Finnentrop. . Die Gemeinde Finnentrop möchte Vorhaben alleine angehen. In diesem Jahr geht es um die Planungen, nächstes Jahr dann um den eigentlichen Bau.
Seit ziemlich genau drei Jahren ist die Fußgängerbrücke über die Lenne unmittelbar hinter dem Betriebsgelände von Thyssen Krupp gesperrt. Der Grund: Es besteht Einsturzgefahr, seitdem das Bauwerk durch zwei Hochwasserereignisse im Winter 2015/16 sehr stark beschädigt wurde. Unter anderem verschob sich das Fundament eines Brückenpfeilers, vermutlich in Folge einer Unterspülung. Dies führte zu einer starken Verformung des Brückenoberbaus. Diese „gravierenden Sicherheitsmängel“ stellte ein Ingenieurbüro aus Olpe Ende Februar 2016 fest, und veranlasste die sofortige Sperrung.
Brücke im Jahr 1955 errichtet
Die Fußgängerbrücke in den „Thyssenwiesen“ wurde im Jahr 1955 errichtet und weist eine vorgegebene Nutzungsdauer von 80 Jahren auf.
Die Kostenschätzungen (rund 330.000 Euro) enthalten laut Verwaltung noch erhebliche Unsicherheiten. „Hinsichtlich des erforderlichen Materialaufwandes der Brückenkonstruktion ist die Durchführung der Tragwerksplanung entscheidend“, heißt es dazu in der Sitzungsvorlage.
An diesem Zustand hat sich bislang nichts geändert, und es wird sich in 2019 auch nichts ändern. Und dennoch: Die Planungen für einen Neubau laufen im Rathaus bereits auf Hochtouren. Die Verwaltung wurde vom Rat nun einstimmig ermächtigt, sich in diesem Jahr unter anderem eine wasserrechtliche Genehmigung für den Neubau einzuholen und die finanziellen Mittel für die bauliche Umsetzung im Jahr 2020 einzuplanen. Die Verwaltung geht von Kosten in Höhe von rund 330.000 Euro aus. Die Gemeinde möchte dieses Vorhaben übrigens in alleiniger Zuständigkeit und nicht als Gemeinschaftsprojekt mit Straßen NRW angehen.
Straßen NRW würde Hälfte der Kosten tragen
Hintergrund: Der Landesbetrieb Straßenbau hatte laut Informationen der Verwaltung in Aussicht gestellt, sich an dem Neubau zu beteiligen, allerdings unter „bestimmten planerischen Rahmenbedingungen“, wie es in der Sitzungsvorlage heißt. Eine wesentliche Voraussetzung sei eine direkte Anbindung eines Geh- und Radweges von der Brücke aus hin zur wenige Meter entfernten Ampelanlage am „Killeschlader Weg“ gewesen. Stichwort bundesstraßenbegleitender Radweg. Brücke und Radweg hätten dann gewissen Vorgaben entsprechen müssen, um von Straßen NRW als förderfähig anerkannt zu werden. Unter diesen Voraussetzungen hätte sich der Landesbetrieb an der Hälfte der Kosten beteiligt.
Doch selbst in diesem Fall wären auf die Gemeinde mehr Kosten zugekommen, als wenn sie es alleine angehen würde. Zudem sei man ohne Beteiligung Straßen von NRW nicht an die Planungsvoraussetzungen gebunden und könne die Brücke unter anderem mit einer Breite von zwei und nicht wie sonst erforderlich drei Metern realisieren.
Steuermittel einsparen
„Wir favorisieren die Lösung, dass wir den Neubau der Brücke alleine angehen. Wir sparen so auch Steuermittel und sind schneller fertig“, begrüßte der CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf Helmig den Vorschlag der Verwaltung. Günter Linn (UWG) ergänzte, dass er sich eine Brücke in Holzbauweise vorstellen könne. Denn: „Stahlbeton ist teurer als Holz.“ Dieser Idee entgegnete Ralf Helmig: „Holz wäre nicht das richtige Material, weil der Pflegeaufwand viel höher wäre als bei einer Stahl- oder Betonbrücke.“ Bürgermeister Dietmar Heß sagte zudem, dass eine Holzbrücke gerade im Winter deutlich empfindlicher in Sachen Sicherheit sei. Stichwort Rutschgefahr. „Es ist schön, dass wir noch Brücken in Finnentrop bauen können, die von einem zum anderen Ufer reichen“, erklärte Christian Vollmert (Freie Wähler) zynisch und spielte damit auf den Lennebalkon an, der eben nicht bis zur anderen Seite der Lenne reicht.