Attendorn. . Die alten Häuser am Osemundweg sind baufällig und könnten nach dem Willen der Verwaltung bald abgerissen werden. Platz für bezahlbaren Wohnraum.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass auch in Attendorn die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum steigt. In der Hansestadt fehlen laut Verwaltung derzeit mehr als 100 Wohnungen für Menschen mit niedrigem Einkommen, für Empfänger von Sozialleistungen oder für Studenten und Azubis. Dem Mangel an entsprechendem Wohnraum möchte die Hansestadt nun mit einem konkreten Vorhaben entgegenwirken.
Das Vorhaben
Sie plant, drei Doppelhaushälften am Osemundweg 2 - 12 abzureißen und dafür zwei Mehrfamilienhäuser mit jeweils mindestens zehn Wohnungen zu errichten. „Die Häuser haben ihre vorausgesagte Lebensdauer längst überschritten und sind nicht mehr wirtschaftlich“, betont Bürgermeister Christian Pospischil auf Nachfrage dieser Redaktion.
Bei den Bauten, die zuletzt für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt wurden und auch immer noch von Asylbewerbern bewohnt sind, ist ein erheblicher Sanierungsstau entstanden. Laut Sitzungsunterlage aus dem Hauptausschuss, der am 31. Oktober über Abriss und Neubau diskutieren wird, würden die sanitären und elektrischen Anlagen nur den allernötigsten Ansprüchen entsprechen, Heiz- und Feuchtigkeitsprobleme kämen hinzu.
Darüber hinaus handelt es sich bei den Objekten um Fertighäuser in Holzbauweise, dessen Material seine beste Zeit längst hinter sich hat. „Die Gebäude müssten komplett entkernt und nach dem neuesten Stand der Technik und den Vorgaben der Energieeinsparverordnung grundsaniert werden. Dies bedeutet den Rückbau der Innenwände und Wandbekleidungen, Bodenaufbauten, Bodenbeläge, Türen, eventuell der Fenster und der Dämmung sowie elektrische, heizungstechnische und sanitären Anlagen“, heißt es dazu weiter in der Vorlage. Eine Grundsanierung würde rund 500.000 Euro verschlingen. Und danach sei keinesfalls gesagt, dass alle bestehenden Mängel beseitigt seien.
Deswegen plädiere die Verwaltung dazu, rund 2,8 Millionen Euro in die Hand zu nehmen und zwei komplett neue Wohnhäuser zu errichten. Die schließlich wie folgt aufgeteilt werden könnten: Drei Wohnungen mit rund 46 Quadratmetern, vier Wohnungen mit etwa 55 Quadratmetern (davon eine Wohnung behinderten- bzw. rollstuhlgerecht), zwei mit 41 Quadratmetern und eine Wohnung mit 65 Quadratmetern. Sie würden mit Wohn-, Koch- und Essbereich, einem Schlafzimmer, einem Abstellraum, einem Badezimmer mit Dusche, WC und einem Waschmaschinenanschluss ausgestattet.
Kosten würden die Wohnungen nach aktueller Vergleichsmietentabelle 6,80 Euro pro Quadratmeter. Darüber müsse laut Bürgermeister aber zu einem späteren Zeitpunkt nochmal beraten werden.
Das Echo der Fraktionen
Auf ein positives Echo stößt der Vorschlag in den Attendorner Fraktionen. „Wir haben das dramatische Problem, bezahlbaren Wohnraum zu generieren. Deshalb erachte ich es als einen gangbaren Weg, dass die Stadt proaktiv handelt und Wohnraum schaffen will“, befürwortet Marius Becker von den Grünen/FDP. Gregor Stuhldreier, Fraktionsvorsitzender der Attendorner SPD, erklärt auf Nachfrage dieser Redaktion: „Das Thema liegt uns sehr am Herzen. Leider gibt es eine Wohnungsnot für untere Einkommen, deshalb begrüßen wir einen Neubau.“
Grundsätzlich müsse es aber mehr solcher Projekte geben, ergänzt Stuhldreier. Und in der Regel würden solche Bauvorhaben mit den Wohnungsgenossenschaften umgesetzt. Dass die Stadt nun aber eigenständig aktiv werden will, sei löblich. „Dafür haben wir bei uns in Attendorn gutes Kapital“, macht Stuhldreier auf die finanziellen Möglichkeiten aufmerksam.
Dem Vorschlag anschließen wird sich auch die CDU. Ihr Vorsitzender Wolfgang Teipel sagt: „Die Häuser sind einfach ausgelebt. Zudem ist es unstrittig, dass wir dringend bezahlbaren Wohnraum brauchen.“ Eine wichtige Frage, die es zu beantworten gelte, sei nun aber noch, ob die Stadt den Neubau alleine oder in Kooperation mit einem Investor tätigen würde, ergänzt Teipel.
Mittragen wird auch die UWG-Fraktion das Vorhaben, beteuert Winfried Richard. Allerdings etwas zähneknirschend, denn: „Ich sehe es schon als fraglich an, ob wir als Stadt in der Verantwortung stehen, sozialen Wohnungsraum zu schaffen. Aber da sich niemand anders zu finden scheint, müssen wir in den sauren Apfel beißen.“