Rönkhausen. . Unbedachte Äußerungen über den Krieg wurden dem gebürtigen Rönkhauser zum Verhängnis. Heute vor 75 Jahren starb er den Märtyrertod.
Ein schreckliches Lebensende widerfuhr am Mittwoch, 24. April, vor genau 75 Jahren, Pater Kilian Kirchhoff, einem gebürtigen Rönkhauser. Der Geistliche starb an diesem Tag dem Märtyrertod in Brandenburg-Görden durch Enthauptung. Die Hinrichtung unter dem Fallbeil erfolgte um 15.20 Uhr. Der Tag war Karfreitag. Die Sterbezeit von Pater Kilian fiel in die neunte Stunde – dies ist nach der Passionsgeschichte die Sterbestunde Jesu.
Aus dem Erzbistum Paderborn ist Pater Kilian damit der einzige Geistliche, der vor dem damaligen Volksgerichtshof in Berlin zum Tode verurteilt wurde. Die Urne mit der Asche wurde am 1. April 1950 in der Gruft des Franziskanerklosters Werl auf dem Parkfriedhof beigesetzt.
„Was liegt uns an der byzantinischen Kirche? Was tun wir mit Marienhymnen? Wir müssen siegen!“ das sind Worte des Volksgerichtshofpräsidenten Roland Freisler, bevor er am 7. März 1944 den Franziskanerpater zum Tode verurteilte. Die Begründung waren feindliche Äußerungen gegen Hitler-Deutschland.
Zeugenaussage brachte ihn den Tod
Um so tragischer ist das alles, bedenkt man, dass durch eine einzige Zeugenaussage Pater Kilian sein Leben lassen musste.
Das Dilemma begann im Oktober 1942, als Pater Kilian Kirchhoff sich zu einem Erholungsaufenthalt nach Wiedenbrück begab. Zuvor besuchte er noch vom 6. bis 8 Oktober 1942 eine Familie, zu der er freundschaftliche Beziehungen unterhielt. Er wusste, dass Maria Gies, eine der beiden Töchter des Hauses, eine überzeugte Nationalsozialistin war. Einige unbedachte Äußerungen über den Krieg und führende Nationalsozialisten sollten für Pater Kilian später zum Verhängnis werden. Bereits einen Tag später erstattete Maria Gies Anzeige. Dann dauerte es bis zum 21. Oktober 1943, bis Pater Kilian in Dortmund-Hörde verhaftet wurde. Der Rönkhauser wusste, was das bedeutete. „Jetzt geht der Kopf ab“, sagte er, als der Gestapo-Mann ihn zur Vernehmung abholte.
In dem Prozess am 7. März 1944 erklärte die Zeugin, dass sie nichts gegen den Angeklagten persönlich habe, sondern lediglich Priester hasse, da sie Gegner des Nationalsozialismus seien.
Gedenkfeier in der Pfarrkirche St. Antonius Einsiedler
In seiner Heimatgemeinde Rönkhausen findet am Samstag, 27. April, eine Gedenkfeier statt. Begonnen wird um 17 Uhr mit einem Hochamt in der Pfarrkirche St. Antonius Einsiedler.
Im Anschluss, ab 18 Uhr, wird eine Gedenkfeier mit entsprechendem Rahmenprogramm im Pater-Kilian-Heim (Pfarrheim) fortgesetzt. Es wird ein Einblick in die bisherigen Ergebnisse einer Dokumentation über den anerkannten „Brückenbauer der Ost- und Westkirche“ gegeben.
Josef Kirchhoff (Kilian ist sein Ordensname) wurde am 17. Dezember 1892 in Rönkhausen als achtes Kind der Eheleute Johann Heinrich Kirchhoff und Maria Katharina, geborene Huxol, im Haus „am Canal“ geboren. Bereits mit 13 Jahren war Josef Kirchhoff Vollwaise und wuchs somit als Pflegekind auf. Im Jahre 1907 trat der begabte Junge in die Untertertia des Rivius-Gymnasium in Attendorn ein. Er lebte in der Familie Peter Baußmann, die das geistige Interesse von Josef Kirchhoff ausdrücklich förderte. Im Jahre 1914 trat Josef Kirchhoff in Warendorf in den Franziskanerorden ein. Bereits 1916 wurde er Soldat im Ersten Weltkrieg und nach der Heimkehr vollendete er seine theologischen Studien und wurde 1922 als Pater Kilian in Paderborn zum Priester geweiht.
Seelsorger an vielen Orten
Sein großer Wunsch, ausschließlich in der Wissenschaft zu arbeiten, erfüllte sich für den großen Kenner und Liebhaber alter Sprachen nicht.
Sein Orden setzte ihn als Seelsorger in verschiedenen Orten ein. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass Pater Kilians fast übermenschliche Leistung – neben seinem priesterlichen Wirken – ein zehnbändiges Werk mit Übersetzungen aller tages- und jahreszeitlichen Hymnentexte der Ostkirche ist.
Internationale Anerkennung
Sie brachten ihm, „einem der ganz großen Gelehrten“, internationale Anerkennung. Wie die Publizistin Dr. phil. Magdalene Padberg unter der Überschrift „Ein Blutzeuge aus Rönkhausen“ in einem Beitrag für das Buch „Finnentrop – Eine Gemeinde im Sauerland“ schreibt, ist erst nach dem 2. Vatikanischen Konzil das Verdienst dieses schlichten Franziskaners deutlich hervorgetreten: der Geistliche aus Rönkhausen hat wesentliche Voraussetzungen zum Verständnis zwischen dem römischen und griechischen Katholizismus geschaffen. „Dem Pfarrgemeinderat St. Antonius Einsiedler Rönkhausen ist es ein tiefes Bedürfnis, das Andenken an Pater Kilian Kirchhoff in seinem Heimatort und über dessen Grenzen hinaus zu bewahren“, teilte unserer Zeitung Iris Brüggemann vom Pfarrgemeinderat mit.