Kreis Olpe. . Raues Klima beim Umgang mit Hartz IV-Empfängern schreckt Bewerber ab. Polizei rückt mehrmals in der Woche an. Die Mitarbeiter stehen unter Druck.
Die Institution im Kreis Olpe, die vielleicht am dringendsten die Unterstützung des Jobcenters bei der Besetzung von freien Stellen braucht, ist das Jobcenter selbst. In seinem Jahresbericht 2018 beschreibt Geschäftsführer Hans-Georg Völmicke die Situation an einem anschaulichen Beispiel: „2016 haben wir auf die Ausschreibung einer befristeten Stelle 108 Bewerbungen erhalten. Im vergangenen Jahr haben wir die gleiche Stelle erneut ausgeschrieben, dieses Mal allerdings unbefristet und haben acht Bewerbungen erhalten. Ein einziger Kandidat ist zu einem Vorstellungsgespräch erschienen.“
Jobcenter betreut Bezieher von Arbeitslosengeld II
Das Jobcenter im Kreis Olpe betreut die Bezieherinnen und Bezieher von Arbeitslosengeld II und deren Angehörigen. Dies geschieht durch Beratung, Erbringen von Leistungen zur Beendigung oder Verringerung der Hilfebedürftigkeit insbesondere durch Eingliederung in Arbeit oder Ausbildung sowie durch Zahlung von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts.
Die Betreuung der Bezieher von Grundsicherungsleistungen findet im Kreis Olpe dezentral an drei Standorten statt, in den Rathäusern in Olpe und Lennestadt sowie in Attendorn, Hansastraße 25.
Auf eine zweite Ausschreibung der Stelle hätten sich vier Bewerber gemeldet, zu einer Einstellung sei es aber wieder nicht gekommen. „Erst jetzt haben wir die Stelle, wie ich hoffe, zum 1. April besetzen können“, so Völmicke.
Dass es so schwierig ist, Mitarbeiter für das Jobcenter zu bekommen, liege in erster Linie am Arbeitsmarkt, der in diesem Segment besonders schwierig sei. Nicht unbedingt an den Arbeitsbedingungen im Jobcenter, obwohl diese sich in den letzten Monaten nicht verbessert hätten.
Abmahnungen und Hausverbote
Die politische Diskussion um Hartz IV mache es den Mitarbeitern nicht einfacher: „Wer Hartz IV bezieht, dem geht es nicht gut, dem kann es nicht gut gehen. Die Leute stehen unter Druck. Wenn dann aber das System grundsätzlich in Frage gestellt wird, macht das was mit den Leuten.“ Das Klima sei rauer geworden, mehrfach in der Woche gebe es Kontakt mit der Polizei. Bei rund 50.000 Kunden-Kontakten im Jahr 2018 sei es zu 13 Abmahnungen und fünf Hausverboten gekommen. Auch das im Zusammenhang mit Hartz IV diskutierte Thema der Sanktionen spricht Hans-Georg Völmicke in seinem Jahresbericht an. Im Oktober 2018 führte das Jobcenter Olpe an allen drei Standorten 3625 Leistungsberechtigte, gegen 176 bestanden im Oktober Sanktionen. „Das ist ein Schnitt von 4,9 Prozent“, sagt Völmicke „und für unsere Verhältnisse relativ hoch. Normalerweise liegen wir so bei drei Prozent.“
Sanktionen kann das Jobcenter verhängen, wenn eine zumutbare Arbeit nicht angenommen wird, zumutbare Maßnahmen zur Eingliederung nicht angetreten oder abgebrochen werden, wenn den Leistungsbeziehern unwirtschaftliches Verhalten nachgewiesen wird oder ausreichende Eigenbemühungen, eine neue Arbeitstelle zu finden, nicht nachgewiesen werden.
Sanktionen als letzte Konsequenz
Sind die politisch zuletzt kontrovers diskutierten Sanktionen aus Sicht des Jobcenters noch zeitgemäß, oder sollte man auf sie verzichten? „Das SGB II spricht von fördern und fordern. Das finde ich richtig, weil wir von niemandem Unmögliches verlangen. Wenn jemand zu einem bestimmten Termin nicht vorsprechen kann, dann bekommt er eine Woche später einen Termin. Erst wenn sich jemand uns immer wieder und unglaubwürdig entzieht, sprechen wir Sanktionen aus“, so Völmicke.