Wenden.. 54-Jähriger neuer Leiter des Grundschulverbunds Wendener Land. Kooperativer Führungsstil. Verfechter inklusiver Werte
Die lange vakante Rektorenstelle für den Grundschulverbund Wendener Land ist am 1. Februar neu besetzt worden. Wolfgang Linz (54) steht jetzt auf der Kommandobrücke und hat die Leitung für den Hauptstandort in Wenden (230 Schüler) und den Teilstandort in Rothemühle (150 Schüler) übernommen.
Was waren die Gründe für Ihre Bewerbung in Wenden?
Wolfgang Linz: Ich habe sehr gerne mehr als 13 Jahre an ‚meiner‘ alten Schule in Eckenhagen gearbeitet. Sie hat sich konzeptionell sehr gut entwickelt, was 2017 auch durch die Qualitätsanalyse der Bezirksregierung bestätigt wurde. Weiterhin sind die komplette energetische Sanierung und ein Umbau des Gebäudes im letzten Jahr abgeschlossen worden. Die Schule hatte einen Stand erreicht, von dem ich sage: So stelle ich mir gute Schule vor. Gewissermaßen war etwas zu einem Abschluss gekommen, auch wenn Schulentwicklung ein fortdauernder Prozess ist. Es stellte sich dann die Frage, was die Perspektive für die eigene berufliche Zukunft ist. Die Frage habe ich für mich so beantwortet, dass ich mich nochmal auf ein ganz anderes Umfeld und eine neue Herausforderung einlassen wollte.
Sie sind jetzt knapp zwei Monate in Wenden. Wie sind Ihre ersten Eindrücke und Erfahrungen?
Mein erster Eindruck ist absolut positiv. Ich habe ein engagiertes Kollegium angetroffen, das sehr gut miteinander arbeitet. Die Gemeinde als Schulträger signalisiert deutlich, die Schulen in Fragen der äußeren Schulangelegenheiten umfassend unterstützen zu wollen. Außerdem begegnen mir jeden Tag ganz viele freundliche und gut gelaunte Kinder - was will man mehr für den Start?
Was läuft gut, wo ist Verbesserungsbedarf?
Ich bin sehr froh über die guten Teamstrukturen im Kollegium. Es gibt hier kein Einzelkämpfertum und man hat sich auf ein schulübergreifendes Unterrichtskonzept geeinigt, das es nun schrittweise zu optimieren gilt.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Konrektor Thorsten Nebel?
Die Zusammenarbeit mit Thorsten Nebel funktioniert sehr gut. Wir sind in engem Austausch und haben Zuständigkeiten klar definiert. Thorsten Nebel hat die Schule ganz offensichtlich hervorragend kommissarisch geleitet und so konnte ich in ein bestelltes Feld hineinwachsen.
Was sind Ihre Ziele mit dem Grundschulverbund?
Mein Ziel ist es, die gute Basis, die durch meine Vorgängerinnen im Amt gelegt wurde, auszubauen. Ich bin ein Verfechter inklusiver Werte und werde mich dafür einsetzen, dass diese zunehmend im Schulleben erkennbar werden. Gegenseitige Wertschätzung, bewusster Umgang mit Unterschiedlichkeit und die Teilhabe von Kindern und Erwachsenen an der Schulentwicklung sind mir dabei besonders wichtig.
Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen?
Der wichtigste Schwerpunkt wird die weitere Unterrichtsentwicklung hinsichtlich des Anspruchs der individuellen Förderung von Kindern sein. Bei einer immer größer werdenden Schere in den Entwicklungsständen und dem Leistungsvermögen der Kinder ist das eine Herausforderung, die einen Großteil der Arbeitskraft des Kollegiums binden wird. In den nächsten Jahren werden uns auch das Lernen und der Umgang mit digitalen Medien intensiv begleiten. Hier sind wir schon mitten in den Planungen. Darüber hinaus möchte ich die Gestaltung der Standorte als Lern- und Lebensraum sowie die Gesundheitsförderung von Kindern und Lehrkräften weiter vorantreiben. Diese Schwerpunkte sind auch im Leitbild der Schule verankert.
Welchen Führungsstil haben Sie?
Ich würde ihn als kooperativen Führungsstil bezeichnen. Die Zeit einsamer Entscheidungen ist im schulischen Bereich definitiv vorbei. Alle Lehrkräfte tragen neben ihren unterrichtlichen Angelegenheiten auch Verantwortung für die Schulentwicklung. Dafür müssen sie beteiligt werden und die Gelegenheit haben, im Team Konzepte zu entwickeln.
Werden Sie neben den leitenden Tätigkeiten auch selbst unterrichten?
Ja, ich werde auch selbst unterrichten. Das ist mir sehr wichtig, um den Kontakt zu den Kindern zu halten. Zur Zeit nutze ich meine Unterrichtsstunden, um durch alle Klassen zu ‚reisen‘ und unsere Schülerinnen und Schüler kennenzulernen.
Sind Sie nur am Hauptstandort Wenden oder auch am Teilstandort Rothemühle?
Ich bin an beiden Standorten. Hauptsächlich in Wenden, aber auch an mindestens zwei Tagen in Rothemühle. Thorsten Nebel hat in Rothemühle die Standortleitung übernommen.
Männer sind gerade in Grundschulen Mangelware. Woran liegt das?
Ich glaube, dass Männer, wenn sie sich für den Lehrerberuf entscheiden, traditionell eher den Draht zu älteren Schülern haben. Warum das so ist, weiß ich nicht. Es tut dem Grundschulverbund jedenfalls gut, dass wir überdurchschnittlich viele männliche Kollegen haben – eine gute Mischung macht’s.
Was waren die Gründe für Sie, im Elementarbereich zu arbeiten?
Bei mir war es eben so, dass ich lieber mit jüngeren Schülern arbeiten wollte. Ich bin im Laufe der Jahre auch sehr darin bestätigt worden. Es ist schön, Kinder mit ihrer Spontaneität und Neugier zu begleiten und ihnen den Weg für ihr weiteres Lernen zu bereiten; es ist natürlich auch eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
Blick zurück. Beim Wendener Grundschulverbund war es mühevoll, die Leiterstelle zu besetzen. Seit Herbst 2017 war der Posten zweimal erfolglos ausgeschrieben. Dann kam mit Anke Olberts eine kommissarische Rektorin, die bleiben wollte, aber gehen musste. Vor allem der Vorsitzende der Wendener Gemeindeunion, Bernd Eichert, hatte im Gespräch mit unserer Zeitung seinen Unmut geäußert. Haben Sie die Vorgänge verfolgt?
Ja, ich habe die Vorgänge damals in der Presse verfolgt. Mir steht es jedoch nicht zu, diese zu bewerten. Ich schaue lieber nach vorne und freue mich sehr darauf, mit dem Kollegium die Entwicklung des Grundschulverbundes weiter voran zu treiben. Ich bin überzeugt, dafür beste Voraussetzungen vorgefunden zu haben.
Im Jahr 2016 beschloss der Rat die Schließung der Schule in Ottfingen als Teilstandort des Wendener Grundschulverbundes. War diese Entscheidung aus heutiger Sicht richtig?
Auch das möchte ich nicht im Nachhinein kommentieren. Es wird damals gute Gründe sowohl für die Schließung des Standorts wie auch für den Verdruss vieler Eltern gegeben haben. Wichtig ist nun jedoch, dass die Entscheidung respektiert und akzeptiert wird und man als Schulgemeinde zum Wohle der Kinder zusammenrückt.
Blick nach vorn: Wie muss künftig das Zusammenspiel zwischen dem Hauptstandort Wenden und dem Teilstandort Rothemühle ablaufen?
So, wie das Zusammenspiel derzeit abläuft. Das Kollegium ist hervorragend zusammengewachsen, da gibt es keinen Zweifel. Das könnte beispielhaft für die ganze Schulgemeinde sein.
Was haben Sie für Hobbys?
Meine Hobbys liegen im sportlichen Bereich: Wandern, Fahrrad und Ski fahren, Tennis und Fußball. Letzteres aber nicht mehr aktiv. Ich reise auch sehr gerne, sowohl ans Meer wie auch in die Berge. Deswegen kann ich mich bei der Frage auch nicht entscheiden.