Neu-Listernohl. . Domkapitular Prof. Dr. Alexander Schnütgen, am 23. November 1918 verstorben, baute vier Kirchen im Attendorner Umland. In Listernohl beerdigt.

Domkapitular Professor Dr. Alexander Schnütgen war ein großer Wohltäter der heimischen Region. Er ist der Erbauer der Kirchen in Listernohl, Lichtringhausen, Listerscheid und Ennest. Am 23. November 1918, auf den Tag genau vor 100 Jahren, starb er in Listernohl und wurde in der von ihm erbauten Friedhofskapelle im alten Listernohl beerdigt.

Am 22. Februar 1843 wurde Alexander Schnütgen als Sohn eines Kaufmanns in Essen geboren. Sein Vater stammte vom Gut Alte Weuste im Listertal, das einst dort stand, wo sich heute die Listersperrmauer befindet. Die Essener Familie war gerne auf dem elterlichen Hof zu Gast. Besonders in den großen Ferien kam Alexander in die Heimat seines Vaters. Kindheitserlebnisse aus dieser Zeit waren offensichtlich ausschlaggebend für die späteren Kirchenstiftungen.

1866 zum Priester geweiht

Aus Schnütgens Vita geht hervor, dass er am 7. April 1866 zum Priester geweiht und bereits am 14. April zum Domvikar und Pfarrkaplan am Kölner Dom ernannt wurde. Seine intensive Sammeltätigkeit kirchlicher Kunstgegenstände begann ein Jahr nach der Priesterweihe. Über seinen Sammeleifer und die manchmal listige Erwerbstaktik erzählt man sich in Köln noch heute Anekdoten. Ein Beispiel: Bei einer Versteigerung interessierte sich der Domkapitular für ein Bronzekästchen. Ein Mitbieter fragte ihn, was das denn für ein sonderbares Objekt sei. Schnütgens Antwort: „Eine Mausefalle.“

Kapelle im  Dachgeschoss

Seinen Ruhestand verbrachte Domkapitular Schnütgen ab dem Jahre 1911 im Elternhaus seines Vaters in Listernohl. In diesem Haus wurde auch der Großneffe von Alexander Schnütgen, Pfarrer i.R. Franz Schnütgen, geboren, der mitteilte, dass im Dachgeschoss des Elternhauses eine Kapelle war, in der Alexander Schnütgen die Heilige Messe gelesen hat.

Der katholische Geistliche wusste es aber besser, es handelte sich um einen wertvollen Reliquienbehälter, in Form einer Kirche aus dem 11. Jahrhundert, die er für ein paar Groschen günstig ersteigerte. Schnütgen machte keinen Hehl aus seiner kindlichen Freude, mit rheinischer Schlitzohrigkeit eine Antiquität günstig erstanden zu haben. Seine Sammel- und Handelsleidenschaft mittelalterlicher Kirchenkunst war schier unermesslich und so konnte er aus den Erlösen später die vier Kirchen erbauen und mit Kunstgegenständen ausstatten. 1906 wollte Schnütgen seine Sammlung dem Erzbistum Köln schenken, doch aus Sorge um die Folgekosten lehnte der damalige Kölner Kardinal ab. Die Stadt Köln sah das anders und Schnütgen stieß hier auf offene Ohren. Sie übernahm seine Kunstschätze, die im Museum Schnütgen in der romanischen Kirche Sankt Cäcilien zu sehen sind.

Im Ausland gefragt

Der Kunstkenner war sogar im Ausland gefragt, wie unserer Zeitung sein Großneffe, Pfarrer i.R. Franz Schnütgen aus Neheim, mitteilte. Als ein Museum in Istanbul gebaut werden sollte, baten die Türken den Domkapitular um Rat und Alexander Schnütgen fuhr dorthin. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Listernohl, baute dort auch eine pompöse Friedhofskapelle und ein Schwesternhaus (St. Theresienstift). Seine Verdienste wurden zu Lebzeiten von der Stadt Köln und dem Amt Attendorn durch die Ernennung zum Ehrenbürger gewürdigt.

Domkapitular Alexander Schnütgen (kniend) der Stifter von vier Kirchen, ist in einem Kirchenfenster der Listerscheider St.-Joseph-Kirche abgebildet.
Domkapitular Alexander Schnütgen (kniend) der Stifter von vier Kirchen, ist in einem Kirchenfenster der Listerscheider St.-Joseph-Kirche abgebildet. © Meinolf Lütticke

Am Sonntag, 25. November, beginnt um 9.30 Uhr in der St.-Augustinus-Kirche in Neu-Listernohl ein Gedenkgottesdienst, bei dem auch Franz Schnütgen mit konzelebrieren wird. Anschließend findet im Beisein von Bürgermeister Christian Pospischil am Grab des Domkapitulars, das sich in der Totenkapelle des örtlichen Friedhofs befindet, eine Kranzniederlegung statt. In der Totenkapelle liegen auch die sterblichen Überreste von Alexander Schnütgens geistlichen Brüder Emil und Max.