Lennestadt/Kreis Olpe.. Photovoltaikanlagen für Privathäuser werden immer günstiger. Wer viel Solarstrom selbst verbraucht, spart am meisten.
Wer Hausbesitzer ist und sich jedes Jahr über eine immer höhere Stromrechnung ärgert, für den liegt die Lösung des Problems möglicherweise auf dem eigenen Dach. Denn die Anschaffung einer Photovoltaikanlage lohnt sich wieder für Privateigentümer. Vorausgesetzt, das Dach ist geeignet und man verbraucht möglichst viel des selbst erzeugten Solarstroms selbst, erklärt Lennestadts Klimamanager Martin Rabe. Das Interesse an Photovoltaik jedenfalls steigt rapide an. „Viele Bürger haben den großen Wunsch, ein bisschen unabhängiger vom Stromanbieter zu werden“, so der Klimaexperte. Und dafür stehen die Zeichen der Zeit gut. Denn die Anlagen werden immer leistungsfähiger und vor allem günstiger. Eine Standard-Anlage ohne Batteriespeicher für ein Einfamilienhaus (vier Personen, rund 4400 Kilowattstunden Stromverbrauch pro Jahr), kostet nur noch rund 7500 Euro netto. Das sind nur noch 25 Prozent des Anschaffungspreises von 1999, als die ersten Anlagen die Dächer eroberten.
Einspeisevergütung
Allerdings bekamen Hausbesitzer damals für jede mit Solarenergie erzeugte Kilowattstunde mehr als 50 Cent an Einspeisevergütung. Heute sind es magere 11,47 Cent, die der Stromversorgung laut EEG-Gesetz für eine Kilowattstunde rausrückt, Tendenz fallend. Deshalb lohnt sich eine Photovoltaikanlage nur, wenn man „soviel wie möglich des Solarstroms im eigenen Haushalt selbst verbraucht“, sagt Martin Rabe. Verbrauchen statt einspeisen ist also die Devise.
Allerdings hat die Sache noch einen Haken. Leider liefert die gute alte Sonne ihre Energie nicht linear über den ganzen Tag, sondern vor allem in den Mittagsstunden, wenn viele nicht zuhause sind. Für eine berufstätige Familie in einem frei stehenden Einfamilienhaus mit Giebeldach Richtung Nord-West und Süd-Ost in Lennestadt beträgt der sogenannte Autarkiegrad „nur“ rund 30 Prozent. Das heißt 70 Prozent des erzeugten Solarstroms geht einem durch die Lappen und landet im Netz des Stromversorgers. Andererseits macht sich eine um immerhin 30 Prozent niedrigere Stormrechnung zusätzlich zu der Einspeisevergütung durchaus in der Haushaltskasse bemerkbar. In unserem 4-Personen-Musterhaus würde sich die Investition nach etwa 12 Jahren amortisieren, rechnet Klimamanager Martin Rabe vor.
Beeinflussen lassen sich diese Werte natürlich durch ein persönliches Energiemanagement. Wer Zeit und Gelegenheit hat, Stromfresser wie Waschmaschine oder Trockner in den Mittagsstunden in Betrieb zu nehmen, nutzt den selbst erzeugten Solarstrom am effektivsten. Mittlerweile lassen sich modernere Haushaltsgeräte zeitlich vorprogrammieren oder über ein Home-Netzwerk per Smartphone von auswärts steuern.
Am besten wäre es natürlich, den kostenlosen Saft vom Dach zu speichern und dann zeitunabhängig zu verbrauchen. Doch dafür braucht man geeignete Akkus. „Wirtschaftlich gesehen rechnet sich das heute noch nicht, solche Speicherakkus sind noch sehr teuer“, sagt Martin Rabe. Um ein Kilowatt zu speichern, werden allein 1300 bis 1400 Euro fällig. Aber auch hier ist die Preistendenz fallen. Rabe: „Das kann in ein paar Jahren schon ganz anders aussehen.“
Nur eine Momentaufnahme
Überhaupt sei dies alles nur eine Momentaufnahme. „Man glaubt nicht, was in fünf oder zehn Jahren alles möglich sein wird.“ Der Klimamanager rechnet damit, dass verschiedene Energieträger- und speicher demnächst intelligent vernetzt werden und gemeinsam das Konzert der Energieversorgung spielen. Jedenfalls steige die Nachfrage nach Photovoltaik stetig an, auch bei der Verbraucherzentrale, so Rabe. Der Klimamanager sieht hier riesiges Potenzial auch für die Umwelt. „Wenn wir alle geeigneten Dächer in Lennestadt optimal mit Solaranlagen bestücken würden, reichte dies rechnerisch bei einem Jahresverbrauch von 2000 Kilowattstunden pro Person für die Versorgung von 42.000 Personen.“