Bilstein/Lennestadt. . Wieder geht ein Stück Infrastruktur auf dem Dorf verloren. Die Postagentur in Bilstein schließt zum 1. August.

„Trara, die Post ist da“ heißt es im Kinderlied. Im Veischedetal heißt es ab 1. August „Trara, die Post war da“. Dann schließt die Postagentur im Frischemarkt Hoff in Bilstein und die letzte im oberen Veischedetal. Was besonders Geschäftsleute schmerzen wird, auch die Postfachanlage wird geschlossen.

„Die Schließung erfolgt auf Wunsch unseres Kooperationspartners“, erklärt Jessica Balleer von der Pressestelle in Düsseldorf. Peter Burghaus, Inhaber des Frischemarktes, bestätigt das und nennt Gründe. „Es ist einfach zuviel Arbeit. Es kommt ständig was Neues, in das man sich einarbeiten muss. Die Sache mit dem Porto ist da noch das Geringste. Und das Honorar ist einfach zu gering.“

Versuche der Post, einen anderen Standort im Ort zu finden, scheiterten. Für Burghaus keine Überraschung: „Wenn es sich lohnen würde, hätte man sicher jemanden gefunden.“

Ein Einzelfall

Für Postsprecherin Balleer ist dies eher ein Einzelfall. „Die Mehrheit unserer Partner versteht den Postservice als Zusatzgeschäft – und wenn die Kundenfrequenz stimmt, dann funktioniert er auch als solches.“ Die Zahl von deutschlandweit mehr als 13.000 Kooperationspartnern der Deutsche Post DHL Group sei ein Beleg dafür.

Bereits seit Anfang März gibt es in der Postagentur in Elspe, im Schreibwarengeschäft Görg, keine Postbank-Leistungen mehr, weil die Kundennachfrage nachgelassen habe. Balleer: „Bekanntlich sind Bankleistungen wie Geldauszahlungen mittlerweile sogar in Supermärkten und für Postbankkunden an Shell-Tankstellen möglich, so dass wir unser Angebot auch hier anhand der Nachfrage regulieren müssen.“ Dem allgemeinen Eindruck, dass sich die Deutsche Post mehr und mehr aus dem ländlichen Raum zurückziehen will, tritt das Unternehmen entgegen. „Im Gegenteil. Wir bauen unser Netz stetig aus. Es gibt mittlerweile rund 27.000 Anlaufstellen durch Verkaufspunkte, Filialen, Paketshops etc. in Deutschland – und die Zahl steigt aufgrund des Paketbooms“, erklärt die Postsprecherin. Und: „Die Bürger in Lennestadt müssen sich keine Sorgen machen, denn die Post wird allen gesetzlichen Auflagen mit Blick auf ihr Filialnetz auch in Zukunft nachkommen.“

Drei Stunden in der City

Eine Aussage, bei der sich Lennestadts Bürgermeister Stefan Hundt zurückhalten muss, um nicht aus der Haut zu fahren. In Lennestadts City Altenhundem, immerhin Herzstück des Einzelhandels im Stadtgebiet, gibt es im Zentrum nur noch eine Postagentur in einem Ladenlokal, die lediglich drei Stunden am Tag geöffnet ist. Per Plakat an der Eingangstür wird händeringend eine Vertretung gesucht, damit der Schalter im Verhinderungsfall wie vor einigen Wochen nicht tagelang komplett geschlossen bleibt.

Der Versuch der Verwaltung, zusammen mit der Post und analog zur erfolgreichen DB-Bahn-Agentur im Bahnhof in Altenhundem eine gemeinsame Lösung zu finden, und in einem leerstehenden Ladenlokal in zentraler Lage am Marktplatz eine Postfiliale zu eröffnen, sind bislang gescheitert. „Die Verhandlungen haben keinen Spaß gemacht, es geht um Profit, also um betriebswirtschaftliche Betrachtungen“, sagt der Bürgermeister.

PUDLV-Verordnung regelt Versorgungspflicht

Die Versorgungspflicht der Deutschen Post ist durch die PUDLV (Post-Universaldienstleistungsverordnung) in § 2 „Qualitätsmerkmale der Briefbeförderung“ geregelt.

Die Verordnung sieht vor, dass in Gemeinden bzw. zusammenhängend bebauten Wohngebieten mit mehr als 2000 Einwohnern eine Filiale der Post, bzw. eine stationäre Einrichtung eingerichtet sein muss. Dies gilt insbesondere für Orte mit zentralörtlicher Funktion.

In Orten mit mehr als 4000 Einwohnern, wie zum Beispiel Altenhundem, ist grundsätzlich zu gewährleisten, dass in zusammenhängend bebauten Gebieten eine stationäre Einrichtung der Deutschen Post in maximal 2000 Metern für die Kunden erreichbar ist.

Daneben muss in allen Landkreisen mindestens je Fläche von 80 Quadratkilometern eine stationäre Einrichtung vorhanden sein. Alle übrigen Orte müssen durch einen mobilen Postservice versorgt werden. Die Einrichtungen müssen werktäglich nachfragegerecht betriebsbereit sein. Über genauere Öffnungszeiten sagt die Verordnung nichts aus.

Für Stefan Hundt ist dies ein Reizthema. Noch seien nicht alle Türen geschlossene und er will weiterhin zusammen mit den lokalen Akteuren und auch der Politik nach Lösungen suchen. „Es ist für mich völlig unverständlich, wie die Post im Zentralort eines Mittelzentrums mit der jetzigen Struktur ihrem gesetzlichen Auftrag gerecht werden will“, so Hundt. Solche Minimallösungen wie in Altenhundem müsse man hinterfragen.