Hünsborn. . Der Männerchor Sangeslust Hünsborn hat den 10. Meisterchortitel fest im Blick. Wir waren bei einer Probe dabei.

Die Gesichter, die an diesem Montag Abend im Proberaum des Hünsborger Gasthofs „Zu den Dreikönigen“ zu beobachten sind, strahlen höchste Konzentration aus. Das, was sie zu den Anweisungen des Dirigenten Michael Rinscheid tun, fesselt sie. Und es besteht kein Zweifel: Mit dem, was sie singen, wollen sie auch andere fesseln.

Chorleiter aus Neu Listernohl

„Der Männerchor Hünsborn hat seit Generationen einen ganz besonderen Sound“, sagt Michael Rinscheid, Chorleiter aus Neu Listernohl. Rinscheid schwingt seit 2005 den Taktstock des MC. Unter seiner Leitung strebt das maximal 61-köpfige Ensemble in diesem Jahr den 10. Meisterchortitel in Folge an, ein Alleinstellungsmerkmal für einen Männerchor im Kreis Olpe.

Solch attestierter Qualität wollen sich auch Sänger anderer Orte, teilweise auch aus entfernteren Regionen anschließen. „Wir haben fast 20 Akteure, die nicht aus dem Dorf kommen“, lacht Vorsitzender Willi Kinkel über den Zulauf.

Kilometer-Rekordhalter der „Fremden-Legionäre“ ist der 69-jährige Helmut Trapp, der seit fast 30 Jahren aus Reichshof-Denklingen anreist und in dieser Zeit rund 50 000 Kilometer zurückgelegt hat. Nur, um im Chor mit dem „besonderen Sound“ zu singen: „Der gute Klang der Hünsborner hatte sich bis ins Bergische herumgesprochen und als der damalige Vorsitzende Josef Fischer meinte, ich solle doch mal zur Probe kommen, habe ich das gemacht.“ Der inzwischen verstorbene Chorleiter Paul Gastreich habe den Eintritt des „Fremdlings“ humorvoll mit den Worten kommentiert: „Reichshof? Ist das noch in Deutschland?“

Aber auch andere Auswärtige berichten an diesem Abend, warum es sie nach Hünsborn gezogen hat: „Für mich war entscheidend, dass ich einmal in einem Meisterchor singen wollte“, sagt der 70-jährige Gisbert Lörler, der wie Josef Hupertz (69) aus dem Nachbarort Ottfingen kommt. Hupertz, ehemaliger Vorsitzender des Sängerkreises Bigge-Lenne, fügt hinzu: „Nach einem Schlaganfall hat mein Arzt mir geraten, etwas zu tun, was mir richtig Spaß macht. Genau das kann ich hier tun.“

Wechsel nach Auflösung

Die Liste lässt sich mühelos fortsetzen. Paul Gerhard Bender (78) kommt aus Klafeld, Hans-Günter Stötzel (72) aus Langenholdinghausen, Jürgen Hoffmann (56) aus Oberhees, Stefan König aus Oberveischede, Christoph Stahl aus Morsbach, Hartwig Vormweg aus Nenkersdorf, Winfried Hundt aus Möllmicke. Dietmar Novak (68), Uwe Stockhammer (49), Michael Daub (51) waren viele Jahre beim MGV Deutsche Eiche Oberholzklau aktiv: Der Grund fürs Übersiedeln ist leicht nachvollziehbar: „Wir mussten uns dort auflösen wegen Sängermangel“, sagt Novak, der 30 Jahre lang Vorsitzender der Deutschen Eiche war.

Die weiteste Anreise nimmt Joachim Arns (48) auf sich. Der aus Hünsborn stammende Sänger fährt zu jeder Probe rund 70 Kilometer aus seiner jetzigen Wahlheimat Bergisch-Gladbach nach Hünsborn und wieder zurück. Nach dem Grund befragt, zögert er keine Sekunde: „So einen guten Chor wie hier findet man selten.“ Und das gelte für das gesamte Sieger- und Sauerland. Humorvoll kommentiert der 78-jährige Günter Hess (Freudenberg) die unüberhörbare Qualität des MC: Ich singe seit 64 Jahren in Männerchören. Nach Hünsborn bin ich gekommen, um das Singen mal zu lernen.“

Besonderes Klangempfinden

Das hören Dirigent Michael Rinscheid, Vorsitzender Willi Kinkel und Geschäftsführer Liborius Quast natürlich gerne. Auf die naheliegende Frage, ob der MC denn als der beste Männer-Chor im Kreis Olpe gelten dürfte, schlagen sie jedoch die Hände über dem Kopf zusammen: „Schreiben Sie das bloß nicht“, bittet Quast, „so etwas darf niemand von sich behaupten.“

Ältester Sänger ist 90

Das Durchschnittsalter des Männerchors Sangeslust Hünsborn liegt bei 63 Jahren.

 

Ältester Sänger ist der 90-jährige Josef Stahl, die beiden Jüngsten mit 38 Jahren sind Timo Beier und Daniel Reichstein.

 

Dirigent Michael Rinscheid ist unter anderem Kreischorleiter und leitet momentan elf Chöre.

 

Größter Erfolg der Vereinsgeschichte des Männerchors Sangeslust Hünsborn war im Jahr 2010 die Goldmedaille beim Chorwettbewerb in Prag.

 

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Über die Qualität des Chores darf aber zumindest Dirigent Michael Rinscheid etwas sagen. Er attestiert seinen Sängern ein „sehr gefühlvolles, besonderes Klangempfinden, vor allem für romantische Chorliteratur.“ In Werken von Schubert wie das Ave Maria oder in „Oh, wie schön ist Deine Welt“ komme dies besonders hörbar zur Geltung.

Maiennacht bei Wettbewerb

Wie ernst es seine Männer mit ihrer Kunst nehmen, wird schon wenige Minuten später deutlich. Die Probe beginnt um 18.30 Uhr und ganz vorne auf dem Übungsplan steht die „Maiennacht“ des Komponisten Mathieu Neumann (1867 bis 1928) aus der Romantik. Nicht von ungefähr, denn die Maiennacht ist das Pflichtstück beim Meisterchorwettbewerb, dem sich die Hünsborner am 9. Juni in Rheine stellen.