Elspe. . „Winnetou III“ mit der berühmten Sterbeszene steht ab 15. Juni auf dem Spielplan. Dennoch soll kein Besucher traurig nach Hause gehen.
Es ist die berühmteste Szene aller Winnetou-Bücher, -Filme und Inszenierungen. Am Ende von Winnetou III wirft sich der Häuptling der Apatschen in einen Schuss, rettet Old Shatterhand das Leben und stirbt selbst in den Armen seines Blutsbruders. Das Publikum des Elspe Festivals, egal ob jung oder alt, hält bei dieser Szene den Atem an, verharrt in Schockstarre. So war es 1980, 1986, 1997, und so wird es auch ab dem 15. Juni wieder sein, wenn die Inszenierung von Winnetou III Premiere feiert.
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Normalerweise enden die Inszenierungen spektakulär. Mal fliegt ein Bergwerk in die Luft, mal rauscht ein Wasserfall in die Tiefe. Bei Winnetou III ist das anders. 4000 paralysierte Zuschauer verharren am Ende nach Winnetous Tod auf ihren Plätzen, zücken die Taschentücher und verlassen mit geröteten Augen den Zuschauerraum. Wird es so kommen?
„Nein, keiner wird traurig nach Hause gehen“, sagt Ingrid Mause, Mitglied der Geschäftsleitung des Elspe Festivals, an die Adresse aller Eltern und Großeltern, die Angst haben, sie könnten ihren Kindern oder Enkeln die Sterbeszene nicht zumuten. Denn - und das gehört zur DNA des Elspe Festivals: „Wir lassen keine Helden sterben. Winnetou wird auch nach dem traurigen Moment wieder so auftauchen, wie man ihn kennt“, verspricht Jochen Bludau, Regisseur und Drehbuchautor der Karl-May-Festspiele Elspe. Wie genau dies vom Ensemble und der Bühnentechnik umgesetzt wird, soll das Publikum ab 15. Juni selbst live erleben.
„Es gibt zwei Versionen von der Szene. In der ersten stirbt Winnetou in einer Kirche, in die er sich zurückgezogen hat und die in Flammen aufgeht. Aber wir werden dieses Jahr die sentimentale Szene nehmen, in der er in den Armen Old Shatterhands stirbt“, verrät Bludau. Er kennt diesen Moment und auch die Reaktionen des Publikums nur zu gut. 1980 und 1986 spielte er selbst den Old Shatterhand, in seinen Armen starb damals Elspes berühmtester Winnetou-Darsteller Pierre Brice.
Zeitgeist beachten
Wie viele Emotionen ein Stück verträgt, sei immer auch vom momentanen Zeitgeist abhängig. Dieser wiederum werde von Film und Fernsehen beeinflusst, erklärt der Regisseur. „In den 90er Jahren war es sehr schwer, Emotionen rüber zu bringen. Die wurden vor allem von den Jugendlichen nicht angenommen.“ Damals kamen die Haudrauf-Filme mit Bud Spencer und Terence Hill in die Kinos, wenig emotional, eher aggressiv. „Damals war mehr Action gefragt, aber das hat sich dann wieder gedreht“, so Bludau.
Das Publikum also ist reif für die sentimentale Fassung. Auf jede Menge Action, brennende Häuser, sehenswerte Explosionen, rasante Reitszenen, eine gute Portion Humor und Slapstick, also die gewohnten Zutaten in der Elsper Western-Welt, muss das Publikum auch in dieser Spielzeit nicht verzichten, bevor es nach gut zwei Stunden zu „Winnetous letztem Kampf“, so der Untertitel der Inszenierung, kommt.
Am 29. Mai beginnen die Proben mit den 60 Darstellern. „Das sind nur 17 Tage bis 15. Juni, es muss funktionieren, die Darsteller müssen ihre Rollen dann natürlich kennen“, sagt Regisseur Bludau. Die Titelrolle spielt wieder Jean-Marc Birkholz als Winnetou, ins Lederkostüm seines Blutsbruders schlüpft wieder Karl Noll. Der Pfiffe des Publikums gewiss kann sich diesmal Sebastian Kolb sein, der letztes Jahr in Winnetou II den Bösewicht Parranoh mimte. Diesmal hat er die unrühmliche Aufgabe, den tödlichen Schuss auf Winnetou abzugeben.
Der Bühnenbau ist so gut wie abgeschlossen, nur das Feintuning fehlt noch. Eine beeindruckende und spannende Unterhaltung ist also garantiert. Das weiß auch das Elsper Stammpublikum. 100.000 Tickets, übrigens zu gleichen Preisen wie im Vorjahr, sind bereits abgesetzt. „Das sind acht Prozent mehr als im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt“, so Bludau. Im letzten Jahr kamen rund 220.000 Besucher, trotz Straßensperrung (B 55) auf der Zufahrt, Traumsommerwetter und dem weniger populären Stück Winnetou II.
Da die Spielzeit in diesem Jahr bis zum 15. September geht und mit 59 Vorstellungen eine Woche länger dauert, könnten es also sogar noch mehr Zuschauer werden.