Hünsborn/Kreis Olpe. . Stefan Spieren gründet Filialen, um die Versorgung auf dem Land im Kreis Olpe zu sichern. Bei ihm können Ärzte als Angestellte arbeiten.

Filialen kennt man bei Geschäften, Banken, Drogerieketten oder Bäckereien. Aber eine Filiale beim Arzt? Das ist ungewöhnlich, in dieser Beziehung ist der Kreis Olpe auch noch ein weißer Fleck. Einer, der das ändern will, ist Stefan Spieren. „Genauso wie Geschäfte können auch Arztpraxen Filialen gründen. Das ist nicht neu. Es dient dazu, die ärztliche Versorgung sicherzustellen“, sagt der 40-Jährige, der eine Hausarztpraxis in Hünsborn betreibt, im Gespräch mit dieser Zeitung.

Eine Filiale hat Stefan Spieren bereits. In Niederdielfen hätte der Arzt Klaus Bahrendt seine Praxis schließen müssen, weil er vergeblich versucht hatte, einen Nachfolger zu finden. Dann nahm er das Angebot des Hünsborner Arztes an. Bahrendt ist jetzt weiter in der Praxis als Angestellter von Spieren tätig und kann die Arbeit langsam ausklingen lassen. Er behandelt jetzt nur noch Patienten.

Keine Nachfolger

Die organisatorischen und bürokratischen Aufgaben übernimmt die Hauptpraxis in Hünsborn. „Wir stellen alles, bis zum Schreibtisch und Bleistift. Mit dem ganzen Schreibkram hat Klaus Bahrendt nichts mehr mit am Hut. Er kann sich nur noch um die Patienten kümmern.“ Und: „Der Kollege in Niederdielfen ist 70. Er kann einen jüngeren Kollegen einarbeiten, der dann als Angestellter weitermacht. Die Möglichkeit, irgendwann die Filiale zu übernehmen, besteht immer.“

Eine Arztpraxis könne man heutzutage nicht verkaufen: „Jeder ältere Kollege weiß, dass es kein Geld dafür gibt. Es gibt keine Nachfolger. Wir kriegen keinen Arzt aufs Land. Man muss demjenigen, der bereit ist, eine Praxis zu übernehmen, den roten Teppich ausrollen.“

Arztpraxis vs. Krankenhaus

Gründe junger Ärzte gegen eine Niederlassung seien unternehmerische Verantwortung, Kalkulation und Personalwesen sowie die langfristige Bindung an die Praxis: „Sie wollen nur Arzt sein, eine vernünftige Atmosphäre und Beruf und Familie miteinander verbinden können.“

Arztpraxen und Krankenhäuser seien mittlerweile Konkurrenten. Mit der Möglichkeit der Anstellung würde auch die Tätigkeit in einer Filialpraxis für junge Ärzte interessant. Die Hauptpraxis stelle alles zur Verfügung, von den Räumlichkeiten über Praxiseinrichtung und EDV. Zudem gebe es immer den ärztlichen Mentor in der Hauptpraxis, wenn sich in der Filiale Fragen ergeben.

Vor allem für Frauen interessant

„Ziel ist es, dieses Konzept für den ganzen Kreis Olpe zu etablieren“, betont Spieren. In Attendorn gebe es die meisten älteren Ärzte: „Das geht überall, wo wir eine Praxis retten können. Wenn ein älterer Kollege in Attendorn sagt, ich kriege die Praxis nicht los, möchte aber noch ein bisschen arbeiten, dann geben wir ihm die Möglichkeit, noch für die Patienten da zu sein und dann kann ein junger Kollege dort als Angestellter arbeiten. Das ist eine Win-Win-Situation.“

Die eingeschränkten Öffnungszeiten in Filialpraxen seien vor allem für Frauen interessant: „Das ist familienfreundlicher. Die Anzahl der Frauen steigt. Zwei Drittel der Studienanfänger im Fach Medizin sind Frauen. Die meisten wollen nicht in einer Vollzeitpraxis arbeiten. Man kann den Ärztinnen zum Beispiel eine Halbtagesstelle geben von 8 bis 12 Uhr, so dass sie dann die Kinder vom Kindergarten abholen können.“

Alles ist vernetzt

In seiner Hauptpraxis sei alles vernetzt, so Spieren: „Wir haben die Technik, die Automatisierung ist im Computer drin. Es ist egal, ob 2000 oder 4000 Patienten durch die EDV laufen.“ Für den Hünsborner sind Filialpraxen mit angestellten Ärzten der Weg, um die medizinische Versorgung auf dem Land in Zukunft zu sichern: „Ich habe viele Studenten und Praktikanten. Die sagen, zu dem ganzen Zirkus drumherum, dem ganzen Papierkram, habe ich keine Lust. Dann gehe ich lieber ins Krankenhaus. Da kann ich nur Arzt sein.“