Rönkhausen. . In das Oberbecken fließt seit wenigen Tagen wieder Wasser. Dennoch ist das Gelände für Schaulustige aus Sicherheitsgründen noch gesperrt.
Seit knapp einer Woche füllt sich das Oberbecken des Pumpspeicherwerkes in Rönkhausen wieder mit Wasser. Das heißt: Die umfangreichen Sanierungsarbeiten an der gesamten Anlage sind nach ziemlich genau einem Jahr abgeschlossen. Für die Betreiber der Mark E und der Stadtwerke Aachen AG (Stawag) nimmt damit ein wichtiges Projekt einen erfolgreichen Abschluss, betonen die Beteiligten. Dabei hätten die Arbeiten bereits im Herbst 2018 abgeschlossen sein sollen. Aber: „Die zeitlichen Verzögerungen sind mit den großen Dimensionen des Modernisierungsprojektes zu begründen“, erklärt Andreas Köster, Pressereferent des Energieversorgers Mark-E.
Eigentümerin des Pumpspeicherwerkes ist die „PSW Rönkhausen GmbH & Co. KG“. An der Gesellschaft sind Mark-E und Stawag je zur Hälfte beteiligt. Mark-E pachtet das PSW von der Gesellschaft und wird in Zukunft weiterhin den Betrieb der Anlage verantworten.
Die Gründe:
Die Gründe für die Modernisierungen, die rund 25 Millionen Euro gekostet haben, seien laut Angaben der Betreiber vielschichtiger Natur gewesen. So wurde die Anlage bereits vor rund 50 Jahren in Betrieb genommen und war somit in einem dringend erneuerungsbedürftigen Zustand. Der Sprecher der Mark-E machte auch keinen Hehl daraus, dass man ohne die Sanierung wohl keine weitere Betriebserlaubnis von der Bezirksregierung aus Arnsberg erhalten hätte. Mittlerweile ist diese Genehmigung bis zum Jahr 2045 verlängert worden.
Neben der technischen Revision der Maschinen, die von einer Spezialfirma aus Süddeutschland vorgenommen wurde, stand vor allem die Instandsetzung des Oberbeckens im Fokus der Anstrengungen. So wurde die Asphaltoberfläche abgefräst und eine neue Schicht aufgebracht. Das alles auf einer Fläche von rund 100.000 Quadratmeter, was einer Größe von etwa vierzehn Fußballfeldern entspricht. Zudem ist die Speicherkapazität des Oberbeckens von bislang 690 Megawattstunden (MWh) auf nun 735 MWh erweitertet worden. Um dies zu ermöglichen, wurde die Wellenschutzwand des Beckens um rund 90 Zentimeter auf 1,20 Meter erhöht, so dass nun deutlich mehr Wasser gespeichert werden kann.
„Pumpspeicherwerke wie das in Rönkhausen stellen derzeit die kostengünstigste Technologie zur mittelbaren Speicherung großer Strommengen dar. Sie werden aller Voraussicht nach auch zukünftig eine zentrale Rolle bei der erfolgreichen Umsetzung der Energiewende spielen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Betreiber. Denn sie könnten sehr schnell und auch gleichmäßig Strom produzieren. Hingegen sei die Stromgewinnung durch die erneuerbaren Energien, etwa durch Windräder, viel abhängiger von Wind und Sonneneinstrahlungen.
Der Stellenwert:
Für Spaziergänger ist der Zugang zum Oberbecken derzeit allerdings noch gesperrt. Aus Sicherheitsgründen, denn momentan befinde man sich noch in der Phase der Wiederinbetriebnahme der Turbinen, erklärt der Energieversorger. Vermutlich Mitte April solle die Sperrung aber wieder aufgehoben werden.
Schaulustige haben sich in den vergangenen Wochen dennoch von dem „neuen“ Oberbecken überzeugen wollen. „An einem Sonntagnachmittag bin ich mit meiner Frau dorthin gefahren und habe kaum einen Parkplatz bekommen“, berichtet Finnentrops Bürgermeister Dietmar Heß, der die Zusammenarbeit mit den Betreibern ausdrücklich lobte.
„Für die Bevölkerung, aber auch für unseren Tourismus ist das ein besonderes Highlight. Man hat dort oben eine tolle Aussicht und eine wunderschöne Rundstrecke zum Laufen oder Spazieren gehen“, so Heß. Neben mehr Parkflächen dienen nun beispielsweise kleine Fenster in der Betonmauer oberhalb des Beckens dafür, dass künftig auch Rollstuhlfahrer problemlos einen Blick ins nun wieder gefüllte Becken erhaschen können.
Weitere Infos:
- Das PSW Rönkhausen ist eines von zwei Pumpspeicherkraftwerken in NRW. Es befindet sich seit 1969 im kommerziellen Betrieb. Das PSW verfügt über eine installierte Leistung von 140 Megawatt (MW), aufgeteilt auf 2 Pumpturbinen mit einer Leistung von je 70 MW, heißt es in einer Mitteilung.
- Die alte Speicherkapazität des Oberbeckens belief sich auf rund 690 Megawattstunden (MWh) und erhöhte sich durch die Erweiterungsmaßnahmen auf jetzt 735 MWh. Das Oberbecken kann binnen 5 Stunden befüllt oder geleert werden. Der Strombezug und die Einspeisung des erzeugten Stroms erfolgen über das 110-kV-Netz der Enervie Vernetzt GmbH. Die Betriebsgenehmigung für das PSW wurde bereits bis 2045 verlängert.