Attendorn. Die unendliche Geschichte des Alten Bahnhofes in Attendorn geht weiter. Den Politikern fehlt derzeit ein Finanzierungs- und Betreiberkonzept.
Christian Pospischil erhob sich von seinem Stuhl. Attendorns Bürgermeister vermittelte ein wenig den Eindruck, als wolle er auf die Ratsmitglieder schon vorab besänftigend einwirken. Offensichtlich beschlich ihm beim Top 5., „Vorentwurfsplanung zur Entwicklung des Gebäudes Alter Bahnhof“, das Gefühl, hier könne es gleich hitzig werden. Es sollte ihn nicht täuschen. Denn wie berichtet waren die Kosten für dieses Projektes zuletzt auf 5,3 Millionen Euro nahezu explodiert. Und so begann Pospischil seine Ausführungen mit der Betonung darauf, worum es denn am gestrigen Abend eben nicht gehen würde.
Um es abzukürzen: Es gehe nicht um eine finale Entscheidung zur Neugestaltung besagten Objektes, sondern nur um ein Zwischenergebnis. Und das sehe wie folgt aus: Über mögliche Formen der Nachnutzung habe man bereits ausführlich gesprochen. Bekanntlich soll neben einem Bürgerhaus auch das Jugendzentrum im Alten Bahnhof einziehen und die alte Gaststätte samt Imbiss saniert und erhalten werden. „Der nächste Schritt sieht nun vor, dass wir ein Finanzierungs- und Betreiberkonzept ausarbeiten“, führte Pospischil fort und begründete wie folgt: „Aufgrund der stark gestiegenen Kosten, die auch wir so nicht gutheißen können, sind wir zur Realisierung dieses Projektes unbedingt auf Fördermittel angewiesen. Wir müssen alles auf den Prüfstand stellen und nach Einsparungsmöglichkeiten Ausschau halten.“ Genau dafür wolle sich die Verwaltung von der Politik den Auftrag abholen. Und weiter: Es müssten zwangläufig auch die Kosten mit dem Nutzen im Verhältnis stehen, wobei Pospischil am Nutzen keinen Zweifel hegt. „Für die Jugendlichen wäre das Jugendzentrum eine gute Anlaufstelle mit idealer Anbindung zum ÖPNV und die Bahnhofsgaststätte würde am jetzigen Standort bleiben können.“ Doch eine Entscheidung könne erst dann erfolgen, und da wiederholte sich das Stadtoberhaupt mehrmals, wenn besagte Konzepte vorlägen.
Hausaufgaben noch nicht gemacht
Auf diesen Punkt sprang Gregor Stuhldreier (SPD) sofort an. Er stellte die Frage in den Raum: „Warum überhaupt beschäftigen wir uns mit dieser Thematik heute? Die Aufgaben, die wir der Verwaltung ins Hausaufgabenheft geschrieben haben, sind noch nicht in Gänze bearbeitet worden. Was wir heute auf dem Tisch liegen haben, ist noch ein ganzes Stück davon entfernt.“ Sein Appell: Das Projekt müsse jetzt neu justiert und Maßnahmen zur Reduzierung der Kosten beschlossen werden. Etwa durch Förderungen. Das sahen die Vertreter der anderen Parteien ähnlich. „5,3 Millionen Euro: Der Betrag ist schlicht weg zu hoch und nicht mehr zu vertreten“, sagte Wolfgang Teipel (CDU). Und da er bislang noch keine konkreten Fördermöglichkeiten zu Gesicht bekommen habe, gehe er auch nicht davon aus, dass bis zum Stichtag 31. Juli, bis dahin muss ein Förderantrag gestellt sein, dieser auch vorliege. Wolfgang Langenohl (SPD) betonte, trotz aller Einwende und Bedenken, sehr bestimmt: „Wir werden das Projekt Alter Bahnhof umsetzen.“ Doch zunächst, so der klare Auftrag an die Verwaltung, müsse sie ihre Hausaufgaben erledigen. Und dafür entsprechende Konzepte vorlegen.