Attendorn. . Helmut Wächter empfängt in seiner HNO-Praxis in Attendorn weder Emails noch Fax-Nachrichten. Den Störungsgrund kennt auch der Anbieter nicht.

Helmut Wächter schlägt die Hände über dem Kopf zusammen: Der Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO) aus Attendorn ist mit seinem Latein am Ende. Denn seit rund dreieinhalb Wochen ist seine Praxis an der Hansastraße mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschnitten: Die Internetverbindung liegt lahm, das Faxgerät funktioniert nicht mehr, Anrufe gehen nur dank einer Rufumleitung auf ein altes Handy des gebürtigen Kölners ein. Woher die Störung kommt, die Wächter am 14. Mai gemeldet hat, weiß niemand so recht. Auch nicht der Netzbetreiber Vodafone, bei dem der HNO-Arzt seit rund eineinhalb Jahren Kunde ist.

Das sagt Vodafone:

„Unser aktueller Stand ist, dass die Leitungen komplett in Ordnung sind. Die Fritzbox ist völlig synchron, das heißt, der Kunde ist dem Netz angeschlossen“, erklärt Volker Petendorf, Pressesprecher von Vodafone, auf Nachfrage dieser Zeitung. Soll heißen: Der Fehler liege nicht beim Anbieter.

„Wir vermuten sehr stark, dass der Fehler in der Anlage des Kunden zu finden ist“, ergänzt der Sprecher. So liege das Problem wohl eher in der Konfiguration des Telefons oder des Computers. Sowohl Techniker von Vodafone als auch von der Telekom, dessen Leitungen Vodafone gemietet hat, waren in der Praxis vor Ort. Nicht nur ein Mal. Und dennoch ohne Ergebnis. Mehrfach habe Wächter neue Zugangsdaten bekommen oder den Router manuell einstellen wollen: der gewünschte Erfolg blieb aus.

Das sagt Helmut Wächter:

Helmut Wächter, der seit 20 Jahren als HNO-Arzt in der Hansestadt arbeitet, kann die Erklärungsversuche seines Anbieters nicht nachvollziehen und rutscht immer tiefer in die unbefriedigende Situation. „Ich habe einen enormen Verdienstausfall und Umsatzeinbußen zu verzeichnen. Ich halte das nicht mehr aus“, klagt er und zählt die Probleme auf: „Wir bekommen täglich zwischen 200 und 300 Anrufe von Kunden, die einen Termin ausmachen wollen. Weil wir momentan nur ein Telefon zur Verfügung haben, können wir gefühlt nur ein Viertel davon abarbeiten.“ Das habe zur Folge, dass derzeit eine der beiden Mitarbeiterinnen, die „nur“ am Telefon sitzen, nicht im Dienst ist. Wächter betont: „Meine Praxis ist für rund 60 000 Menschen zuständig, nicht nur in Attendorn, sondern auch im Umkreis. Und die erreichen uns kaum.“

Problem Nummer zwei: Weil das Faxgerät nicht funktioniert, erreichen wichtige Dokumente, wie etwa Überweisungen oder Entlassungsberichte aus dem Krankenhaus, in dessen Auftrag Wächter als Belegarzt operiert, die Attendorner Praxis nicht. Mit der Konsequenz, dass er zumindest vorübergehend das Operieren eingestellt hat. Und auch Laborergebnisse, auf die er sonst per Fax oder via Internet schnell Zugriff hat, müssen seit knapp einem Monat per Post verschickt werden. „Das kann dann schon mal eine Woche dauern“, klagt Wächter.

Mindestens genauso kräfteraubend seien die unzähligen Telefonate mit Vodafone. Und die Wartezeiten. „Ich hänge bestimmt jeden Tag eine halbe Stunde in der Schleife, bevor ich mit einem Mitarbeiter sprechen kann. Dann höre ich mir immer das gleiche an.“ In seiner Verzweiflung wendet sich der gebürtige Kölner auch an die Bundesnetzagentur, die ihm schon einmal helfend zur Seite stand. Und zwar, als er beim Wechsel von der Telekom zu Vodafone plötzlich komplett neue Telefonnummern bekam und die Agentur dies zurücksetzte. Doch dieses Mal sind ihr gesetzlich die Hände gebunden, sie kann nur Vermittlungsversuche übernehmen. Ob die Früchte tragen, bleibt abzuwarten. Laut Pressesprecher Petendorf sei Vodafone nun aber bereit, einen Techniker zu beauftragen, der PC und Telefon genauer unter die Lupe nehmen würde. Auf Kosten Vodafones.