Attendorn. . Nach zwei erfolgreichen Casting-Runden setzte sich Jonas Kaufmann (15) unter rund 1.000 Mitbewerbern durch. Sieben Rollen waren zu vergeben.

Till Heinzinger kann ganz schön hochnäsig sein und die Sportskanone heraushängen lassen, wenn es darum geht, die neue Internatskollegin Martha Pracht einzuschüchtern. Die kommt vom Internat Schloss Einstein und steht vor der schwierigen Aufgabe, sich nach dem Umzug ins Sportinternat Erfurt einzugewöhnen.

Keine Angst: Die Geschichte hier handelt nicht etwa von Nerv tötendem Schüler-Mobbing, sondern vom bekannten Kika-Fernsehformat „Schloss Einstein“, das seit zwei Jahrzehnten viele Kinder um die 10 Jahre an den Bildschirm fesselt. Und Sportskanone Heinzinger heißt in Wirklichkeit Jonas Kaufmann. Ist 15 Jahre alt, kommt aus Attendorn und erzählt uns, wie es denn zugeht am Set und wie ein Schüler des Attendorner St. Ursula-Gymnasiums (Klasse 10) plötzlich im Fernseh-Sportgymnasium Erfurt landet. Wo es gilt, die Neuankömmlinge von Schloss Einstein in Schach zu halten. „Das fing eigentlich schon in der Grundschule an, als ich eine kleine Rolle im Schulmusical hatte. Hat mich ziemlich begeistert“, erinnert sich Jonas - mit entwaffnendem Lächeln und dem typischen Kleine-Jungs-Charme, der es Eltern so schwer macht, auf die rechtzeitige Bettruhe oder die Erledigung der Mathe-Hausaufgaben zu drängen.

Filmemacher überzeugt

Gepaart mit der flinken und hellwachen Rhetorik eines eher 20-Jährigen, dürfte Jonas auch die Filmemacher von Schloss Einstein überzeugt haben. In die Schauspielerei hatte Jonas auch auf dem St. Ursula-Gymnasium reinschnuppern können – unter anderem als Romeo im Shakespeare-Klassiker der Theater AG. „Da ist so etwas wie ein Funke über gesprungen“, strahlt er in der Erinnerung an seine ersten Gehversuche auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Obwohl er gleich hinzufügt: „Ich hab’ nie ernsthaft daran gedacht, mal ein richtiger Schauspieler zu werden.“

1000 Kandidaten, sieben Rollen

Dennoch fährt er Ende Januar 2018 mit seiner Mutter zum Casting der Produktionsfirma Saxonia Media nach Erfurt. Und setzt sich in der ersten Casting-Runde unter rund 1000 Mitbewerbern für die 2. Runde mit nur noch 64 Kandidaten durch. Sieben Rollen sind zu vergeben. „In der ersten Runde mussten wir uns nur kurz vorstellen, sagen, wer wir sind, wie alt und sowas.“ Jonas grinst: „Reden fällt mir relativ leicht.“ Wir glauben ihm aufs Wort.

In Runde zwei geht es ans Eingemachte. In zwei vorgegebenen Szenen von einigen Minuten wollen die Filmemacher sehen, wer am besten ins Format passt, wer am glaubhaftesten den hellwachen Teenie mit Hundeblick und Boygroup-Faktor geben kann. Jonas kann das. Hohe Sympathiewerte und Glaubwürdigkeit im Rucksack kann er also für den Umzug nach Erfurt packen. Und das, obwohl man sich im Hause Kaufmann, so grinst er wieder, schon Gedanken „wegen der Schule und so“ gemacht habe. Dass er ein Nein kaum akzeptiert hätte, ohne eine familiäre Revolution anzuzetteln, braucht er nicht hinzuzufügen.

Strenges Gymnasium

Dafür, dass die Schulbildung nicht zu kurz kommt, hat Saxonia Media allerdings auch gesorgt, ebenfalls für eine Gastfamilie: „Morgens haben wir ganz normal das dortige Königin-Luise-Gymnasium besucht. Von 14 bis 22 Uhr wurde gedreht.“

Kein Zuckerschlecken also, zumal es im Erfurter Gymnasium ganz schön streng zugegangen sei: „Ich war froh, als ich wieder an meiner St. Ursula war.“

Staffel 22 startet am 1. April, 14.35 Uhr

Die Kinder- und Jugendserie Schloss Einstein läuft seit 1998 und handelt vom Leben der dortigen Internatsschüler. Die 22. Staffel (26 Folgen) läuft am Montag, 1. April (14.35 Uhr) an. Kaufmann wirkt in 25 Folgen mit.

Gedreht wurde von Juni bis November – im Alten Erfurter Schauspielhaus, das sich in ein Sportinternat verwandelt. Frühere Folgen wurden im Filmstudio Babelsberg in Potsdam gedreht.

Story: Die eher feingeistigen Schüler des Internats Schloss Einstein müssen in das Erfurter Sport-Internat umziehen und sich gegen die Lokalmatadoren durchsetzen.

Bekannte Erwachsenen-Schauspieler sind unter anderem Gitta Schweighöfer, Mutter von Matthias Schweighöfer, sowie Liz Baffoe (Lindenstraße).

Die Dreharbeiten selbst seien „super spannend“ gewesen, mit tollen Regisseuren, die offenbar Erfahrung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen hatten. „Nur manchmal gab es auch Stress, vor allem, wenn Drehs länger dauerten als geplant. Dann hieß es ganz klar: Fokussieren, konzentrieren und durch.“ Seiner Begeisterung für den Film und die Schauspielerei hat das keinen Abbruch getan: „Dass ich mal Bauingenieur oder Banker werde, kann ich mir nicht vorstellen. Am liebsten würde ich aber selbst Filme drehen.“ Was nicht verwundert, da das liebste Hobby des 15-Jährigen die Fotografie ist. Der Einstieg in die Branche ist jedenfalls geschafft.

TNT wie der Sprengstoff

Etwas kurzlippig wird Jonas an diesem Nachmittag nur einmal – wenn wir auf die Story der neuen Staffel zu sprechen kommen: „Da darf ich natürlich nicht zu viel verraten“, verzieht er spitzbübisch das Gesicht.

Nur soviel: „Ich bin eine 100 Meter-Sportskanone und Anführer der Dreier-Bande Till, Nick, Timo - kurz TNT, so wie der Sprengstoff“, lacht er. Und lässt durchblicken, dass er es als solcher auf besagte Martha von Schloss Einstein abgesehen hat, die so einiges zu ertragen haben wird...

Der Trailer dazu unter