Attendorn. . Starke Regenfälle hatten vergangene Woche Keller unter Wasser gesetzt. Für die Feuerwehr gab es praktisch keine Vorwarnzeit.

Wenn Unwetter am Horizont aufziehen, muss man unterscheiden. Es gibt welche, die könnte man vielleicht noch als „fair“ bezeichnen, weil sie sich ankündigen, die Pegel steigen lassen und den Rettungskräften eine Chance lassen, sich vorzubereiten.
Und es gibt die anderen, die sieht man vielleicht auch noch kommen, aber Zeit zu reagieren bleibt trotzdem nicht.

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Wie das aussehen kann, hat Attendorn am 5. Juli erlebt. „Die erste Meldung mit Hinweis auf Starkregen“, erinnert sich Stadtbrandinspektor Michael Wojciechowski, „bekamen wir um 13.06 Uhr, den ersten Einsatz fuhren wir um 13.50 Uhr.“ Eine dreiviertel Stunde Zeit ließ das Unwetter der Stadt, bevor es sie mit 50 Litern Regen auf den Quadratmeter in Teilen unter Wasser setzte.

Kaum Vorwarnzeit

Was kann man in einer dreiviertel Stunde tun? „Eigentlich gar nichts“, sagt Michael Wojciechowski, „denn man weiß ja nicht, wo genau der Regen runterkommt. In Attendorn sind die Keller voll gelaufen, in Ennest war Land unter und im Repetal war gar nichts.“

Für die Hilfskräfte ist das eine deprimierende Situation, denn eigentlich gibt es für solche Katastrophen Hochwasser-Managementpläne. Sie legen fest, bei welchen Pegelständen was zu tun ist, wer informiert wird, wo Sandsack-Füllplätze eingerichtet werden und wie die Bevölkerung gewarnt werden muss. Aber dafür braucht man Zeit - auf jeden Fall mehr als 45 Minuten. Das Besondere an der Situation in der ersten Juliwoche war auch, dass die Hansestadt auf solche Starkregen-Ereignisse eigentlich ganz gut vorbereitet ist: „Die Kanäle haben das geschafft“, sagt Michael Wojciechowski, „oder besser:hätten das geschafft. Das Problem war, dass das Wasser gar nicht erst in die Kanäle abgelaufen ist. Auf den Dächern, den Straßen und versiegelten Flächen ist so viel Wasser gewesen, dass es nicht in die Gullis hinein, sondern drüber weg gelaufen ist.“

Böses Erwachen

Auch in den Häusern der Ennester Straße, die an einer sehr niedrigen Stelle Attendorns liegen und vom Grundwasser, das nach oben drückt, bedroht sind, gab es teilweise ein böses Erwachen: „Dort sind Schmutzwasserpumpen in den Kellern ausgefallen, oder sie haben es nicht geschafft“, so der Stadtbrandinspektor.

Man kann also nichts machen?

„Doch“, sagt Michael Wojciechowski, „man sollte sich auf jeden Fall informieren, in welchem Gefahrenbereich man lebt.“

Auf der Homepage der Stadt Attendorn findet man unter dem Stichwort Hochwasserschutz vier Gefahrenkarten, die die Situation in der Innenstadt bei einem Hochwasser darstellen, das alle 25 Jahre, alle 100 Jahre, 200 Jahre und 1000 Jahre zu erwarten ist. Sie zeigen die Wassertiefe und Breite der Bigge sowie die Wasserstände in der Innenstadt.

Eine klare Zuordnung von Ereignissen wie dem am 5. Juli zu den auf den Karten beschriebenen Hochwasserständen ist zwar nicht möglich, sie beschreiben aber die besonders gefährdeten Bereiche Attendorns.

Eine allgemeine Empfehlung ist daraus nicht abzuleiten, aber wer an der Finnentroper Straße und südlich der Achse Niederste Straße / Kölner Straße wohnt, sollte gelegentlich die Pumpen im Keller überprüfen und vielleicht auch ein paar Sandsäcke in der Garage haben.