Rahrbach. . Nach 27 Jahren wird der aus Griechenland stammende Panagiotis Mitropanos 2019 den Rahrbacher Hof aufgeben
An der Wand hinter der rustikal getäfelten Theke hängt eine Landschaftsaufnahme der griechischen Hafenstadt Preveza: Wasser, helle Häuser, Sonne. Und wenn der Blick von Panagiotis Mitropanos die Fotografie streift, spürt man einen Schuss Wehmut. „Als ich damals nach Deutschland gekommen bin“, erinnert er sich, „wollte ich sofort wieder zurück.“ Schon nach den ersten Eindrücken, lächelt er, „habe ich zu meiner Mutter gesagt: Hier bleibe ich keinen Tag länger.“
Gut 50 Jahre später sitzt mir der rüstige Grieche allerdings an einem Kneipen-Tisch des Rahrbacher Hofes gegenüber. Seinem Rahrbacher Hof. Doch nächstes Jahr, nach dann 27 Jahren, ist Schluss, sagt „Pano“, wie ihn die Rahrbacher liebevoll nach dem Panoramapark getauft haben.
Arbeitsstelle schon klargemacht
Dass er Ende der 60-er Jahre nicht nach Griechenland zurückkehrte, hatte einen simplen Grund: Der Vater, der schon in Wuppertal arbeitete, hatte für seinen Sohn eine Arbeitsstelle klargermacht. Da gab es kein Zurück.
Mitropanos blieb, wurde seßhaft, gründete eine Familie. Allerdings nicht in der Stadt der Schwebebahn, sondern im Land der 1000 Berge und Seen, genauer gesagt in Rahrbach. Nicht ohne Grund: Schon als Teenager hatte der junge Grieche in Athen Gastro-Luft geschnuppert, in verschiedenen Restaurants geholfen. Und nach seiner fast 14-jährigen Etappe in der Industrie zog es ihn wieder zurück in die Branche: „In Wuppertal hatte ich etwa fünf Jahre eine Pizzeria, suchte dann aber etwas Eigenes.“
Das fand er auch. In einer Gastro-Zeitung entdeckte er den Rahrbacher Hof, damals noch der Gasthof Hamm. Und kaufte ihn.
Was folgte, weiß in Rahrbach jeder. Denn der Rahrbacher Hof ist aus dem Dorfgeschehen nicht wegzudenken: Chorproben, Schützen- und Dorfversammlungen, Geburtstagsfeiern, Beerdigungs-Kaffees, Karnevals-Sitzungen, Treffen des Sportvereins, die Turnfrauen und so weiter und so weiter.
Die Jahre, besser gesagt die Jahrzehnte vergingen, und „Pano“ Mitropanos und seine aus dem Bergischen stammende Frau Vera und ihre beiden inzwischen erwachsen gewordenen Kinder (20 und 27) wurden zwangsläufig Sauerländer. Ein Stück weit griechische Sauerländer eben. Ähnlich wie der Olper Kultwirt Apostolos Stavrou, den die Olper nur Laiki nennen und der ganz zufällig aus dem griechischen Nachbardorf von Mitropanos stammt. „Laiki ist der Patenonkel einer Nichte von Panagiotis“, klärt Ehefrau Vera auf. Was aber nicht zementiert, dass die Mitropanos’ auf ewig auch bleiben werden. Nachdem die Immobilie verkauft ist und das Wirteleben im nächsten Jahr ein Ende haben wird, beginnt, das ist den beiden klar, ein neuer Lebensabschnitt.
Vor dem sie sich kein bisschen fürchten, wie in unserem Gespräch deutlich wird. Im Gegenteil, denn das Wirteleben war und ist kein Zuckerschlecken: „In der Gastronomie muss man immer kämpfen“, sagt der erfahrene Wirt. Vor allem, seitdem es den früheren, großen Panoramapark nicht mehr gab, blieben spürbar Gäste weg. Vera Mitropanos erinnert sich an bessere Zeiten: „Viele Panopark-Besucher kamen von der Autobahn hier vorbei, blieben auch mal über Nacht.“
Mit den Jahren machte sich auch der allgemeine Wandel in der Kneipen-Mentalität der Dorfbewohner bemerkbar: Das Geld für den abendlichen Kneipengang sitzt entweder nicht mehr so locker, fehlt ganz einfach, oder es werden andere Prioritäten gesetzt.
Dabei hat das Ehepaar auch größere Investitionen nicht gescheut: Sowohl der Hoteltrakt, als auch das übrige Innenleben, allen voran der über 100 qm große Saal, wurden saniert und völlig neu gestaltet.
Bleibt die Frage der Fragen, ob Pano Mitropanos das wahr macht, was er damals seiner Mutter sagte: Zurück ans griechische Meer. „Aber dort“, sagt Vera, „gibt es auch Probleme, denkt man beispielsweise an die medizinische Versorgung.“ Einen genauen Plan, sagen beide, gebe es jedenfalls noch nicht. Jamas!