Brachthausen. Betreiber der Gastronomie „Zum Hasenbahnhof“ aus Brachthausen schließen aus gesundheitlichen Gründen. Familie Tigges baut ihre Räumlichkeiten um.
Es war ein beliebtes Ausflugsziel gleichermaßen für Einheimische und Wanderer aus der Region: die Gaststätte „Zum Hasenbahnhof“ in Brachthausen. Nach zehn Jahren schließen die Inhaber Alexandra und Michael Tigges nun ihre Gastronomie. Nicht aufgrund fehlender Gäste, sondern aus gesundheitlichen Gründen.
„Mein Mann hat Rheuma. Deswegen wird das Arbeiten in der Küche einfach zu viel“, erklärt Alexandra Tigges. Ihr Mann und Inhaber Michael war seit der Wiedereröffnung 2008 für die Küche verantwortlich. Das Kochen hat er von seiner Mutter gelernt, denn ursprünglich ist der 38-Jährige gelernter Schreiner und technischer Zeichner. „Als wir die Gaststätte von meinen Eltern, Bernd Jürgen Tigges und Hannelore Bira, übernommen haben, sagten wir uns: Wir machen das so lange, bis wir keinen Spaß mehr haben oder einer von uns krank wird. Leider ist Letzteres jetzt eingetreten“, sagt der Inhaber.
Einzige Gaststätte im Umkreis
Bereits 1952 nutzte der Großvater von Michael Tigges die Räumlichkeiten als Pension, kurze Zeit später eröffnete er zudem einen kleinen Ausschank. Tigges Eltern machten aus der Pension 1984 schließlich eine Gastronomie. „Einige Stammgäste erinnern sich noch an die Anfangszeit zurück. Sie haben in der Gaststätte drei Generationen erlebt“, erzählt der 38-Jährige.
Am vergangen Samstag, 7. Juni, feierte die Familie mit Stammgästen und Freunden bereits die Abschlussfeier in der Gaststätte. „Einige wollten uns noch überreden, ein paar Jahre weiter zu machen“, sagt die Inhaberin. Denn der Hasenbahnhof war über die Jahre hinweg die einzige Gaststätte zum Einkehren zwischen Hilchenbach und Flape. „Als wir die Nachricht vor gut drei Monaten verkündeten, haben einige Mitglieder der Stammtische fast um die Wette geheult. Das war für viele am Freitagabend einfach eine lange Tradition“, sagt Alexandra Tigges, die gelernte Hotelfachfrau.
Der neue Abschnitt fällt nicht nur den Stammgästen schwer, sondern auch den beiden Inhabern. „Wir haben da schon länger drüber nachgedacht, aber die Umsetzung war einfach schwierig“, sagt Michael Tigges. Denn für den 38-Jährigen beginnt mit der Schließung der Gaststätte ein ganz neues Leben: „Ich bin hier quasi groß geworden. Als meine Eltern die Gaststätte übernahmen, war ich gerade mal vier Jahre alt.“
Umbau zur Ferienwohnung
Weil die Familie selbst in dem Gebäude wohnt, kommt für sie eine Verpachtung der Gaststätte, trotz Anfragen, nicht in Frage. Eines steht dennoch fest: aus dem Hasenbahnhof wird keine Gastronomie mehr. Pläne gibt es aber trotzdem: „Wir machen aus den Räumen zwei Ferienwohnungen. Zum Jahreswechsel oder spätestens bis zum Frühjahr wollen wir mindestens eine Wohnung fertig haben“, sagt Michael Tigges.
Das Ziel sei gewesen, die Gastronomie komplett an den Nagel zu hängen, doch Alexandra Tigges hat weitere Pläne: „Ich fange als Teilzeitkraft wieder in dem Hotel an, wo ich meine Ausbildung gemacht habe. So ganz ohne geht dann irgendwie doch nicht“, erzählt sie und lacht.
In alten Erinnerungen schwelgen
Rückblickend war es für das Ehepaar eine schöne Zeit und tolle Erfahrung in der Gaststätte, die sie nicht missen möchten. Neben den regelmäßigen Stammtischen wurden viele Geburtstage gefeiert. „Ich weiß noch, ich bin einmal extra aus Spanien für einen Geburtstag zum Kochen angereist. Das hat sich schnell rumgesprochen und dann wollten mehr Leute bei uns feiern“, sagt Michael Tigges. Ein ganz besonderes Highlight war das jährliche „Kuckuck holen“ am Karfreitag. „Die Siegerländer sind dann immer zu uns ins Sauerland gewandert. Das ist so ähnlich wie Vatertag oder der 1. Mai“, fügt der 38-Jährige hinzu. Bei dieser Tradition, die seit 1985 besteht, nutzte die Familie neben der Gaststätte auch das Außengelände für einen Bierwagen. „Gerade bei solchen Veranstaltungen wissen die Leute jetzt nicht mehr, wo sie hingehen sollen“, so der Inhaber.
Das Ehepaar Tigges erlebte nicht nur unzählige Feiern in ihrer Gaststätte, sondern auch zwei Schwangerschaften. "Meine Frau hat fast immer bis zum letzten Tag gearbeitet“, sagt der 38-Jährige.
Die befreundete Band Alles anti außer Peter (AaaP) gründete sich zu den Zeiten von Michael Tigges Großvater und bewegte das Ehepaar zur Abschlussfeier. Freunde und Verwandte halfen bei den Vorbereitungen und bauten eine Bühne auf. „Der ganze Abend war sehr emotional. Wir möchten uns bei unseren Gästen für ihre langjährige Treue bedanken. Wir werden die Zeit vermissen, aber freuen uns auch auf den Neuanfang.“