Rhein-Weser-Turm. . Vor vier Wochen brach die Wasserversorgung für den Rhein-Weser-Turm zusammen. Seitdem kommt das kostbare Nass mit dem Milchtankwagen.

„Der einzige Hahn, wo noch was raus kam, war unser Zapfhahn“, sagt Bernhard Schwermer. Mittlerweile kann der Wirt des Ausflugslokals im Rhein-Weser-Turm darüber schmunzeln. Das war Ende Juli noch anders. Mitten im Sonntags-Geschäft ging plötzlich die Warnlampe seines Hauswasserwerks an. Wenig später tropfte es nur noch aus den Hähnen - die Meinscheid-Quelle lieferte kein Wasser mehr, eine Folge des trockenen Sommers.

Zunächst dachte Schwermer, die Kolbenpumpe, die das Wasser von der 800 Meter entfernten Quelle zum Turm pumpt, wäre kaputt. War sie auch, weil sie mehrere Stunden trocken gelaufen war, denn die Quelle war versiegt wie viele Quellen auf dem Rothaarkamm. Schwermer handelte schnell, immerhin benötigt er für seine Wanderherberge (22 Betten) und den Restaurantbetrieb drei bis vier Kubikmeter Frischwasser pro Tag. Im Nebengebäude baute er aus speziellen Folien einen Wassertank auf. In Zusammenarbeit mit dem Wasserwerk der Gemeinde und den Wasserbeschaffungsverbänden in der Gemeinde wurde eine Frischwasserlogistik eingerichtet. Ein- bis zwei Mal pro Woche bringt die Firma Jung aus Wirme mit einem Milchtankwagen rund 17 Kubikmeter Frischwasser zum Turm, derzeit aus der Wassergewinnungsanlage Brachthausen.

2003 und 1959

Von dem selbstgebauten Wassertank läuft das gelieferte Nass in den rund vier Kubikmeter großen Vorratsbehälter im Keller des Turmgebäudes, wo sonst auch das Quellwasser ankommt. Von dort wird das Wasser durch die Filter- und Aufbereitungsanlagen an die Entnahmestellen im Haus gepumpt.

Das alles ist nicht nur aufwendig, sondern kostet auch Geld, für Transport, die Umstellung der Aufbereitungsanlage auf das Fremdwasser und nicht zuletzt die Gebühr für die wöchentliche Wasseranalyse durch das Kreisgesundheitsamt.

Nur einmal kann sich Schwermer, der vor 18 Jahren den Rhein-Weser-Turm übernahm, an eine ähnliche Dürre erinnern, 2003. Damals spuckte die Meinscheid-Quelle aber nur drei Tage lang kein Wasser mehr aus. „Die Älteren sagen, dass es 1959 auch so trocken war und das Wasser erst an Weihnachten wieder kam“, so der Wirt.

Auch Heinsberg ist „trocken“

Er hofft natürlich, dass es diesmal schneller geht, aber eine Weile, mindestens einige Wochen, wird es auf jeden Fall noch dauern, bis der Grundwasserspiegel wieder gesteigen ist und die Quellen wieder sprudeln, meint Björn Jarosz, Betriebsleiter der Gemeindewerke im Kirchhundemer Rathaus. „Wir brauchen einen mehrwöchigen, warmen Landregen“, so Jarosz. Aber der sei ja zunächst nicht in Sicht.

Der Rhein-Weser-Turm ist kein Einzelfall, auch der Ort Heinsberg, der ebenfalls eine eigene Wasserversorgung hat, ist „trocken“ und hängt am Albaumer Tropf. Denn der Nachbarort hat noch genügend Wasser. Deshalb wird das überschüssige Wasser mit Tankwagen zur Pumpstation Lümker Weg in Heinsberg gefahren, von wo es auf die Haushalte verteilt wird.

Dass einige Orte unter akutem Wassermangel leiden, andere kaum Probleme haben, habe mit den unterschiedlichen Bodenschichten und Grundwasservorkommen zu tun, erklärt Betriebsleiter Jarosz. Er empfiehlt allen Bürgern, sparsam mit dem kostbaren Nass umzugehen. Zumal nicht jeder wie Bernhard Schwermer einen „alternativen Zapfhahn“ im Haus hat.