuche mir alles zu merken. Schnell wird klar, dass man hier einiges lernt.
Das Mähen
Die Sensen sind zusammengebaut, die Mähbewegungen erklärt und die Sensenblätter geschärft. Jetzt geht es für uns auf die Wiese. Beate freut sich: „Jetzt kommt die Gymnastik!“ Carmen darf es als erste versuchen. Tatsächlich sehen die gleichmäßigen Bewegungen mit der Sense aus, wie ein Ganzkörpertraining. „Klar macht es Spaß“, lacht Carmen, „aber es ist auch anstrengend. Ich merke das schon in den Bauchmuskeln.“ Nacheinander starten die anderen Gruppenmitglieder ihren ersten Mähversuch. Dabei ist es wichtig, dass alle versetzt arbeiten: „Dann kommt sich niemand in die Quere.“
Franz Josef ist überrascht, wie viel Gras seine Vorgänger bereits gemäht haben: „Wahnsinn! Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell geht.“ Auch ich staune nicht schlecht. „Und jetzt die Zeitungsdame“, fordert mich Hartmut Winkels auf. Ein wenig nervös aber gespannt nehme ich die Sense in die Hand und folge den Anweisungen des Experten: Die Beine gebeugt und rund einen Meter entfernt von einander aufstellen. Dann die Ausholbewegung nach rechts und die Mähbewegung nach links. Sofort fällt das Gras in sich zusammen. Scharf genug ist die Sense also. Jetzt einen kleinen Schritt nach vorne gehen, ohne die Position zu verändern. Naja, die Mähbewegung sah bei Hartmut Winkels irgendwie leichter aus. Dieser schaut immer mal wieder nach allen Gruppenmitgliedern, gibt Tipps und Hilfestellung und lobt hier und da die Fortschritte. Während ich immer noch relativ am Anfang stehe, legen die anderen deutlich vor.
Die Erfolge
Frustriert schlage ich die Sense vor mir her. Aber ich merke, wie die Bewegungen gleichmäßiger werden. Ohne, dass ich es gemerkt habe, hat sich hinter mir eine Mähspur gebildet. Das vorher hohe Gras liegt jetzt als Grashaufen daneben. So langsam macht das Mähen richtig Spaß. Auch Beate hat Gefallen daran gefunden: „Die gleichmäßigen Bewegungen sind sehr beruhigend. Das finde ich schon toll!“
Die Pause scheinen so die meisten von uns gar nicht wahrzunehmen. Hartmut Winkels muss schmunzeln: „Die wollen alle gar keine Pause machen!“ Doch bei strahlendem Sonnenschein tut eine kleine Verschnaufpause dann doch ganz gut. Der Experte fragt nach unserem ersten Eindruck. „Ich finde es auf jeden Fall interessant, aber es ist doch eine Umstellung“, überlegt Andreas. „Mit meiner Motorsense brauche ich für 500 Quadratmeter Wiese zwei Stunden. Aktuell würde ich mit dieser Sense hier bestimmt zehn Stunden brauchen!“ Doch Hartmut Winkels versichert: „Das ist alles eine Frage der Übung.“ Und auch eine Frage der Einstellung. „Natürlich ist auf eurem aktuellen Übungsstand der Rasenmäher die einfachere Wahl. Aber mit der Sense kann man mähen, ohne die Umwelt zu verpesten oder Insekten umzubringen.“
Ein guter Grund also, um wieder zum Mähen mit der Sense zurückzukehren. Auch wenn es heute noch nicht fehlerfrei klappt: Übung macht den Meister.