Kreis Olpe. . Wölfe reißen Vieh: Jäger im Kreis Olpe sind nicht dafür, Wölfe jetzt schon ins Jagdrecht zu überführen. Aber man müsse beginnen zu planen.
Die in den östlichen Bundesländern bereits heftig entbrannte Diskussion über Wölfe wird in absehbarer Zeit auch auf den Kreis Olpe überschwappen.
Anfang Mai war in Siedenstein (Rhode) ein gerissenes Kalb gefunden worden, bei dem der Verdacht, es könnte einem Wolf zum Opfer gefallen sein, durch gentechnische Untersuchen noch nicht bestätigt werden konnte. Die Untersuchungen sind nicht abgeschlossen.
Wolfsmanagement im Bundestag
Das Thema Wolfsmanagement und Herdenschutz wird seit geraumer Zeit in Deutschland kontrovers diskutiert. Einen Überblick über den Stand der Diskussion gibt die Anhörung des Bundesumweltausschusses in Berlin vom 18. April. im Internet unter www.bundestag.de/ausschuesse.
Allerdings sind Antonius Klein, Wolfsberater im Kreis Olpe, Anfang Juni drei weitere Fälle gemeldet worden, die ebenfalls einen Wolfsriss möglich erscheinen lassen: zwei in Ostentrop, ein größeres Kalb in Mecklinghausen: „Proben von diesen Rissen“, so Klein, „sind ebenfalls an das LANUV-Labor in Recklinghausen geschickt worden.“
Ein Wolfsangriff ist bereits bestätigt
Bis ein Ergebnis vorliegt, braucht man Geduld. Anfang der Woche wurde bestätigt, dass das Anfang April bei Wesel gerissene Kalb von einem Wolf getötet worden ist: „Der Fall in Siedenstein war Anfang Mai, dann haben wir ungefähr einen Anhaltspunkt, wie lange wir auf die Antwort noch warten müssen. Ich schätze mal so vier Wochen.“
Natürlich hat sich auch die Jägerschaft im Kreis Olpe mit dem Thema Wolf beschäftigt. Anlass, den strengen Jagdschutz aufzuheben und den Wolf ins Jagdrecht zu überführen, sieht der erste Vorsitzende Karl Josef Fischer nicht: „Hier in NRW sind wir noch nicht so weit. Den Schutzstatus aufzuheben ist noch keine Notwendigkeit. Das ist die Position des Landesjagdverbandes und das ist auch unsere Position.“
Jäger müssen sich mit der Rückkehr des Wolfs beschäftigen
Zumal eine Überführung in das Jagdrecht nicht automatisch zur Folge hätte, dass Wölfe auch bejagt würden: „Es gibt Tiere, die dem Jagdrecht unterliegen, aber ganzjährig Schonzeit haben. Für die bestehen dann Hege- und Betreuungsverpflichtungen, denen die Jäger auf eigene Kosten nachkommen müssen.“ Als Beispiele nannte Fischer Wildkatze, Luchs oder Rebhuhn.
Unvermeidlich sei aber, dass man sich mit der Rückkehr des Wolfs beschäftigen und bundesweit einheitlich geklärt werden müsse, wie mit dem Thema umgegangen werden soll. Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes vermehren sich die Wölfe in Deutschland exponentiell. Wobei die Besiedlungsdichte der einzelnen Rudel gleich bleibt, aber die Fläche, die von Wölfen in Anspruch genommen werden, sich ausdehnt: „In acht oder neun Jahren hat sich die Zahl der Wölfe vermutlich verzehnfacht. Dann muss man wissen, wie man ihnen umgehen will“, so Fischer.
Wolfsexperte sieht eine Gefahr
Die mit Abstand größte Gefahr sieht Fischer darin, dass der eigentlich sehr scheue Wolf hier in Mitteleuropa lernen könnte, dass Nähe zum Menschen Vorteile hat: „Weidetiere sind ein gedeckter Tisch für ihn. Die Tiere können nicht fliehen, da hat er leichtes Spiel.“ Aber auch Komposthaufen oder ein auf einem Bauernhof achtlos entsorgtes totes Huhn können laut Fischer für Wölfe eine Futterquelle sein.
„In allen Ländern, in denen es schon heute eine Vielzahl von Wölfen gibt, wie zum Beispiel Russland, das Baltikum, Polen oder Spanien, werden sie bejagt, um genau das deutlich zu machen: Nähe zum Menschen ist für einen Wolf kein Vorteil.“