Attendorn. . Digitale Helden klären Schüler über Cyber-Mobbing und Online-Rechte auf. Viele wissen nicht, wer Zugriff auf die eigenen Dateien hat.

Viele junge Schüler, die gerade ihr erstes Handy bekommen, sind zunächst voller Vorfreude auf die Funktionen, aber wissen kaum Bescheid, wer auf ihre gesendeten Nachrichten und Bilder zugreifen kann. Das Problem hat auch die Projektgruppe „Digitale Helden“ des Rivius Gymnasiums in Attendorn erkannt: „Ich sehe das gerade bei meinem kleinen Bruder. Er postet viele Bilder in den sozialen Netzwerken und wundert sich, wenn ich ihn darauf aufmerksam mache, wer die Bilder alles sehen kann. Er weiß das gar nicht“, sagt Niklas Schäfer.

Genau an diesem Punkt setzt die Gruppe der 13- bis 16-Jährigen an: Sie leisten Aufklärungsarbeit und wollen ihre Mitschüler für die Themen Online-Rechte und Cyber-Mobbing sensibilisieren – gezielt bei den Klassen fünf und sechs. „Die Jüngeren wollen erst alles ausprobieren und finden dann auch Kettenbriefe oder Ähnliches spannend. Die Schüler sehen nur die Vorteile vom Internet“, erklärt der 13-jährige Max Bilsing.

Damit die acht Jugendlichen Ansprechpartner für ihre Mitschüler sein können, erhielten sie im vergangenen Halbjahr Schulungen rund um die Themen Kettenbriefe, WhatsApp oder Online-Rechte. „Jetzt geht es darum, in die Klassen zu gehen und die jungen Schüler aufzuklären sowie Fragen zu beantworten“, erklärt Anja Gülker, Lehrerin und Leiterin der Gruppe.

Laut der Dachorganisation Digitale Helden aus Frankfurt am Main seien Kinder der Klasse acht am besten für das Projekt geeignet. „Wir haben für unsere erste Gruppe auch Schüler der Klasse zehn mit dabei. Gerade wenn ältere Schüler fragen haben, könnte das vorerst besser sein“, sagt Gülker.

Die Klassenbesuche basieren auf einer Präsentation, die mit Spielen und Fallbeispielen unterstützt und aufgelockert wird. Der thematische Fokus bei Klassen fünf liege auf WhatsApp: „Am Anfang gibt es für die meisten erstmal einen großen Schock. Denn viele Schüler wissen nicht, dass sie trotz ihres jungen Alters strafbar sind. Und dann gehen die Fragen los“, sagt die 16-jährige Swantje Armbrecht. Zudem fügt Max Bilsing hinzu: „Selbst die Eltern wissen oft nicht, was im Internet erlaubt ist oder wie öffentlich die eigenen Inhalte sind.“

Bei Eltern noch nicht angekommen

Das Phänomen sei der Englisch- und Französisch-Lehrerin auch aufgefallen: „Bisher habe ich wenig Rückmeldung für einen Info-Abend über das Projekt bekommen. Ich habe das Gefühl, die Thematik ist bei den Eltern nicht relevant, bis etwas passiert.“ Die Eltern seien zu Klassenbesuchen sowie zu einem Info-Abend eingeladen, damit sie die Digitalen Helden kennenlernen und sich bei Fragen Rat einholen können.

Geplant ist, die Klassenbesuche so fortzuführen, dass jedes Schuljahr alle neuen Klassen der Jahrgangsstufe fünf informiert werden. „Es sollen dann auch regelmäßig neue Helden ausgebildet werden“, sagt Gülker. Zudem möchte die Gruppe eine Sprechstunde einführen, in der Betroffene Hilfe suchen oder Fragen stellen können.

Die Motivation der acht Digitalen Helden liege oft in der familiären Situation: Viele der Schüler haben jüngere Geschwister und möchten diesen beim Umgang mit Sozialen Medien helfen. „Ich hätte früher selbst gerne jemanden gehabt, der mir einen Rat hätte geben können“, sagt Niklas Schäfer. Theresa Eßlinger erklärt: „Man lernt ja selbst etwas dazu und kann so sein Wissen an andere weitergeben. Im schlimmsten Fall können wir halt auch eingreifen“. Bisher habe sowohl Gülker als auch die Gruppe ein positives Feedback erhalten.

Dachorganisation Digitale Helden kommt aus Frankfurt

Digitale Helden bieten gemeinnütziges Mentorenprogramm als Ausbildung der Schüler an.

Eltern und Lehrkräfte können sich durch Webinare weiterbilden. Die Dachorganisation stammt aus Frankfurt. Ihre Vision: eine aufgeklärte digitale Gesellschaft fördern.