Lennestadt. . Ein Feuerwehrmann ist am Freitagabend im Kreis Olpe während eines Löscheinsatzes verletzt worden, weil ein Autofahrer ihm über den Fuß fuhr.
Der Vorfall ereignete sich am Freitagabend um kurz vor 20 Uhr in Grevenbrück: Die Feuerwehrleute waren zu einem Kaminbrand in einem Einfamilienhaus in der Beethovenstraße gerufen worden. Auch ein Rettungswagen war vor Ort, um den gesundheitlich angeschlagenen Hausbesitzer zu versorgen. Die Feuerwehr hatte rund um den Einsatzort Absperrungen errichtet. Die wollte aber ein Autofahrer nicht akzeptieren und durch die Löscharbeiten fahren.
Ein Feuerwehrmann suchte das Gespräch mit dem Autofahrer und erklärte ihm, dass die Durchfahrt aktuell nicht möglich sei. Daraufhin lenkte der Mann seinen Wagen absichtlich über den Fuß des Feuerwehrmannes und flüchtete.
Nach Angaben der Polizei musste der Feuerwehrmann mit Prellungen und Quetschungen am Bein und am Fuß in einer Klinik behandelt werden.
Fahrer schnell ermittelt
Die ebenfalls bei dem Brand eingesetzten Polizeibeamten ermittelten den Fahrzeugführer, suchten diesen zu Hause auf und beschlagnahmten noch vor Ort auf Anweisung der Staatsanwaltschaft dessen Führerschein. Gegen ihn wurde ein Strafverfahren wegen mehrerer Delikte eingeleitet. Der geschädigte Feuerwehrmann wollte sich auf Anfrage vorläufig nicht zu den Geschehnissen äußern.
„Es ist mir einfach unbegreiflich, wie man sich so verhalten kann“, sagt der Pressesprecher der Feuerwehr Lennestadt, Karsten Grobbel, im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Kameraden der Feuerwehr Lennestadt hätten einen ähnlichen Vorfall nur einmal vor einigen Jahren erlebt, als ein Autofahrer am Rande eines Karnevalszuges absichtlich auf einen Feuerwehrmann zugefahren sei. Der habe sich dann nur noch durch einen Sprung retten können.
Wenn das eigene Haus brennt
„Die Leute sollten sich doch einmal vorstellen, wie es wäre, wenn ihr Haus brennt und andere dann mitten durch den Einsatzort fahren und den Einsatz behindern würden“, sagte Grobbel.
Er hoffe, dass die Öffentlichkeit durch solche Vorfälle weiter sensibilisiert und mehr Verständnis für das Vorgehen der Rettungskräfte entwickeln würden.
Der allergrößte Teil der Menschen im Kreis Olpe kann sich offensichtlich vorstellen, wie es wäre, wenn sie selbst Hilfe der Feuerwehr in Anspruch nehmen müssten. Christian Schnatz, Pressesprecher der Feuerwehr Attendorn, hat Ähnliches oder auch nur tendenziell Ähnliches wie in Lennestadt so gut wie noch nie erlebt: „Vielleicht in der Größenordnung 5000:1. Vor zehn oder 15 Jahren war da mal was, aber im Grunde machen wir solche Erfahrungen nicht.“
Der große Unterschied: „Wir sind hier auf dem platten Land, das ist anders als in den Großstädten. Wir kennen die Leute, die Leute kennen uns.“
In Feuerwehrkreisen und in den sozialen Medien verbreitete sich die Meldung am Wochenende wie ein Lauffeuer und löste gemeinschaftliches Kopfschütteln aus. Es handelt sich bei dem Beschuldigten nach Informationen unserer Redaktion um einen Audifahrer aus einem Lennestädter Ortsteil. Er hat keinen Migrationshintergrund.
Kein Einzelfall
Der Vorfall sei zumindest überregional leider kein Einzelfall, sondern Rettungskräfte müssen sich immer öfter mit uneinsichtigen Bürgern auseinandersetzen. „Es ist leider Gottes so und die Vorfälle nehmen zu“, so Thomas Hengstebeck, stellvertretender Kreisbrandmeister und hauptberuflich Berufsfeuerwehrmann (Stadt Hagen).
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Das Problem sei bundesweit ein Thema. Die Leute reagierten teilweise überhaupt nicht auf die Anweisungen der Rettungskräfte und beharrten auf ihr Recht. Da helfe es auch nicht, dass der Gesetzgeber das Strafgesetzbuch verschärft habe und das Behindern von Rettungskräften härter bestraft werde. „Manchmal handelt es sich auch um Missverständnisse“, so Hengstebeck.
Allerdings komme es auch vor, dass die Einsatzbereiche, besonders im ländlichen Bereich, nicht sofort komplett abgesperrt werden könnten. „Für uns hat die Rettung von Personen natürlich absoluten Vorrang, da ist die Absperrung zweitrangig.“
>>> KOMMENTAR VON GUNNAR STEINBACH: Richtige Antwort
Ein Gemeinwesen, egal wie groß oder klein, kann nur funktionieren, wenn Regeln, die es sich gegeben hat, befolgt werden. Eine Binsenweisheit, die eigentlich mit fünf Euro fürs Phrasenschwein geahndet werden müsste. Eigentlich.
Es gibt in Paragrafen gegossene Regeln und die anderen, die selbstverständlich und schon in der Erziehung vermittelt worden sein sollten. Die haben unter anderem mit Respekt zu tun.
Vieles deutet darauf hin, dass dem einen oder anderen die Einsicht für das eigentlich Selbstverständliche abhanden gekommen ist, oder er sie, aus welchen Gründen auch immer, nie hatte. Eine Studie der Universität Bochum zeigt, dass zum Beispiel Gewalt gegen Rettungssanitäter signifikant zunimmt.
Jetzt auch im Kreis Olpe den lauten Klagegesang anzustimmen, wäre vermutlich überzogen, offensichtlich gehen die Uhren hier noch anders. „Wir kennen die Leute, die Leute kennen uns“, sagt Christian Schnatz (Feuerwehr Attendorn) und macht den entscheidenden Unterschied zu den mittlerweile chaotischen Verhältnissen in den Großstädten deutlich. Trotzdem, es ist ja nicht immer ein gequetschter Fuß. Was sich zum Beispiel Mitarbeiter des Jobcenters so alles anhören müssen, geht in die gleiche Richtung, hinterlässt nur keine körperlichen Verletzungen.
In Deutschland ist in den letzten Jahren viel von Integration geredet worden. Gemeint sind damit Flüchtlinge, Asylbewerber, Zuwanderer. Es gibt aber auch unter deutschen Staatsbürgern einige, für die ein Integrationsprogramm, das über den Sinn und Zweck von Regeln informiert, ganz nützlich wäre.
So lange es das nicht gibt, ist konsequentes Handeln des Staates wichtig. Die Beschlagnahmung des Führerscheins war die richtige Antwort.