Attendorn. Kompakt- oder Stahlgittermasten: Amprion stellt sich Diskussion am Montag im Attendorner Rathaus und signalisiert Gesprächsbereitschaft.
Frank Beckehoff nimmt sich einen kleinen Moment Zeit, um seine Worte mit Bedacht zu wählen. Dann betont der Landrat des Kreises Olpe am Montag unmissverständlich: „Wir haben uns klar für Kompaktmasten ausgesprochen.“ Ein kurzer Applaus aus dem Publikum. Als es wieder ruhig ist, spricht Beckehoff seine Gegenüber direkt an. In diesem Falle die Vertreter des Netzbetreibers Amprion, die im Attendorner Rathaus zum geplanten Bau der 380-kV-Höchstspannungsleitung (wir haben mehrfach berichtet) Rede und Antwort stehen. Beckehoff fragt: „ Ist es aus Ihrer Sicht technisch möglich, dieses Projekt mittels Kompaktleitungen zu realisieren?“
Ein klares Ja oder Nein bekommen die anwesenden Vertreter aus Verwaltung und Politik sowie betroffene Anwohner zwar nicht, dafür beteuert Claas Hammes, Projektsprecher der Amprion: „Technisch ist nichts unmöglich.“ Oder anders ausgedrückt: Komplett ausgeschlossen sei es nicht.
Und dennoch halte der Netzbetreiber, der möglichst zeitnah in das Planfeststellungsverfahren einsteigen möchte, zunächst an seinem Standpunkt fest. Und der sieht auch am Standort Attendorn die Verwendung der in Deutschland gängigen Stahlgittermasten vor. Stand heute.
Denn eines macht Hammes mehrfach deutlich: „Wir sind heute hier, um Ihnen klar zu sagen, dass wir uns gerne einem Dialog stellen möchten und uns ergebnisoffen zusammensetzen. Und wenn sich dabei neue Erkenntnisse ergeben, wollen wir uns nicht verschließen.“
Belastung der Anwohner minimieren
Genau darauf, auf den Dialog, setzen auch Anwohner wie Dorothe Rocksloh, die im Osterschlah wohnt und somit unmittelbar an der Trasse. Sie erklärt: „Wir wollen nicht blockieren, sondern fordern eine Option für die Menschen.“ Dabei dürfe man nicht die Chance verspielen, zumindest den Bau der Kompaktmasten zu diskutieren. „Uns geht es hier um die Minimierung der Belastung. Wir wollen die bestmögliche Technik“, bekommt sie Rückendeckung von Juliane Schulte, ebenso eine betroffene Anwohnerin aus Ennest. Und auch Dr. Peter Niessen von Fachinstitut für Elektromagnetische Verträglichkeit zur Umwelt (EMVU) aus Köln wirbt in seinem kurzen Vortrag für die Verwendung von Kompaktmasten, die deutlich emissionsärmer seien.
Noch etwas deutlicher wird die Landtagsabgeordnete Angela Freimuth (FDP): „Sie müssen eine technische Lösung entwickeln, mit der Sie die Belastung der Anwohner so stark wie möglich reduzieren.“
Und Jochen Ritter, MdL, erklärt, dass es doch sinnvoller sei, erst eine Kompromiss-Lösung zu erarbeiten, und anschließend ins Planfeststellungsverfahren einzusteigen. Und möglicherweise ein Pilotprojekt zu starten, ähnlich wie es Amprion bereits an der niederländischen Grenze tut. Dort testet der Netzbetreiber 22 Stahl-Vollwandmasten. „Es spricht doch nichts gegen eine Modellrevue“, so Ritter. Und der Bundestagsabgeordnete Dr. Matthias Heider erklärt: „Wir müssen gemeinsam eine Verabredung treffen, welcher Mast die beste und optisch schönste Variante ist.“ Bürgermeister Christian Pospischil wirft schließlich den Gedanken ein, den Einstieg ins Planfeststellungsverfahren aufzuschieben und zunächst gemeinsam mit den Anwohnern die Planungen voranzutreiben. Denn: „Wir haben heute neue Signale von Amprion bekommen, jetzt müssen wir in einen ergebnisoffenen Dialog starten.“