Finnentrop. . Finnentrop hat sich erfolgreich für den Flächenpool NRW beworben. Mit Expertise aus Düsseldorf soll nun die Nachnutzung angegangen werden.

Es wird der Tag kommen, an dem gehen die Lichter in dem alten Betriebsgelände des Finnentroper Unternehmens Metten aus. Für immer. Und der Hersteller der „Dicken Sauerländer“ verlegt abschließend auch seine Verwaltung in das nahegelegene Industriegebiet. Bekanntlich ist der Traditionsbetrieb vor zehn Jahren bereits mit seiner gesamten Produktion nach Frielentrop verzogen, so dass heute nur noch die Mitarbeiter aus Vertrieb, Einkauf, Marketing, Personalwesen und Finanzen an der Bamenohler Straße sitzen.

Noch, wohl gemerkt. „Unser Ziel ist es, komplett aus dem Zentrum wegzugehen und nur noch an einem Standort vertreten zu sein. Und natürlich wollen wir das Gelände nicht brach liegen lassen“, betont Tobias Metten (41), Geschäftsführender Gesellschafter in vierter Generation seit 2015, im Gespräch mit dieser Redaktion. Klar sei: Sobald sich ein Käufer für das Gelände finde, veräußere der Familienbetrieb seinen Besitz.

Tobias Metten ist seit 2015 Geschäftsführender Gesellschafter von Metten in Finnentrop
Tobias Metten ist seit 2015 Geschäftsführender Gesellschafter von Metten in Finnentrop © Flemming Krause

Die Bewerbung

Wann das passiert, ist derzeit noch völlig offen. Zumal der Gebäudekomplex am neuen Standort, in den später die Verwaltung einziehen soll, aktuell noch gebaut wird.

Die Gemeinde Finnentrop ist für den Flächenpool NRW ausgewählt worden
Die Gemeinde Finnentrop ist für den Flächenpool NRW ausgewählt worden © Grafik: Manuela Nossutta

Dennoch kommt allmählich Tempo in die Geschichte. Denn: Die Gemeinde Finnentrop, mit der die Mettens schon seit Jahren im Gespräch sind, hat sich vor einigen Wochen für den sogenannten Flächenpool NRW beworben und ist mit dem besagtem Gelände neben zehn weiteren Gemeinden und Städten aus NRW auserkoren worden. Zum Hintergrund: Das Land möchte die Auserwählten bei der Wiederverwendung brachliegender oder ungenutzter Flächen unterstützen, Strategien entwickeln, Planungsperspektiven schaffen und dann Eigentümern wie beteiligten Kommunen ein Nutzungskonzept vorlegen. Dazu wird es eine Konsensvereinbarung zwischen Finnentrop und dem Flächenpool sowie eine Kooperationsvereinbarung zwischen Metten und dem Land geben.

„Wir als Gemeinde unterstützen den Planungsprozess sehr gerne und beteiligen uns auch finanziell daran“, erklärt Finnentrops Erster Beigeordneter Ludwig Rasche und ergänzt: „Das zeigt, welch großes Interesse wir an der Entwicklung haben und dass wir es als große Chance erachten, eine zukunftsfähige Nutzung des alten Meppen-Geländes jetzt anzugehen.“ Das übrigens über eine Gesamtfläche von rund 20 000 Quadratmetern, verteilt auf sieben Etagen, verfügt.

Die Nachnutzung

Wie genau diese Nachnutzung aussehen wird, steht ebenfalls noch in den Sternen. Altersgerechtes Wohnen sei denkbar, bestätigt Rasche auf Nachfrage. Tobias Metten, der nach seinem Abitur am Gymnasium Maria Königin und dem Zivildienst in Wiesbaden BWL studierte und anschließend bis zu seiner „Rückkehr“ in das Unternehmen im Jahr 2009 für die Duisburger Hafen AG sowie den Schlacht- und Zerlegungsriesen Tönnies arbeitete, kann sich aber auch andere Nutzungen, etwa in Form von Einzelhändlern oder Dienstleistern, sehr gut vorstellen. „Wir haben hier eine so attraktive Lage. Der Bahnhof liegt direkt gegenüber, der Lennepark ist schnell erreicht und man hat hier alles, vom Bäcker bis zum Supermarkt“, betont der 41-Jährige den Standort-Vorteil. „Das ist ein Filetgrundstück mitten im Herzen Finnentrops.“

Ausschließen würde der Geschäftsführer lediglich, dass sich ein weiteres Unternehmen aus der Industrie ansiedeln wird. Dafür sei das Industriegebiet ja auch direkt um die Ecke. Wenn es eines Tages dann soweit ist, wird auch Tobias Metten mit ein bisschen Wehmut dem Gebäude Lebewohl sagen. Immerhin hat er die ersten Jahre seines Lebens auch hier gewohnt. In ihm schlummere aber auch große Vorfreude auf das Neue, wie er sagt.

Zusatzinformationen: Kurz-Chronik des Unternehmens Metten aus Finnentrop

  • Das Unternehmen wurde 1902 gegründet. In den 1920er- und 30er Jahren baute Metten rund 150 Meter in den Berg hinein. Der große Vorteil: Dort konnte der Schinken aufgrund des besonderen Luftaromas perfekt trockenen und reifen. Zudem erzeugte er einen speziellen Geschmack. Während des zweiten Weltkriegs diente der Stollen als Bunker. Ab den 1950er- und 60-er Jahren vergrößerten die Eigentümer das Gebäude auf bis zu sieben Stockwerke. 1986 wurden Schlachtung und Zerlegung der Schweine ausgelagert. Um zur Jahrtausendwende dann den Schlachtungsbetrieb komplett einzustellen und sich auf den Frischfleischzukauf zu beschränken. 2008 erfolgte der Umzug der Produktion nach Frielentrop für rund zwölf Millionen Euro. Dort verfügt man über 30 000 Quadratmeter Produktionsfläche. Drei Jahre später eröffnete dort ein Verkaufswerk. Metten beschäftigt heute 265 eigene Mitarbeiter. Der Umsatz: 110 Mio Euro pro Jahr.

Der Flächenpool NRW im groben Überblick:

  • Mit dem Flächenpool will das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung die Entwicklung der Gemeinden vorantrieben. „Brachliegende oder untergenutzte Standorte, die als Bauland für Wohnen oder Gewerbe aktiviert werden, helfen gegen die Baulandknappheit und sorgen für städtebauliche Verbesserungen. Bauland zu aktivieren bedeutet Heimat zu schaffen“, erklärt Ministerin Ina Schnarrenbach.
  • Durchgeführt wird dieses Angebot aus Düsseldorf von NRW.Urban und der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft.
  • Nach einer Findungsphase, in der Kommune und Eigentümer mit dem Flächenpool weichenstellende Vereinbarungen treffen (in dieser Phase befindet wir uns momentan), folgen eine Qualifizierungsphase (hier werden Planungsperspektiven geschaffen, Potenzialanalysen erarbeitet und Nutzungskonzepte erstellt) und eine Bindungsphase, in der sich Kommune und der Eigentümer auf die Umsetzung der Entwicklungsstrategie verständigen.
  • Der Flächenpool übernimmt keine Vermarktungsaufgaben