Lennestadt/Obervalbert. . Neue Interessenten für Photovoltaikanlage im ehemaligen Abschussbereich der Sauerlandkaserne. LANUV bewertet Flächen neu.

Ruhig war es geworden um den geplanten Solarpark oberhalb von Obervalbert, im früheren Abschussbereich der Sauerlandkaserne Oedingen, nachdem der Investor IBC Solar aus Oberfranken aus dem Projekt ausgestiegen war (wir berichteten). Doch jetzt gibt es wieder Hoffnung, dass es mit diesem Vorzeigeprojekt doch noch etwas werden könnte. Nach dem Rückzieher von IBC Solar haben sich zwei neue Interessenten bei der Stadt gemeldet. „Ja, das ist wieder Bewegung drin“, bestätigt Lennestadts Beigeordneter Karsten Schürheck. Beide Unternehmen waren bereits vor Ort.

Unlösbarer Konflikt

Und auch das LANUV, das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, ist aus seiner mehr als dreijährigen Starre erwacht. Das Landesamt hatte 2015 auf dem 16 Hektar großen Gelände zwischen Altenvalbert und Schöndelt eine unter Naturschutz stehende „Magerwiese“ entdeckt (wir berichteten). Der Konflikt Klimaschutz gegen Naturschutz konnte nicht gelöst werden. Das LANUV unter Leitung des damaligen grünen Ministers Remmel beharrte auf einer Reduzierung der Flächen, auf denen eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage entstehen sollte, um den Magerrasen und einige Kräuter zu schützen.

Mittlerweile hat das LANUV eine Neubewertung vorgenommen. Dabei ist eine Fläche von 2900 Quadratmetern gesetzlich geschützter Biotope wieder raus gefallen. Dr. Svendja Vormstein, Umweltbeauftragte der Stadt: „Das ist nicht viel, aber das Biotop lag mittendrin und man muss auch sehen, dass die Abstandsflächen um das Biotop ebenfalls weggefallen sind.“

Ob dies ausreicht, um die Flächen im ehemaligen Abschussbereich möglichen Investoren schmackhaft zu machen, bleibt abzuwarten. Der Stadt Lennestadt kommt dabei nur eine Vermittlerfunktion zu, denn Eigentümer der Flächen ist die Bundes-Immobilien-Anstalt. Karsten Schürheck: „Die Stadt leitet alle Anfragen an die Behörde. Die BIMA wird das Projekt wohl europaweit ausschreiben.“

Nach wie vor würde die Stadt. die erst vor wenigen Monaten mit dem „European Energy Award“ in Silber ausgezeichnet wurde, es begrüßen, wenn dort ein moderner Solarpark entstehen würde.

Blockadehaltung

Die Blockadehaltung des LANUV hatte seinerzeit in Politik und Verwaltung für kollektives Kopfschütteln gesorgt. „Wir haben im Fachausschuss am 22. Januar beantragt und beschlossen, dass die Verwaltung diesen Sachverhalt der Landesregierung schildert und über das Ergebnis berichtet. Die neue Landesregierung ist dabei, durch den Entfesselungspakt I und II Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und Vorschriften zu entschlacken“, so CDU-Fraktionschef Gregor Schnütgen. Die Firma IBC-Solar mit Sitz in Bad Staffelstein bei Coburg wollte das Gelände, wo früher Raketenstellungen der Bundeswehr untergebracht waren, für 20 Jahre pachten und einen 10-Mega-Watt-Photovoltaikpark errichten. Das Unternehmen hatte dann das Projekt ob der hohen Forderungen des Naturschutzes aufgegeben.

Sauberer Strom für 2375 Haushalte wäre möglich

Ohne die Begrenzung der Fläche durch Naturschutzauflagen könnten auf dem Gelände durch die Nutzung als Freiflächen-Photovoltaik-Anlage pro Jahr 9.500.000 kWh Strom aus Sonnenlicht generiert, bis zu 5.548 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid eingespart und ca. 2.375 Haushalte mit Energie versorgt werden können, hatte IBC-Solar berechnet.

Zahlreiche Beschränkungen, vor allem die unüberbaubaren Biotope, hätten die installierbare Leistung um ca. 40 Prozent reduziert. Dadurch wurde die Investition unwirtschaftlich. IBC-Projektleiter Ralf Hennig hatte damals resignierend festgestellt, dass „vor dem Hintergrund dieser Rahmenbedingungen eine Abkehr von fossilen Energieträgern in NRW niemals gelingen wird.“