Olpe. Innenstädte stehen vor erheblichen strukturellen Herausforderungen. Doch wie könnte eine Lösung aussehen? Fachgutachten liefert Ergebnisse.

Das Problem ist bekannt: Unsere Innenstädte stehen vor erheblichen strukturellen Herausforderungen. Längst herrscht Alarmstimmung. Allerorten beschäftigt man sich mit der in der Tat lebenswichtigen Frage, wie die Zukunft gestaltet werden kann. Um bei dieser Aufgabe zu unterstützen, hat die IHK Siegen gemeinsam mit den heimischen Sparkassen und Volksbanken bei Prof. Dr. Hanna Schramm-Klein (Universität Siegen) ein Fachgutachten in Auftrag gegeben. Ziel war es für die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe zu identifizieren, was die Attraktivität von Zentren ausmacht.

Der „Zentrumsmonitor 2018“, dessen Ergebnisse vergangenen Dienstagabend im Olper Kolpinghaus vorgestellt wurden, weist dabei einige Besonderheiten auf. Erstmalig ist, dass darin in zwei Landkreisen alle relevanten Zentren sowohl von einer Großstadt als auch von Mittel- und Kleinzentren in einer Untersuchung analysiert werden. Einmalig ist zudem, dass die Studie ausschließlich auf der Perspektive der Bevölkerung beruht. Wie beurteilen Anwohner und Passanten unsere Zentren, was ist ihnen wichtig und welche Einstellungen und Verhaltensweisen sind feststellbar, wie zufrieden sind sie und wie loyal?

Olpe punktet vor Drolshagen und Wenden

Dass jedes Zentrum seine eigenen Stärken und auch Schwächen hat, mag nicht überraschen. Ebenso wenig, dass beispielsweise Olpe hinsichtlich der allgemeinen Attraktivität mehr punktet als Drolshagen und Wenden. Spitzenwerte werden aber auch hier nicht erreicht und sowieso ist bei allen drei Kommunen Luft nach oben. Bekannt dürfte auch sein, dass Zentrenattraktivität hochrelevant für Kaufentscheidungen ist.

Den größten Einfluss auf die generelle Beurteilung hat im Übrigen das Einzelhandelsangebot und hier ganz besonders die Mode als profilierungsrelevanteste Branche. Ähnlich hohe Wirkung hat noch das Kultur- und Freizeitangebot, alles andere wie beispielsweise Gastronomie oder Gesundheitsangebote dienen lediglich der Abrundung. Und auch Dinge wie Barrierefreiheit, Sicherheit und Sauberkeit sind zwar bedeutende Rahmenbedingungen, die erfüllt werden müssen, gelten aber nicht als Attraktivitätsfaktoren.

Verbraucher kaufen gerne in Geschäften ein

Insgesamt sieben Thesen leitet der Monitor aus seiner Datenbasis ab und die sind mitunter überaus bemerkenswert. Sehr aufschlussreich ist, dass Online-Shopping völlig unabhängig von der Attraktivität und vom Angebot der Zentren stattfindet. Internet als etablierter Einkaufskanal kann also nicht durch bloße Attraktivitätssteigerungen eingeschränkt werden. Interessant ist weiter, dass alle Verbraucher, junge wie alte, gerne in Geschäften einkaufen. Wesentlicher Treiber für die Kaufentscheidung ist dabei indes nicht der Gesamt-Mix der Angebote und auch selten der schlichte Preis, sondern vielmehr, wie sich die spezifischen Geschäfte in Sachen Sortiment und Atmosphäre aufstellen. Hier kommt es also auf die einzelnen Unternehmer an. Wissenswert ist weiter die Erkenntnis, dass junge Menschen wenig regional orientiert sind. Das bedeutet wiederum, dass Appelle an die regionale Verbundenheit nur dann greifen können, wenn das Gesamtangebot stimmt.

Wegweisend für zukünftige Entwicklungsstrategien dürfte darüber hinaus die Feststellung sein, dass Kaufkraft nicht in Nachbargemeinden abfließt, sondern in die nächstgrößere Stadt, die ein deutlich umfassenderes Angebot bietet. Daraus ergeben sich neue und andere Perspektiven hinsichtlich möglicher Kooperationen von nah gelegenen Nachbarzentren sowie in der Fokussierung auf Konsumenten: nämlich am besten auf jene in dichtester räumlicher Nähe.

„Wenn man die Probleme angehen möchte, gibt es keine Blaupause“, so IHK-Geschäftsführer Klaus Gräbener und ermunterte die vielen Anwesenden aus Politik, Verwaltung und Gewerbe, die Studie als Plattform für neue Entwicklungen anzunehmen. Sie biete den Städten und Gemeinden ein langfristiges strategisches Monitoring- und Analyse- sowie Benchmarking-Instrument. „Das ist eine Grundlage, die man bespielen kann.“

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