Wenden. . Die Wendener Kirmes zieht Jahr für Jahr mehrere Tausend Besucher an. Eine 71-Jährige erfüllt sich den Traum vom großen Fahrgeschäft.

Die Stimmen der Schausteller dröhnen lautstark aus den Boxen. Sie kündigen die nächste Fahrt an. Bunt bemalte Fahrzeuge mit Comic-Gesichtern drehen sich polternd im Kreis. Die Augen so groß, wie die ihrer kleinen Gäste. Gigantische Fahrgeschäfte ragen gen Himmel, glitzern in der Sonne. In ihrem Schatten suchen sich zahlreiche Menschen einen Weg durch das Getümmel der Wendener Kirmes. Vorbei an Imbissbuden und Händlern, die ihre Waren anpreisen. Was treibt sie auf das größte Volksfest in Südwestfalen? Unsere Zeitung hat sich unter die Leute gemischt - und spannende Geschichten erfahren.

Die Mutigen (Teil 1)

Wie ein gigantischer Fangarm bohrt sich Apollo 13 durch die Luft. Mutige Fahrgäste fest in seinen Fäusten umschlungen. Daneben steht Lilly Maiworm aus Dahl. Sie ist 71 Jahre alt und ganz hibbelig. Jedes Jahr kommt sie auf die Wendener Kirmes, verbringt alle drei Tage dort. Meistens geht sie auf jedes Fahrgeschäft. Doch Apollo 13 ist für sie eine neue Herausforderung. „Mein Mann hat mir auf dem Sterbebett alles Glück der Welt gewünscht“, erzählt die Dame mit dem langen, weißen Zopf und eilt kurzerhand zum Kartenschalter. „Und da halte ich mich dran“, ruft sie noch, bevor sie sich zwischen den Jugendlichen einreiht, die darauf warten, in 55 Meter Höhe katapultiert zu werden.

Die Familien und Paare

Unterdessen kommt Familie Niklas vorbei. Vater Markus Niklas hat die Fahrt auf Apollo 13 bereits hinter sich. Seiner Nichte hatte er das versprochen, erklärt er. Mit dabei hat er seine Frau Claudia, seine Tochter Maria (5) sowie seine Söhne Johannes (7) und Gabriel (9). „Wir sind heute zum 43. Mal hier“, erzählt der 43-jährige Familienvater und lacht freundlich. „Ich und meine Frau sind eben echte Wendsche Gewächse.“ Jetzt müssen sie aber weiter. Schließlich wollen die jüngsten Familienmitglieder noch ein paar Runden im Kinderkarussell drehen.

Die Wendener Kärmetze 2018

Bilder von der Wendener Kärmetze 2018.
Bilder von der Wendener Kärmetze 2018. © Verena Hallermann | Verena Hallermann
Bilder von der Wendener Kärmetze 2018.
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Bilder von der Wendener Kärmetze 2018.
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Bilder von der Wendener Kärmetze 2018.
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Die Fahrgeschäfte für die kleinen Gäste kennt Rebecca Berndt auch noch aus Kindertagen. Heute studiert die 22-Jährige Modemanagement in Münster, kommt aber jedes Jahr für die Kirmes in die Heimat. Natürlich. „Gefühlt sind wir schon seit der Geburt dabei“, erzählt die Studentin. „Meine Eltern haben sich hier sogar kennengelernt.“ Mit ihrem Freund Henrik Stahl wird sie heute den ganzen Tag auf der Kirmes bleiben, die Buden abklappern, die Fahrgeschäfte unsicher machen. Später kommen noch ein paar Freunde dazu. Dann wird gefeiert. „Letztes Jahr haben wir uns in dem Getümmel verloren. Das war wie im Film“, erinnert sich Rebecca Berndt. „Und erst zum Feuerwerk haben wir uns wiedergefunden. Das passiert uns nicht nochmal.“ Jetzt steht erstmal ein kleiner Snack an. Schließlich haben die Imbissbuden hier einige Leckereien im Angebot.

Die Mutigen (Teil 2)

Apollo 13 befindet sich mittlerweile wieder im Landeanflug. Inga Humpe und ihr „Ich düse, düse, düse, düse im Sauseschritt“ klingt aus. Langsam gleitet die Gondel mit seinen Insassen zurück auf die Plattform. Lilly Maiworm steigt aus. Sie strahlt, nimmt eine ihrer Mitfahrerinnen in den Arm. Glücklich, dass sie das geschafft hat. „Da steckt so eine Kraft hinter“, ruft sie begeistert, setzt sich auf eine Bank und nimmt einen Schluck von ihrer Apfelschorle. „Ich bin nass geschwitzt, so festgehalten habe ich mich.“ Maiworm war schon als 20-Jährige auf der Kirmes. Heute hat sie drei Kinder, vier Enkel und einen Urenkel. Zu ihrem 70. Geburtstag wollte sie eigentlich einen Fallschirmsprung wagen. Ihre Familie hatte aber zu viel Angst um sie, erzählt sie.

Die Kirmes bedeutet der Rentnerin viel. Die 71-Jährige erinnert sich gern an die Zeit zurück, als ihr Mann noch dabei war. 15 Jahre hat sie ihn gepflegt. Doch ihre Freude an der Wendschen Kärmetze hat sie nicht verloren. Bei Weitem nicht. Stolz blickt sie auf den 55 Meter hohen Greifarm. „Wenn ich sowas schaffe, schaffe ich auch alles andere noch in meinem Leben.“

Die Vereine

Etwas abseits von den Fahrgeschäften tummeln sich die Vereine. Jeder Verein hat seinen festen Standort. Jedes Jahr. So auch der SV Ottfingen. „Wir sind schon seit ewigen Zeiten fester Bestandteil der Wendener Kirmes“, erzählt Jan Schönauer. Er ist 34 Jahre alt, gehört schon seit seinen Tagen in der F-Jugend zum SV Ottfingen. Heute spielt er in der Alte Herren-Mannschaft. Seit den 70er-Jahren treffen sich die Spieler und Fans auf der Kärmetze. Früher hatten sie unterhalb der Kirche ihren Standort. Seit das Haus abgerissen wurde, feiern sie gemeinsam oberhalb der Kirche. Dort, am Marktplatz vor der Kirche, ist die Feier im vollen Gange. Die 1. Mannschaft hat am Vorabend ein Derby gewonnen. Umso ausgelassener ist die Stimmung heute. „Das Schönste an der Wendener Kirmes ist, dass ehemalige Spieler und Trainer immer zurückkehren“, sagt Schönauer. „Egal, wo sie mittlerweile spielen oder auch nicht mehr spielen.“

Die Traditionellen

Am Stand des Lions-Clubs am Rathaus steht Helmut Eich. Jedes Jahr trifft er sich dort mit seinen besten Freunden, trifft alte Bekannte wieder, genießt die stimmungsvolle Atmosphäre. Er wohnt in Gerlingen, ist mit der Kirmes aufgewachsen. Denn Helmut Eich ist der jüngste Sohn von Willi Eich, der über seine Pensionierung hinaus 24 Jahre die Wendsche Kärmetze organisiert hat. Viele Erinnerungen kommen ihm in den Sinn, wenn er an seine Kindertage denkt. Wie er als Fünf- oder Sechsjähriger immer im VW Käfer mit zur Kirmes gefahren ist. Wie er seinen Vater beobachtet hat, während er den Ständlern und Schaustellern ihre Plätze zugeteilt hat, aufgepasst hat, dass die Abstände stimmen. „Das ging morgens schon gegen fünf Uhr los“, weiß Eich noch. „Ich sehe noch, wie die die Karussells aufgebaut haben.“

Bis heute hat der 58-Jährige eine besondere Beziehung zur Kirmes, kennt Ständler seit sie im Kinderwagen lagen. „Es hat ganz viel mit Tradition zu tun“, sagt Eich und erzählt, dass sich an der Wendschen Kärmetze über die Jahre nicht viel verändert hat. „Schon zu Zeiten meines Vaters war das so. Und so wird es auch bleiben.“ Zusammen mit seinen Freunden gönnt er sich ein Gläschen Wein. Dort am alten Amtshaus, wo sein Vater einst gearbeitet hat. Denn der Abend ist noch längst nicht vorbei.