Attendorn. . Ingo Rüggeberg, Geschäftsführer der Firma Tielke, fühlt sich im Streit um ein Grundstück von der Stadt Attendorn ungerecht behandelt.
An einigen Stellen ist die Hansestadt in den vergangenen Monaten ein gutes Stück vorangekommen, an einer zentralen Position hakt es - leider mehr denn je. Die Verlagerung der Firma Tielke, oberhalb des Kino-Neubaus am Zollstock gelegen, ist in weite Ferne gerückt.
Dicke Luft in Attendorn
Bürgermeister und Verwaltung müssen mit dem Vermögen der Stadt verantwortungsvoll umgehen. Sie haben dafür zu sorgen, dass für Grundstücke fair, aber nicht mehr als nötig bezahlt wird. Zähes Verhandeln im Dienste der Stadt ist also kein Vergehen, sondern Amtspflicht. Es ist ebenfalls Aufgabe von Bürgermeister und Verwaltung, die Interessen der Stadt zu wahren. Wo liegen die? Im Innenstadtentwicklungskonzept sind sie formuliert und zwar so, dass ab 2023 die Anselm-Dingerkus-Straße durchgebaut wird und die Firma Tielke einen neuen Standort hat.
Zwei Aufgaben, die nicht leicht unter einen Hut zu bringen sind und Verhandlungsgeschick erfordern. Ob das Duo Pospischil / Gabriel dieses Verhandlungsgeschick hat, lässt sich von außen nicht beurteilen, schließlich sind alle, die mit am Tisch sitzen, Partei.
Mag sein, dass der Stadt die Hände gebunden waren, dass sie juristisch gar nicht anders konnte, als Verstöße gegen irgendwann erteilte Genehmigungen dem Kreis Olpe zu melden. Wenn das so ist, dann kann man nur hoffen, dass die Stadt von diesen Verstößen wirklich erst kürzlich erfahren hat, sonst setzt sie sich dem Verdacht aus, eine Anzeige als letztes Ass im Ärmel über Monate gebunkert zu haben.
Egal wie: Jetzt herrscht dicke Luft und nichts ist einer Einigung, an der die Stadt Attendorn größeres Interesse haben dürfte als Ingo Rüggeberg, abträglicher als beleidigtes Schweigen. Vielleicht hat Ralf Warias recht. Vielleicht sitzt in der nächsten Gesprächsrunde ein Vermittler mit am Tisch.
Von Gunnar Steinbach
Zum einen weil der Stadt dem Unternehmen kurzfristig gar kein Grundstück anbieten kann, wohin verlagert werden könnte, zum anderen aber auch, weil der Gesprächsfaden zwischen Bürgermeister Christian Pospischil und Ludger Gabriel auf Seiten der Stadt und Tielke-Geschäftsführer Ingo Rüggeberg abgerissen ist. „Die Stadt“, so Rüggeberg, „ist für uns kein Ansprechpartner mehr. Ob sich das noch mal ändert, ist offen.“ Rüggebergs Groll erklärt sich mit dem Gefühl, von der Stadt unfair behandelt worden zu sein.
Seit Jahren Gespräche über Verlagerung
Der Hintergrund: Seit Jahren reden Stadt und Rüggeberg über eine Verlagerung. Rüggebergs Position war nach eigener Aussage immer die, dass die Stadt die Kosten übernehmen müsse, die es ihm ermöglichen, am neuen Standort eine identische Produktion aufzunehmen. Um den Flächenbedarf zu ermitteln, wurde 2017 ein Gutachten zu der Frage in Auftrag gegeben, wie groß ein identischer Betrieb heute sein müsste, wenn er nach geltenden Vorschriften gebaut wird.
Ingo Rüggeberg vermutet, dass das jetzt vorliegende Gutachten nicht den Vorstellungen der Stadt entspricht. Denn nach monate- oder sogar jahrelangen Gesprächen hat die Stadt die Kreisverwaltung jetzt darauf aufmerksam gemacht, dass Teile der Tielke-Produktion möglicherweise nicht (mehr) den erteilten Genehmigungen entsprechen sollen. Wobei sich diese Formulierung schon im Bereich der Spekulation bewegt. „Was man mir genau vorwirft, hat niemand gesagt“, so Rüggeberg. Er hätte erwartet, dass man ihn auf Probleme hinsichtlich der Genehmigungen hingewiesen hätte, damit man sie aus der Welt hätte schaffen können. Die Vermutung steht im Raum, dass über die Anzeige bei der Kreisverwaltung der Preis für eine eventuelle Verlagerung gedrückt werden soll.
Bürgermeister: "Wir müssen was machen"
Bürgermeister Pospischil verwahrte sich entschieden dagegen, dass die Anzeige bei der Kreisverwaltung und die Gespräche über eine Betriebsverlagerung in einem Zusammenhang stehen: „Da haben wir keinen Spielraum, wir müssen das melden. Wir würden Genehmigungsfragen aber niemals im Zusammenhang mit Grundstücksfragen instrumentalisieren.“
Ob diese Entwicklung für die Stadt hilfreich ist, bleibt abzuwarten. Denn fast gleichzeitig mit der Anzeige beim Kreis Olpe hatte die Stadt Rüggeberg mitgeteilt, dass für eine Verlagerung nur das künftige Industriegebiet Fernholte in Frage komme und somit hinter das Datum ein Fragezeichen gesetzt.
Es gibt keinen Druck
Rüggeberg selbst sieht sich in dieser Frage nicht unter Druck: „Ich muss meinen Betrieb nicht verlagern. Ich kann ihn zum Ende meiner berufliche Tätigkeit an Ort und Stelle weiterführen.“
Aus der Politik haben Wolfgang Teipel (CDU) und das Ralf Warias (FDP) Gespräche mit Ingo Rüggeberg gesucht: „Diese Verhandlungen“, so Teipel, „sind Sache der Verwaltung, da kann sich die Politik nicht einmischen. Aber die Forderungen des Rates sind klar: Wir wollen auch in diesem Bereich weiter nach vorne kommen.“
Auch Ralf Warias erinnert an das Interesse der Stadt, die Firma zu verlagern, fragt aber auch, ob Rüggebergs Preisvorstellungen marktgerecht sind: „Am Ende werden wir in den sauren Apfel beißen, und uns auf einen Kompromiss einlassen müssen.“ Für die weiteren Gespräche hat er einen Vorschlag: „Wenn die Stimmung schlecht ist, wäre ein Vermittler vielleicht ganz gut.“