Olpe. . Nur ein Angebot von Bauunternehmen: Zu teuer für die St. Martinus-Gemeinde. Baubeginn muss verschoben werden.

Handwerker witzeln mit Blick auf den Fachkräftemangel schon mal darüber, dass die Architekten demnächst ihre geplanten Häuser selbst mauern müssen. Nicht zum Lachen zumute ist derzeit allerdings der Katholischen Kirchengemeinde St. Martinus in Olpe: Die will bekanntlich die Senioreneinrichtung Martinushöfe im Herzen Olpes für über sechs Millionen Euro verdoppeln, findet aber bislang kein bezahlbares Bauunternehmen. Architekt Michael Ohm aus dem St. Martinus-Kirchenvorstand: „Auf unsere Ausschreibung hat ein einziger Bewerber reagiert, deshalb haben wir uns entschlossen, den Baubeginn ins Frühjahr zu schieben.“

Ergebnis enttäuschend

Ähnliche Erfahrungen wie die Katholische Kirchengemeinde Olpe hat auch die Stadt Attendorn gemacht, wie der erste Beigeordnete Carsten Graumann bestätigte. Quer durch eine Vielzahl von Projekten der Stadt war das Ergebnis der Ausschreibungen enttäuschend: „Wir haben entweder nur sehr wenige oder gar keine Antworten aus Ausschreibungen erhalten“, so Graumann. Betroffen ist auch das Kino-Projekt. „Da haben wir zwar nur einmal keine Antwort erhalten, das war aber ein gewaltiges Gewerk.“ Bis sich für Attendorner und Gäste zum ersten Mal der Vorhang öffnet, werden nach Einschätzung von Carsten Graumann noch ein paar Wochen vergehen: „Das wird im ersten Quartal 2019 sein - wenn jetzt alles glatt geht.“

Im Klartext: Durch die fehlende Auswahl müsste die Kirche ansonsten ein Angebot für den Tief- und Rohbau akzeptieren, dass den angepeilten Kostenrahmen bei weitem übersteigt. Ohm: „Die Höchstkonjunktur im Baugewerbe sorgt für das Dilemma. Das Ergebnis unserer Ausschreibung war unbefriedigend.“ Im Sommer hatte die Kirchengemeinde noch mitgeteilt, im Herbst 2018 beginnen zu wollen.

Enorme Nachfrage

Hintergrund: Bei der enormen Nachfrage im Hoch- wie im Tiefbau, sitzen die Handwerksbetriebe am längeren Hebel. Wo sie vor etwa 15 Jahren noch jedem Auftrag hinterherhecheln und Dumping-Preise in Kauf nehmen mussten, können sie jetzt den Spieß umdrehen. Für das 6,4-Millionen-Projekt in der Olper Bruchstraße hatte die Kirchengemeinde fast 15 Unternehmen im Visier, nur ein einziger warf sein Angebot in den Ring.

St. Martinus Olpe ist Eigentümer des Grundstücks und Bauherr. Den Plan des Architekten Gunnlaugur Baldursson (Siegen) für die Erweiterung der Martinushöfe soll das Bau-Management-Büro Jung aus Hilchenbach umsetzen.

Wann das jedoch sein werde, darüber wollte Michael Ohm, selbst ein Alter Hase in der Branche und Mitglied des Kreis-Gutachterausschusses für Immobilienwerte, nicht spekulieren.

Überteuerte Angebote derzeit auch im Straßenbau

Auch im Straßenbau gibt es überteuerte Angebote, wie Karl-Josef Fischer, Pressesprecher des Landesbetriebs Straßenbau, bestätigen kann.

Auf eine öffentliche Ausschreibung für die Sanierung der B 508 in Kreuztal/Hilchenbach seien lediglich zwei Angebote abgegeben worden, mehr als doppelt so teuer wie die vorherige Kalkulation der Behörde.

Fischer: „Daraufhin haben wir die Ausschreibung aufgehoben, machen später einen erneuten Anlauf.“

Ohm bestätigte aber, dass die Baupreise in der Region grundsätzlich gestiegen und sich auf hohem Niveau eingependelt hätten. „Im Kreis Olpe liegen wir etwa sieben Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Das ist Hamburger Niveau.“ Spitzenreiter sei München, mit rund 45 Prozent über dem Durchschnitt.

Kein Handel und Gewerbe mehr geplant

Nicht mehr aktuell, so informierte Ohm am Rande, sei der ursprüngliche Plan, im Erdgeschoss des Neubaus Handel und Gewerbe unterzubringen: „Dort wird stattdessen eine Tagespflege Plätze bekommen.“ Unverändert sei geplant, dem Lungenfacharzt Dr. Theodor Lison, dessen Praxis zum Medizinischen Versorgungs-Zentrum gehört, ein neues Zuhause zu bieten und über 20 neue Senioren-Pflegeplätze zu schaffen. Betreiber: die Katholische Hospitalgesellschaft Südwestfalen (KHS). Ulrike Klein, Leiterin der KHS-Senioreneinrichtungen, bestätigte, dass es für die Martinushöfe Anfragen aus dem ganzen Kreisgebiet gebe: „Es sind immer mehr Interessenten als Plätze vorhanden sind.“

Die Hospitalgesellschaft gehört zu den größeren Anbietern von Senioren-Pflegeplätzen im Kreis Olpe. In Rothemühle bietet die KHS 80 Pflegeplätze, in Rüblinghausen 50, in Lennestadt 60, in den Martinushöfen in Olpe 21, hinzu kommen 15 Kurzzeitpflegeplätze im Medizinischen Versorgungszentrum Olpe sowie zehn im Altenhundemer St. Josefs-Hospital.