Kreis Olpe. . Ist mein Haus vor Einbrechern sicher? Diese Frage stellen sich in der dunklen Jahreszeit viele Menschen. Ein Polizist gibt Tipps zum Schutz.
Die Lampe an der Außenfront bleibt dunkel. Kein Bewegungsmelder springt an, als sich zu später Stunde noch ein Auto langsam dem Haus nähert. Ein Mann sitzt am Steuer. Er sieht sich das Einfamilienhaus genauer an. Keine Rollos verbergen die Fenster. Kein Lichtschimmer dringt nach außen.
Der Hof ist leer. Der Mann am Steuer hat gefunden, wonach er gesucht hat. Wäre er ein Einbrecher, würde er nun eines der Fenster aufhebeln. Doch Michael Klein ist Polizist. Er parkt das Auto, steigt aus und klingelt an der Haustür. Ob tatsächlich niemand zu Hause ist?
Wie sich die Menschen in Olpe vor Einbrüchen schützen
Zurück zum Anfang. Unsere Zeitung hat sich mit Michael Klein, Polizeihauptkommissar bei der Kreispolizeibehörde Olpe, verabredet. Wir wollen herausfinden, wie gut sich die Menschen im Kreis Olpe vor Einbrüchen schützen. Mit Hilfe der Polizei wollen wir einen Eindruck von der Vorgehensweise der Einbrecher bekommen.
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Welche Häuser suchen sich die Täter aus? Und warum? Mit dem Streifenwagen geht es in Wohngebiete der Stadt Olpe. Um Einbrecher nicht auf die Fährte zu locken, nennen wir weder die Ortsteile noch die Straßen. Wie viele Häuser wohl einbruchsgefährdet sind?
Einbrecher fahren durch die Straßen und suchen sich Häuser aus
Es ist 17 Uhr. Die frühe Dunkelheit des kalten Novemberabends hat schon längst einen Schatten über die Wohnsiedlung geworfen. Straßenlaternen spenden nur mäßig Licht. Die Bürgersteige sind leer. Michael Klein lenkt den Streifenwagen langsam durch die Siedlung. Seine Aufmerksamkeit gilt den Häusern. „So machen das die Einbrecher auch“, erklärt er. „Sie fahren durch die Straßen, etwas schneller, um nicht aufzufallen und suchen sich ein passendes Haus aus. Deswegen ist es auch so wichtig, dass Bürger ohne Scheu auffällige Fahrzeuge sofort bei der Polizei melden.“
Einbrecher suchen nach Wohnhäusern, wo keiner zuhause ist. Sie achten darauf, ob im Fenster Licht zu sehen ist, der Briefkasten leer ist, ein Auto im Hof steht. Vielleicht hat der Bewohner sogar vergessen, ein Fenster zu schließen. Häufig klingeln die Täter an der Tür, um Gewissheit zu erlangen, dass sie beim Einbruch nicht plötzlich überrascht werden.
Täter spähen Hausbewohner im Netz aus
„Falls doch jemand zu Hause ist, sind die Täter vorbereitet“, sagt Klein. „In der Theorie kann sich der Täter auch Infos über die Bewohner im Internet suchen und damit beispielsweise auch in den sozialen Medien gucken, ob sie möglicherweise Urlaubsbilder gepostet haben.“
Polizei berät kostenlos
Informationen zur Sicherung des Hauses oder der Wohnung gibt es kostenlos und neutral bei der örtlichen Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle (Kreispolizeibehörde Olpe, Kortemickestraße 22).
Diese informiert auch über Hersteller von geprüften und zertifizierten einbruchhemmenden Produkten und Unternehmen, die Sicherungstechnik fachgerecht einbauen können.
Weitere Infos gibt es im Internet auf der Seite www.riegelvor.nrw.de
Nach wenigen Minuten Fahrt ist der Polizeibeamte fündig geworden. Eines der Häuser liegt völlig im Dunkeln. Eine Straße weiter dann das nächste. Und das nächste. Ideale Ziele für Einbrecher. Es sollten nicht die Einzigen bleiben.
Eckhäuser bieten viele Fluchtmöglichkeiten
Ein weiteres Kriterium für die Wahl des Objektes ist dessen Lage und Sicherung. Einbrecher wollen möglichst schnell in ein Haus einsteigen können. Die standardmäßig verbauten einfachen Beschläge (Rollzapfen) machen es den Tätern leicht. Innerhalb von wenigen Sekunden haben sie Fenster oder Türen aufgehebelt.
Selbst Rollläden bieten nicht immer Schutz. Einfache Kunststoff-Lamellen können rausgerissen oder hochgeschoben werden. Rollos mit integrierten Motoren sind widerstandsfähiger, erklärt Klein. „Je länger sich ein Einbrecher mit einem Haus beschäftigen muss, desto wahrscheinlich ist es, dass er von dem Versuch ablässt“, betont er und lenkt den Streifenwagen durch das nächste Wohngebiet in Olpe. Das dunkle Haus an der Ecke fällt ihm sofort auf. Denn Einfamilienhäuser in Ecklage sind generell beliebt bei den Tätern. Dort gibt es nach allen Seiten Fluchtmöglichkeiten, erklärt der Polizeibeamte. Auch Ortschaften, die nah an einer Autobahn liegen, seien beliebt.
Polizei rät zu Zäunen und Beleuchtung
Nach einer eineinhalbstündigen Kontrollfahrt die ernüchternde Bilanz: Insgesamt acht Häuser hat Michael Klein als potenziell einbruchsgefährdet eingestuft. Alle aus den gleichen Gründen: zu wenig oder gar kein Licht. Was also müssen Bewohner tun? Der Polizeibeamte rät dazu, auch nachts ein Licht brennen zu lassen. Zumindest eine dauerhafte Außenbeleuchtung sei notwendig. Hecken schirmen zwar das Grundstück von der Straße ab, bieten aber gleichzeitig einen Sichtschutz für Verbrecher. Besser seien Zäune, die es den Tätern erschweren das Grundstück zu betreten. „Die müssen schnell agieren. Alles, was sie daran hindert, kann helfen, das Haus zu schützen“, betont Klein.
Die Kontrollfahrt endet vor einem Wohnhaus. Keine Rollos verbergen die Fenster. Nicht ein Lichtschimmer dringt nach außen. Michael Klein steigt aus dem Auto und klingelt. Im Flur öffnet sich eine Tür, Licht erstrahlt durch die gläserne Haustür. Eine älteres Ehepaar erscheint, offensichtlich überrascht über den späten Besuch. Der Polizeibeamte teilt ihnen seine Beobachtungen mit. „Bisher sind wir noch verschont geblieben“, sagen die beiden und erzählen, dass sie sich eine Außenlampe mit Bewegungsmelder holen wollen. „Uns ist das alles schon klar. Auch, dass wir bei unseren Fenstern mal nachrüsten wollen.“
Menschen fühlen sich häufig sicher
Es ist diese trügerische Sicherheit, in der sich die Menschen wiegen. Der Gedanke, dass ihnen so etwas nicht passiert. Doch es kann jeden treffen, betont Michael Klein, als er sich wieder in den Streifenwagen setzt und den Heimweg ansteuert. Die Wertigkeit eines Hauses spielt dabei keine Rolle.
Dieses Mal war es nur ein Polizist, der durch die Straßen gezogen ist. Doch das nächste Mal könnte ein Einbrecher hinterm Steuer sitzen – auf der Suche nach unbeleuchteten, verlassenen Wohnhäusern.