Finnentrop. . Plastikprodukte stehen in der Kritik. Ab 2021 werden in der EU Produkte. Aber sind Kunststoffe so schlecht wie ihr Ruf? Firma Menshen sagt Nein.

Plastikprodukte stehen in der Kritik. Die Bilder von treibenden Abfällen in den Meeren und verschmutzen Stränden sind präsent. Ab 2021 werden in der EU einige Plastikprodukte aus den Supermarkt-Regalen verbannt. Darunter Plastikgeschirr und Wattestäbchen. Doch sind Kunststoffe tatsächlich so schlecht wie ihr Ruf? Die Firma Menshen aus Finnentrop sagt Nein. Unsere Zeitung hat den Kunststoffhersteller besucht. Geschäftsführer Ludger Braukmann erklärt, warum Plastik auch einen Beitrag zur Umweltschonung leistet.

Die Firma Menshen stellt Kunststoffverschlüsse im Bereich der Kosmetik, Chemie sowie in der Reinigungsmittel- und Lebensmittelindustrie her. Auch Kaffeekapseln gehören zum Sortiment. Insgesamt rund 30.000 Tonnen Granulat werden jedes Jahr verarbeitet. Das System wurde dahingehend optimiert, dass der Verlust der Granulate innerhalb der Produktion verhindert wird. Schließlich könnten diese über das Regenwasser ins Meer geraten.

„Umwelt und Nachhaltigkeit sind unsere täglichen Begleiter. Das Thema beschäftigt uns nicht erst seit gestern“, macht Braukmann, der seit 2013 die Geschäfte in der Firma führt, deutlich. Dass Kunststoffe einen immer schlechteren Ruf genießen, geht natürlich nicht an Braukmann vorbei. Gerechtfertigt sei das aber nicht. „Bei der CO2-Einsparung geht vieles nur mit Kunststoffen“, erklärt er. „Glas ist schwerer und produziert deswegen beim Transport mehr CO2.“

Der Verbraucher ist gefragt

Bei Menshen entstehen verschiedene Verschlüsse.
Bei Menshen entstehen verschiedene Verschlüsse. © Verena Hallermann

Braukmann stützt sich auf Ergebnisse einer umfangreichen Studie, die von dem Beratungsunternehmen B&P Consulting GmbH für Verpackungsunternehmen erstellt wurde. Diese zeigt, dass Kunststoffe einen Beitrag zur Umweltschonung leisten. So verlängern Plastikverpackungen die Haltbarkeit von Lebensmitteln. Eine unverpackte Gurke ist etwa drei Tage zum Verzehr geeignet. Eine in Folie verpackt dagegen 20 Tage. „Kunststoffe schonen Ressourcen“, sagt Braukmann. „Dass man sorgsam mit der Folie umgehen muss, versteht sich von selbst.“

Mehr noch: Kunststoffe sind in der sterilen, hygienischen und antibakteriellen Medizinversorgung nicht wegzudenken. Ein Ersatz von Kunststoffen zieht bei den Lebensmitteln laut Studie einen fünffachen Materialbedarf mit sich. Bei Softgetränken sogar das siebenfache. Und: Kunststoffe in privaten Haushalten machen laut Studie nur ein Prozent der Gesamtabfallmenge aus.

Kunststoffverbot sei keine Lösung

Doch was ist nun mit den Bildern von Plastikabfällen im Meer und an Stränden? Das Problem besteht, das ist keine Frage, macht Braukmann deutlich. Doch liege die Lösung – so das Ergebnis der Studie – nicht allein bei einem Kunststoffverbot in Europa. Etwa drei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu kontrollierter Abfallentsorgung. 95 Prozent der Kunststoffabfälle in den Ozeanen kommen aus zehn Flüssen. Darunter Niger, Nil (Afrika), Ganges, Mekong und Yangtze (Asien).

Auch Kaffeekapseln gehören zum Sortiment. Sie sind recyclingfähig.
Auch Kaffeekapseln gehören zum Sortiment. Sie sind recyclingfähig. © Verena Hallermann

Also was tun? Geschlossene Recycling-Kreisläufe sind da das Stichwort. Die IK Industrievereinigung, ein Verband, dem auch die Firma Menshen angehört, hat sich das Ziel gesetzt, bis 2025 mindestens 90 Prozent der Haushaltsverpackungen aus recycelten Kunststoff herzustellen.

Bei der Firma Menshen sind bereits jetzt 99 Prozent der hergestellten Verpackungen recyclingfähig. Bei einigen Produkten setzt die Firma Menshen auch schon Recycling-Kunststoffe (Rezyklate) ein. Bei Klappdeckeln für Körperpflege zum Beispiel. Doch ähnlich wie bei wiederverwertetem Papier, erhält das Produkt dadurch einen Graustich. Ein optischer Aspekt, der nicht bei allen gut ankommt. „Die Kaufentscheidung wird eben am Regal getroffen“, sagt Braukmann. „Das Einfärben dieser Produkte ist schwieriger. Da ist eine neue Aufklärungsoffensive angebracht. Der Verbraucher ist mit seiner Kaufentscheidung gefragt.“

Kapazitäten für Recycling erhöhen

Nicht nur der Verbraucher müsste mehr investieren (schließlich haben nachhaltige Produkte ihren Preis). Auch die Entsorgungswirtschaft ist am Zug. Es müssen ausreichend Rezyklate in entsprechender Qualität vorhanden sein. Folglich müssen Sortier- und Recyclingkapazitäten ausgebaut werden. „Hier wird gerade intensiv investiert“, sagt Braukmann, der seit 30 Jahren im Unternehmen arbeitet.

Also wie bewertet ein Kunststoffhersteller nun das EU-Gesetz ab 2021? Zunächst hat die Firma Menshen mit Einwegplastik nichts zu tun. Braukmann hält aber eine generelle Verurteilung solcher Produkte für falsch. Manchmal könnten Einwegprodukte die umweltschonendere Variante gegenüber einer aufwendigen Reinigung sein, erklärt er. Das Wichtigste sei, die Recycling-Kreisläufe zu stärken. Und das nicht nur in der EU.

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