Grevenbrück. Sebastian Heinze aus Grevenbrück fährt am Mittwoch nach Griechenland, um Flüchtlingen zu helfen, die unter unmenschlichen Zuständen leben müssen.

Lichterglanz und Weihnachtsgans fallen für Sebastian Heinze wieder kürzer aus. Während viele andere Menschen die Weihnachtstage am zweiten Weihnachtstag langsam ausklingen lassen, macht sich der 22-Jährige mit elf Kommilitonen auf den Weg nach Griechenland.

An Sonne und Strandurlaub ist dabei nicht zu denken. Im Gepäck hat er auch keine Strandkleidung, sondern den Transporter voll geladen mit B-Ware der Firma Falke, Pflaster und Verbandmaterial, die die Studenten für „Medical Volunteers“ mitnehmen, Schlafsäcke, Isomatten und einiges mehr, was dringend gebraucht wird.

12 bis 18 Monate im Camp

Die letzten Hilfsgüter sind in den Transporter geladen. Am zweiten Weihnachtstag geht es für Sebastian Heinze und elf Kommilitonen ins Flüchtlingscamp nach Thessaloniki.
Die letzten Hilfsgüter sind in den Transporter geladen. Am zweiten Weihnachtstag geht es für Sebastian Heinze und elf Kommilitonen ins Flüchtlingscamp nach Thessaloniki. © Nicole Voss

Sebastian Heinze nimmt Nächstenliebe wörtlich und engagiert sich als Flüchtlingshelfer in Thessaloniki. In dem dortigen Flüchtlingscamp sind etwa 1500 Menschen untergebracht und warten auf ihre Anerkennung, oder die Weiterreise durch Europa. Ein aussichtsloses Unterfangen. „Anfangs warteten die Flüchtlinge drei bis vier Wochen. Wer jetzt in so einem Camp ist, kommt nicht mehr raus. Das kann 12 bis 18 Monate dauern“, weiß Sebastian aus den Erfahrungen seiner vorangegangenen Exkursionen.

Der Student der Sozialen Arbeit mit Schwerpunkt Flüchtlinge und Migration engagiert sich dort, wo Hilfe gebraucht wird. Erfahrungen in der Flüchtlingshilfe hat er nach seinem Abitur am Gymnasium Maria Königin bereits 2015 im Bundesfreiwilligendienst bei der Stadt Lennestadt gesammelt. „Als die Flüchtlingswelle kam, war Lennestadt ein Paradebeispiel in Sachen Ehrenamt“, blickt Sebastian Heinze zurück. Sein Studium besteht zu 50 Prozent aus praktischer Tätigkeit in den Flüchtlingsunterkünften in Dortmund und Bochum.

Finanzielle Unterstützung wird dringend benötigt

Wer „Grenzenlose Wärme“ unterstützen möchte, kann Spenden auf das gleichnamige Konto bei der Volksbank Bigge-Lenne, IBAN: DE45 4606 2817 4410 5306 00 (ohne Spendenquittung) oder auf das Konto des Diakonischen Werks, IBAN: DE90 4405 0199 0001 7777 77 (mit Spendenquittung, Verwendungszweck: Griechenlandhilfe und vollständige Adresse) tun.

Viel Leid

Weihnachten 2016 startete er die erste Reise nach Thessaloniki. „Das Land ist von der Wirtschaftskrise gezeichnet. Überall stehen halbfertige Häuser, es gibt keinen öffentlichen Personennahverkehr und eine hohe Obdachlosenquote. Im Camp gibt es Zelte für sechs Leute. Im besten Fall schlafen die Menschen auf Paletten mit Dämmwolle und Isomatte. Manche bekommen einen Lagerkoller. Vieles ist einfach nur unmenschlich. Ich bin etwas abgehärtet. Ich bin drei bis vier Mal im Jahr vor Ort. Das gefällt mir eigentlich nicht, weil es nicht nachhaltig ist und eigene Projekte nicht möglich sind“, bedauert Sebastian Heinze, der darüber nachdenkt, nach dem Studium für ein ganzes Jahr nach Griechenland gehen zu wollen, um nachhaltige Hilfe zu leiten.

Und wie sieht Weihnachten 2018 aus? „An Heiligabend arbeite ich bis 12 Uhr in einer Flüchtlingsunterkunft. Danach geht es in die Heimat Freunde treffen und meinen Opa Alois Vogt im Seniorenhaus in Elspe besuchen. Der hat auch eine soziale Ader. Danach fahre ich nach Hause. Wenn Mutti kocht, ist alles super“, so der 22-Jährige.

Rückhalt der EU fehlt

Und weiter: „Am zweiten Weihnachtstag ausschlafen und dann geht es los. 12 bis 14 Stunden dauert die Fahrt nach Ancona. Es folgen 16 Stunden auf der Fähre und vier Stunden durch Griechenland.“ Was treibt Sebastian Heinz an? „Mir macht es Spaß. Das Feedback der Menschen ist toll. Es ist auch ein tolles Gefühl zu helfen und Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Es ist wie eine Sucht. Bei meiner ersten Reise, war ich neugierig, habe den Bedarf gesehen und beschlossen, dass ich weiter mache.“

Zur Kostendeckung ihres Engagement, zu dem auch die Organisation einer Silvesterfeier mit etwa 1750 Flüchtlingen am kommenden Montag gehört, haben der Grevenbrücker und seine Mitstreiter „Grenzenlose Wärme“ gegründet. Unterstützung gibt es auch von Bekannten und dem Gymnasium MK, das die Kollekte des Gottesdienstes am dritten Advent zur Verfügung stellt.

Die bisherige Bilanz? „Vieles wäre nicht so schlimm, wenn es mehr Rückhalt aus der EU für Griechenland, Italien und Spanien gebe“, meint Sebastian Heinze.