Attendorn. . Bürgerinitiative Lebenswertes Repetal möchte Bau möglicher Anlagen auf Attendorner Gebiet verhindern. Sie setzt auf Arten- und Landschaftschutz.

Gerd Pulte nimmt kein Blatt vor den Mund und betont unmissverständlich: „Wir wollen nicht, dass unser Naherholungsgebiet geschändet wird.“ Der Nieder-heldener ist Sprecher der Bürgerinitiative Lebenswertes Repetal und spielt mit dieser Aussage auf den Bau möglicher Windkraftanlagen an. In erster Linie aus Gründen des Arten- und Landschaftschutzes setzt sich die Initiative seit vielen Jahren dafür ein, dass keinerlei Windräder Platz im Repetal finden. Um diesem Ansinnen Nachdruck zu verleihen, haben sich die Repetaler jüngst der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt in Nordrhein-Westfalen, kurz LNU, angeschlossen.

„Durch diese Mitgliedschaft hat unsere Initiative nun die Möglichkeit, bei dem Einsatz für den Schutz und Erhalt von Natur, Umwelt und gewachsenen Kulturlandschaften auf die Kompetenz und Stärke der in der LNU zusammengeschlossenen Organisationen zurückzugreifen“, erklärt Marcus Bruse aus Hofkühl, 1. Vorsitzender, den Grund des Beitritts. Laut eigener Aussage versteht sich der LNU als Anwalt der Interessenten von Natur und Umwelt und weiß rund 100 Vereinigungen des ehrenamtlichen Naturschutzes hinter sich.

Massive Eingriffe

„Das sind solch massive Eingriffe in die Natur. Windräder wiegen bis zu 7000 Tonnen und sind gerne 240 Meter hoch“, macht Bruse den Standpunkt seiner Interessengemeinschaft deutlich. Hinzu käme, dass potenzielle Bauflächen zum Beispiel in Windhausen gar nicht in Frage kämen, weil dort ein Schutzradius aufgrund des Drehfunkfeuers Germinghausen bestünde. Während die Interessengemeinschaft alle Register ziehen würde, um den Ausbau der Windenergie zu stoppen, stellt sich für Carsten Graumann gar nicht mehr die Frage, ob diese Anlagen auf Attendorner Stadtgebiet gebaut werden, sondern nur noch die Frage nach dem Wann und Wie.

Der Baudezernten der Hansestadt erklärt: „Die Windenergie ist privilegiert nach Baugesetzbuch und überall in Außenbereichen grundsätzlich zulässig. Die Rechtsprechung sagt eindeutig aus, dass der Windkraft substanziell Raum gegeben wird. Es geht deshalb gar nicht um die Frage, ob wir Windräder hier bei uns haben wollen oder nicht.“ Komplett gebunden sind der Attendorner Verwaltung die Hände aber nicht: Durch den Teilflächennutzungsplan sei man in der Lage, die kommunale Planungshoheit zu behalten und den Bau möglicher Windenergieanlagen zu steuern.

Für Kämmerer Klaus Hesener ein wichtiger Fakt, denn sollte der Rat wie beispielsweise zuletzt in Schmallenberg ein Moratorium beschließen, könnten die Attendorner kein Veto mehr einlegen, wenn potenzielle Projektierer ihre Bauvorhaben beim Kreis einreichten. Und dann die Anlagen bauen.

Externes Planungsbüro

Die Hansestadt hatte deshalb ein externes Planungsbüro beauftragt, um den aktuellen Teilflächennutzungsplan, der zwei Vorrang-Gebiete aufweist, zu überarbeiten und potenzielle Flächen ausfindig zu machen. Unter anderem überprüfe dieses Büro laut Graumann derzeit auch die Artenschutzgutachten. Mit konkreten Bauanträgen sind bislang allerdings noch keine Windkraftbauer in Attendorn aufgetreten. Vielleicht auch deshalb, weil die Stadt im April 2016 die Projektentwicklungsgesellschaft Bürgerwindpark Attendorn gemeinsam mit der Bigge Energie und der Volksbank Bigge-Lenne gründete. Hesener erklärt: „Wir sehen uns in der Verantwortung, planerisch den gesamten Prozess zu begleiten. Dabei wollen wir im Sinne unserer Bürger unterwegs sein.“

Würde man Windräder in Eigenregie bauen und betreiben, könne man eben Einfluss auf Faktoren wie Größe und Qualität nehmen. Und: „Es ist unser Wind, wir wollen daran verdienen und ausdrücklich auch unsere Bürger mit ins Boot nehmen.“ Denn diese könnten sich Anteile kaufen und dann partizipieren. Um dem Fall der Fälle vorzubeugen, so Hesener, hat die Verwaltung bereits Grundstücksakquise betrieben und Optionsverträge geschlossen. Ob die Projektentwicklungsgesellschaft künftig tatsächlich einen eigenen Windpark errichtet, steht allerdings noch in den Sternen.