Attendorn. . Schweinbraten, Klöße und Wertschätzung: Johanniter und Stadt laden Bedürftige zum kostenlosen Weihnachtsessen ein.
Stephanus Krämer stemmt seine Hände in die Hüfte und pustet kräftig durch. Es ist alles fertig. Nach mehr als vier Stunden serviert der selbst ernannte Hobby-Koch, der seit Anfang des Jahres in Heggen lebt, ein Mittagsessen vom Feinsten.
Es gibt Schweinenackenbraten mit Pflaumenmuszwiebelsahnesoße, dazu Rotkohl und Klöße und zum Nachtisch ein englisches Dessert, bestehend aus Erdbeeren, gebrochenem Baiser und Schlagsahne.
Bestimmt ist dieser Gaumenschmaus für Wohnungslose. Genauso aber auch für Menschen, die in einer Notunterkunft leben. Oder für jene, die ihre Zeit auf der Straße hinter sich gelassen haben und nun eine Wohnung ihr Eigen nennen dürfen. Viele dieser Menschen werden von den Attendorner Johannitern betreut. Um ihnen eine kleine Freude zu bereiten, lud sie die Hilfsorganisation, in Kooperation mit der Stadt Attendorn, zu einem Weihnachtsessen in das Begegnungszentrum „Lebensfroh“ ein.
Weitere Socken in der Breiten Techt 5a erhältlich
Die Kosten für den Einkauf haben die Stadt Attendorn und die Johanniter übernommen.
In der Geschäftsstelle der Johanniter in Attendorn gibt es übrigens noch weitere Socken gegen eine kleine Spende zu erwerben. Die neue Adresse der Geschäftsstelle lautet: Breite Techt 5a.
Der Tag beginnt früh
Doch von nichts kommt bekanntlich auch nichts. Stephanus Krämer übernimmt das Kommando in der Küche. Für den gebürtigen Siegener beginnt der Tag am frühen Morgen, um kurz vor neun Uhr ist er im „Lebensfroh“. Zwiebeln klein schneiden, das Fleisch anbraten, den Rotkohl mit karamellisierten Zwiebeln ansetzen, dazu der Soße Kinderpunsch, Sahne und Crème fraîche untermischen: Die Arbeit macht sich nicht von alleine.
Doch für Stephanus Krämer ist das kein Problem. „Die Arbeit hält sich in Grenzen, das meiste erledigt der Backofen“, erklärt er zurückhaltend. Mag von der Zubereitung her stimmen, doch wenn man bedenkt, dass er für mehr als 20 Leute kocht, ist klar: So bescheiden muss er nicht sein. Die notwendigen Zutaten hatte er tags zuvor gemeinsam mit Sozialarbeiterin Angelika Gerhard, die für die Johanniter arbeitet, eingekauft. „Wir haben den Kofferraum einmal voll gemacht“, berichtet Gerhard im Gespräch mit dieser Redaktion.
Premiere im vergangenen Jahr
Seine Premiere feierte das Weihnachtsessen in seiner jetzigen Form im vergangenen Jahr. Mitinitiiert von Carmen Decker, die als „Streetworkerin“ in Attendorn ein bekanntes Gesicht in der Hansestadt ist und bei ihrer Arbeit einige Schnittpunkte mit den Johannitern hat.
Sie erinnert sich: „Ich habe im vergangenen Jahr das Gefühl gehabt, dass sich die Menschen bei diesem Weihnachtsessen geachtet und wertgeschätzt fühlten. Und klar, sie haben sich über das warme Essen gefreut.“ Zumal auch in diesem Jahr wieder Bürgermeister Christian Pospischil mit am Tisch sitzt, der sich ausdrücklich für das Engagement der Johanniter bedankte und ein kleines Präsent mitgebracht hat.
Socken und Klöße
Zurück zum Esstisch. Die Speisen sind zubereitet, die Gäste greifen beherzt zu. „So etwas bekommt man nicht alle Tage vorgesetzt“, zieht Alexander Rode den Hut vor den Kochkünsten Krämers. Und Carmen Decker ergänzt: „Das Fleisch ist so zart, das hätte ich so nie hinbekommen.“
Nach dem Essen gibt es für die Gäste noch ein kleines Geschenk: Nach einem Aufruf der Johanniter hatten viele Attendorner Socken gestrickt, unter anderem gingen sie auf dem Weihnachtsmarkt gegen eine kleine Spende weg.
Doch noch sind einige Paare übrig und ein Teil davon für die Bedürftigen bestimmt. Doch das ist heute nur die „Zugabe“. Das eigentliche Weihnachtsgeschenk besteht aus zartem Fleisch, leckeren Klößen und reichlich Rotkohl.