Drolshagen/Kreis Olpe. . Die Gesellschaft der Franziskanerinnen investiert 1,1 Mio. Euro für das Mutter-Kind-Haus in Drolshagen. Altes Haus Wendelin weicht Neubau.

Die Gerüchteküche hatte schon vor Jahren gebrodelt: Was wird aus dem alten Haus Wendelin der Gesellschaft der Franziskanerinnen (GFO) mitten in Drolshagen? Jetzt ist es amtlich: Das alte Gebäude in der Gerberstraße wird abgerissen, dafür baut die GFO eine weitere Filiale für ihr Mutter-Kind-Haus, genauer gesagt für sogenannte Familien-Klärungsgruppen.

Hilfe für Schwangere, Mütter und Väter

Das Mutter-Kind-Haus Aline ist eine Einrichtung der Jugendhilfe. Träger ist die Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe.

Unter anderem Schwangere und Mütter, die allein für sich zu sorgen haben und sich in besonderen sozialen Schwierigkeiten oder Krisensituationen befinden, erfahren hier Hilfe und Unterstützung.

An vier Standorten in Olpe werden derzeit 40 Mütter, drei Väter und etwa 55 Kinder betreut.

Am 17. Januar feierte das Mutter-Kind-Haus Geburtstag, es wurde 22 Jahre alt.

Wie groß das neue „Haus Wendelin“ wird, wann es gebaut und eröffnet wird und was sich hinter dem Begriff „Klärungsgruppe“ verbirgt, darüber informierten GFO-Geschäftsführer Markus Feldmann sowie Annette Sawitza und Marion Weidlich vom Mutter-Kind-Haus Aline im Gespräch mit unserer Zeitung.

Zwei bis drei Anfragen täglich

„Wir haben fast jeden Tag zwei bis drei Anfragen für ein solches Angebot. Von Jugendämtern aus ganz Deutschland“, macht Marion Weidlich, stellvertretende Leiterin des Mutter-Kind-Hauses, die Dringlichkeit der Investition deutlich: Kinder aus problematischen familiären Verhältnissen, die unter der Obhut des Jugendamtes stehen, leben in einer solchen Klärungsgruppe mit Mutter und gegebenenfalls Vater zusammen und werden über einen Zeitraum von sechs Monaten intensiv betreut und begleitet.

Annette Sawitza, Leiterin der Einrichtung: „Fachkräfte wie Sozialarbeiter, Psychologen und Therapeuten begleiten die Familien und erstellen nach den sechs Monaten eine Diagnose.“

Entscheidende Frage: Ist das Zusammenleben der Familie oder auch nur von Mutter und Kind oder Vater und Kind mit Blick auf das Kindeswohl sinnvoll und verantwortbar?

Erfahrungen aus Perspektiv-WG

Erfahrungen mit der Thematik hat das Mutter-Kind-Haus bereits über mehrere Jahre gesammelt: In einer sogenannten Perspektiv-Wohngemeinschaft werden derzeit eine Hand voll Mütter, ein Vater und sieben Kinder begleitet.

Da es sich um das Wohl von Kindern handelt, ist auch der hohe Personalschlüssel zu erklären. Mehr als eine Fachkraft pro betreuter Person in der Klärungsgruppe sorgt für eine engmaschige Begleitung. Im beobachteten und kontrollierten Rahmen sollen die Möglichkeiten des Zusammenlebens genau ausgelotet werden.

Eröffnung für 2020 vorgesehen

Nachvollziehbar, dass die GFO den Standort für eine solch wichtige gesellschaftliche Aufgabe zur Verfügung stellt: Rund 1,1 Millionen Euro werden investiert, wie Markus Feldmann bestätigt: „Nachdem die Entscheidung für das Projekt Ende Dezember im Aufsichtsrat gefallen ist, wollen wir das alte Gebäude im Frühjahr abreißen lassen. Der Abriss-Antrag ist gestellt. In der 2. Jahreshälfte soll mit dem Bau begonnen werden, im Sommer 2020 möchten wir eröffnen.“

Das neue, zweistöckige Gebäude wird Platz für sechs Wohneinheiten bieten, in die sich die Bewohner zurückziehen können, während andere Räume die Gelegenheit bieten, Dinge auch gemeinsam zu tun - WG-Charakter also inbegriffen. Marion Weidlich: „Die Küche wird gemeinschaftlich genutzt.“

Die einzelnen Appartements sind zwischen etwa 30 und 50 qm groß, das gesamte Gebäude wird eine Nutzfläche von rund 500 qm haben. Annette Sawitza: „Es wird Raum sein für etwa 15 zu begleitende Menschen, dazu kommen unsere Fachkräfte.“ Neben den Wohnräumen wird die Mutter-Kind-Haus-Filiale deshalb auch pädagogische Neben- und Konferenzräume beherbergen.