Attendorn. . Im Jahr 1968 ist das Attendorner Gefängnis als erste Einrichtung seiner Art in NRW an den Start gegangen. Pospischil: Bis heute keine Eklats.

In der Justizvollzugsanstalt Attendorn hatte sich am Freitag Mittag die lokale Prominenz eingefunden: Bürgermeister Christian Pospischil (SPD), Landrat Frank Beckehoff und auch Dirk Wedel, Staatssekretär des NRW-Justizministeriums waren der Einladung zum Festakt gefolgt, um der JVA zu ihrem 50-jährigen Bestehen zu gratulieren. „Auf den ersten Blick wirkt es sicherlich befremdlich, ein Gefängnis für ein solches Jubiläum zu beglückwünschen“, betonte Einrichtungsleiter Ulf Borrmann in seiner Begrüßung und schob gleich im nächsten Satz nach, warum eben doch allen Grund zum Feiern bestünde: „Seit 50 Jahren bewährt sich hier die Idee eines offenen Vollzuges. Mit dieser präventiven Politik erhalten und verstärken wir die Lebensgrundlagen unserer Insassen und minimieren Rückfälle.“

Rückblick

Als am 2. Mai 1968 die Anstalt eröffnet worden ist, war sie die erster ihrer Art in NRW, die es Häftlingen ermöglichte, weiterhin am öffentlichen Leben teilzuhaben. Ein Jahr zuvor hatte die Justizverwaltung des Landes das rund 6,3 Hektar große, traditionsreiche Gelände erworben, auf dem unter anderem seit dem Jahre 1420 das alte Augustinerkloster ansässig ist.

Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" in Siegen

Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
Wo heute die Teilbibliothek des Campus' Unteres Schloss steht, war bis Anfang des Jahres 2011 die Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn untergebracht.
Wo heute die Teilbibliothek des Campus' Unteres Schloss steht, war bis Anfang des Jahres 2011 die Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn untergebracht. © privat
Aufbau der Ausstellung
Aufbau der Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" in der Teilbibliothek am Campus Unteres Schloss. Von links: Dr. Jessica Stegemann (Fachreferentin für Kunst, Musik, Medienwissenschaft, Theologie, Allgemeines der Uni-Bib), Marion Stahl-Scholz (Leiterin der Teilbibliothek), Christian Janke und Rüdiger Zimmermann (ehemalige Bedienstete der JVA in Siegen). © FlorianAdam
Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
Die Ausstellung
Die Ausstellung "Arbeit hinter Gittern" erinnert an die Menschen, die bis Anfang 2011 in der Siegener Zweiganstalt der JVA Attendorn beschäftigt waren. © privat
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Dass dieser komplett neue Ansatz, trotz nachvollziehbarer Vorbehalte aus dem nahe gelegenen Neu-Listernohl, Früchte trug, erklärt sich Klaus Koepsel, erster Leiter der JVA bis 1971, heute wie folgt: „Uns kam der Zeitgeist der Menschen damals entgegen. Sie waren aufgeschlossen für etwas Neues, so dass wir hier völlig unorthodox starten konnten.“

Rund 170 Angestellte in der Justizvollzugsanstalt

In der Justizvollzugsanstalt Attendorn sind derzeit rund 170 Mitarbeiter angestellt.

Zuständig ist die Anstalt hauptsächlich für erwachsene, männliche Inhaftierte aus dem Landgerichtsbezirk Siegen, aber auch für die Landgerichtsbezirke Hagen, Köln und Bonn werden Strafen vollstreckt.

Die Attendorner hätten schnell gemerkt, dass diese Häftlinge ganz normale Menschen sind. Doch für die Betroffenen selbst sei diese Situation nicht immer angenehm gewesen, mit der Offenheit stieg die Gefahr, erkannt zu werden. „Im offenen Vollzug haben die Gefangenen einen enormen Strafeindruck erhalten, denn sie liefen nicht nur mit einem Blaumann herum, sondern auch Gefahr, diffamiert zu werden“, so Koepsel. In den Jahren danach entwickelte sich die JVA inhaltlich wie baulich weiter.

Der letzte große Akt: Nachdem 2011 das Gefängnis in Siegen geschlossen wurde, öffnete in Attendorn nach knapp dreijähriger Bauphase neben der offenen auch eine geschlossene Vollzugsanstalt. Heute verfügt die JVA über insgesamt 428 Plätze, davon 126 im geschlossenen und 302 im offenen Vollzug, von denen derzeit nicht alle Plätze belegt sind.

Akzeptanz

Auf jenes Klima der Veränderung in den 60er Jahren, auf das Klaus Koepsel hinwies, ging anschließend auch Staatssekretär Dirk Wedel ein, denn diese Reformlust habe sich auf den Strafvollzug übertragen. Mit dem offenen Vollzug sei viel mehr auf die Insassen eingegangen worden. Wedel erklärte: „Der offene Vollzug fördert nicht nur die Selbstständigkeit der Inhaftierten, er bietet auch die Chance, den bisherigen Arbeitsplatz zu behalten und den Kontakt zur Familie aufrecht zu erhalten.“ Dies seien die tragenden Eckpfeiler eines Resozialisierungsprogramms.

„Die JVA in Attendorn steht beispielhaft für den hohen Standard, den unsere Gefängnisse heute inne haben“, ergänzte er. Und Christian Pospischil betonte, dass die Akzeptanz der Attendorner Bevölkerung längst mit der Note 1 zu versehen sei. Denn: „Diese JVA ist bislang ohne Eklat geblieben, die Hütten für unseren Weihnachtsmarkt entstehen in dieser Einrichtung, die Insassen selbst helfen beim Aufbau mit und dann profitieren viele unserer heimischen Betriebe, weil dort viele Häftlinge arbeiten.“ Auch deshalb sei man auf diese besondere Nachbarschaft stolz.