Rahrbach. . Eine Ära geht zu Ende. Die Insolvenz des Gockeln-Hauses bringt Konsequenzen mit sich.

Schnell noch ein Glücksküsschen bei der Mutter abgeholt, schon geht es für die acht Kinder im Schwimmbecken des Josef-Gockeln-Hauses los. Großes steht an: Denn heute wird nicht geplanscht, sondern Schwimmen gelernt - und das zum letzten mal. Aufgrund der Insolvenz des KAB-Heimes ist es der letzte stattfindende Schwimmkurs (wir berichteten). Über 54 Jahre haben dort Generationen schwimmen gelernt. Wir sprechen mit der betroffenen Schwimmschule und dem DLRG Welschen-Ennest.

Eine Ära geht zu Ende. Seit Sonntag, 16. Dezember, ist das Josef-Gockeln-Haus geschlossen. Einen Investor gibt es nicht. So war der Andrang beim letzten Kurs der privaten Schwimmschule Drees groß. „Die Eltern waren sehr bestürzt. Deswegen haben einige ihre Kinder noch schnell angemeldet“, erklärt Jessy Japes, die für die Organisation und Verwaltung der Schwimmschule zuständig ist.

Kurse auch für Babys

Die Schwimmschule Drees gibt in der Lenne-Therme in Meggen, im Stadtbad Drolshagen und im Hallenbad Dahlbruch weitere Kurse.

Geboten werden Anfängerschwimmkurse, aber auch Baby- und Kleinkinderschwimmen.

Weitere Infos unter www.schwimmschule-drees.de oder unter 0171-8530338.

Der letzte Anfängerkurs startete am Montag, 10. Dezember, und endet nach acht Einheiten am kommenden Donnerstag, 20. Dezember. „Trotz der Schließung dürfen wir den Kurs noch abschließen. Für uns haben sie eine Ausnahme gemacht“, sagt Dominik Drees, Inhaber der Schwimmschule.

54 Jahre Anlaufstelle

54 Jahre lang war das KAB-Heim die Anlaufstelle für unterschiedlichste Angebote, auch sportliche. Als es noch wenig Sportmöglichkeiten rund um Rahrbach gegeben habe, sei Schwimmen fast die einzig mögliche Sportart gewesen. Auch heute noch brächten Eltern ihre Kinder zur Schwimmschule Drees oder zum DLRG Welschen-Ennest, damit sie sich sportlich betätigten. Ausweichmöglichkeiten rund um Rahrbach gebe es jedoch kaum. „Wir haben bereits alle Hotels mit Schwimmbecken angefragt, aber leider haben die kein Interesse daran. Ein Schwimmkurs störe den laufenden Betrieb“, erklärt Japes. Drees fügt hinzu: „Wir würden gerne weiter expandieren, haben momentan aber leider keine Möglichkeit.“

Noch keine Alternative für DLRG

Auch Ralf Schmidt, 1. Vorsitzender der DLRG Welschen-Ennest, bedauert den Verlust des KAB-Hauses: „Wir haben noch keine Alternative gefunden. Alle Hallenbäder haben momentan eine sehr lange Wartezeit.“

Der DLRG Welschen-Ennest arbeitet seit der Eröffnung 1964 mit dem Josef-Gockeln-Haus zusammen. Am vergangenen Freitag, 14. Dezember, veranstaltete der Verein dort seinen letzten Schwimmkurs. „Wir können jetzt erstmal keine Kinder-Schwimmkurse anbieten“, sagt Schmidt. Wie es weitergehe, wisse der Verein noch nicht.

In rund drei Jahren hat die Schwimmschule Drees 20 Kurse im KAB-Heim durchgeführt. Rund 180 Kindern haben sie in Rahrbach das Schwimmen beigebracht. „Es ist einfach schade, dass von der Gemeinde Kirchhundem nichts kommt“, sagt Drees, „Schulen und Kindergärten wird die Möglichkeit genommen, Schwimmunterricht zu geben.“

Wie wichtig dieser jedoch wäre, macht Japes deutlich: „Die Nicht-Schwimmer-Tendenz steigt. Man kann sagen, dass jeder dritte Grundschüler nicht schwimmen oder sich nicht sicher über Wasser halten kann.“ Schuld daran sei vor allem die Vielzahl an Freizeitbädern: „Die Kinder gehen nur planschen, einen Schwimmkurs gibt es dort nicht.“

Auch Erwachsene betroffen

Laut Sommerbilanz des DLRG sind 2018 bundesweit 445 Menschen ertrunken, 2017 waren es noch 404. „Diese Rekordzahlen sind erschreckend“, fügt Japes hinzu.

Doch nicht nur Kinder könnten schlecht bis gar nicht schwimmen, sondern auch viele Erwachsene. Der Grund: Zeitmangel. „Früher hatte man oft keine Zeit dafür. Die Betroffenen sind ganz unterschiedlich alt, das geht bis ins hohe Alter“, so Japes. Umso wichtiger ist es Drees und Japes, dem Bedarf gerecht zu werden: „Wir versuchen jetzt erstmal, mit mehreren Kursen in anderen Bädern die Nachfrage aufzufangen“, sagt der Leiter.

Einen Beitrag, dass die Nicht-Schwimmer-Tendenz sinkt, leisten die Schule und der Verein weiterhin. Auch die acht Schwimmkinder im letzten Kurs im KAB-Heim, bei dem wir zusehen dürfen, geben alles.

Mit ausgestreckten Armen schieben sie die Schwimm-Nudel vorweg und machen eine scherenartige Beinbewegung. „Denkt, ihr seid ein Schneeschieber“, motiviert Drees die Schwimmer.