Olpe. . Das neue „Leader“- Projekt „UnternehmensWertArzt“ bietet einen Rundum-Service für Mediziner, die sich im Kreis niederlassen wollen.

Nach einem einstimmigen positiven Votum und der Bewilligung eines vorzeitigen Maßnahmenbeginns startete mit dem 31. Oktober 2018 nun das „Leader“-Projekt „UnternehmensWertArzt“ (UWA). Dabei geht es grundsätzlich um die Sicherstellung der haus- und fachärztlichen Versorgung im Kreis Olpe in der Zukunft.

„Wir müssen was tun“, betonte der Hünsborner Hausarzt Stefan Spieren, der zusammen mit Lara Bäumer, Gesellschafterin der praxisstark GbR in Siegen, Träger des Projektes ist. Zwar sei den Zahlen nach die aktuelle Situation im Kreis Olpe noch gut, die Entwicklung ginge indes in eine ganz andere Richtung. „Viele der hiesigen Ärzte werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Es ist schwierig Nachfolger zu finden, entsprechend werden Praxen geschlossen.“

Unternehmerkompetenz fördern

Hauptgründe für die fehlende Bereitschaft sich freiberuflich niederzulassen, gibt es einige. So sei heute „Medizin sehr weiblich“, so Lara Bäumer. Problematisch sei dahingehend die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und der Arbeitsplatz des Partners. Grundsätzlich fehle es Ärztinnen und Ärzten auch an unternehmerischer Kompetenz. „So etwas lernt man an der Uni nicht und das erschwert den Schritt in die Selbstständigkeit.“ Dazu gäbe es genug Alternativen. Der Trend ginge schlichtweg zur Anstellung.

Hausarzt Stefan Spieren engagiert sich gegen den Ärztemangel in der Region.
Hausarzt Stefan Spieren engagiert sich gegen den Ärztemangel in der Region.

„Wir haben es uns selbst kaputt gemacht. Seit Jahren reden wir davon, wie schlecht die Situation der Hausärzte ist und mit welchem Regelwerk wir zu kämpfen haben“, so Stefan Spieren. „Wir müssen den Kollegen die Angst nehmen und zeigen, dass es nicht so ist und sich lohnt.“

Das UWA-Projekt will also unternehmerische Kompetenzen von Ärztinnen und Ärzten fördern, um die Niederlassungszahlen zu steigern und dem drohenden Ärztemangel entgegenzuwirken. Dazu und sozusagen aus einem Guss sollen die Vorteile der hiesigen Region stärker kommuniziert werden. „Auch die Soft Skills spielen eine große Rolle“, unterstreicht Spieren. „Wir müssen die Attraktivität und die Vorzüge unserer Region herausstellen.“

Um all das zu stemmen, hat man viele Projekt- und Kooperationspartner an einen Tisch geholt. Es wird Veranstaltungen zu betriebswirtschaftlichen Themen der Praxisgründung und -führung geben ebenso wie einen telemedizinischen Ansatz und Coachings für niederlassungswillige Mediziner. In Vorbereitung ist weiter ein Relocation-Service mit Arbeitsplatzsuche für Partner, Wohnraumsuche und Unterstützung bei der Suche eines Kindergartenplatzes. „In der Industrie gibt es einen solchen Service schon lange, warum nicht in der Medizin“, so Spieren. Auf einer großen Internetplattform sollen Börsen und Informationen mit umfassender Expertise vorgestellt werden.

Kaum Nachfolger

Im Kreis Olpe sind mittlerweile mehr als 50 Prozent der Ärzte älter als 60 Jahre. Vielen Praxen ohne Nachfolger droht demnächst die Schließung.

Viele Partner machen mit

„Mit den zahlreichen starken Projektpartnern haben wir eine gute Basis“, freuen sich Stefan Spieren und Lara Bäumer über das Interesse von Kreis, Kommunen, Kassenärztlicher Vereinigung, Ärztekammer, Ärzten und Klinik, Industrie und Dienstleistung. Auch die Uni Siegen begleitet das Projekt. Darüber hinaus hat das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) NRW zu einem Gespräch nach Düsseldorf eingeladen, um das Projekt dort vorzustellen.

Die Internetplattform wird in einigen Monaten an den Start gehen und in den Sozialen Medien entsprechend platziert. Für das ersten Halbjahr 2019 sind bereits die ersten Veranstaltungen geplant. Ein Coaching kann sofort erfolgen.