Kreis Olpe. . Fast alle Anbieter von mobilen Pflegediensten suchen händeringend Mitarbeiter. Angesichts immer mehr alter Menschen spitzt sich die Situation zu.

Inge Löhr kann nur mit den Schultern zucken. Die Geschäftsführerin der Brücke Südwestfalen sucht seit geraumer Zeit über Stellenanzeigen in Zeitungen und im Internet eine Pflegefachkraft: „Es meldet sich einfach keiner“, bedauert die 61-Jährige, „der Markt ist leergefegt.“

Auch interessant

Was Inge Löhr meint, ist mit einem einfachen Begriff zusammengefasst: Fachkräftemangel. Vor allem Altenpfleger und Altenpflegerinnen sind Mangelware.

18 offene Stellen

Eine Anfrage bei der Arbeitsagentur bestätigt das: 18 offene Stellen bei den Altenpflegern sind zu besetzen, weitere 23, darunter auch Kinderkrankenpfleger, Krankenschwestern und Krankenpfleger, komplettieren das Feld des Mangels. Auch bei den Bewerbern für offene Lehrstellen herrscht Ebbe: 31 Azubis für die Altenpflege werden gesucht, 25 für die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Addiert also 97 offene Stellen oder Ausbildungsplätze.

Zur Brücke Südwestfalen gehört seit zehn Jahren ein mobiler Pflegedienst, der sich überwiegend um gehandicapte Menschen kümmert, das Hauptklientel der Brücke:

„Auch die werden irgendwann älter und müssen gepflegt werden“, erklärt Löhr. Derzeit sind es fast 50, in Olpe, Wenden und Drolshagen, zu denen die sieben Pflegefachkräfte rausfahren und helfen, wo sie können. Alle Wünsche kann die Brücke jetzt schon nicht mehr erfüllen: „Wir müssen ablehnen. Fünf Klienten stehen auf unserer Warteliste, und es werden jeden Tag mehr.“ Deshalb suche der Verein eigentlich ständig Pflegekräfte, aber vergeblich. Genauso wie Auszubildende. „Es ist schwierig, jemand zu finden.“ Aber das sei in der gesamten Branche ein mittlerweile chronisch diskutiertes Dilemma. „Es brennt überall und ist ein Dauerthema in jeder unserer Geschäftsführer-Konferenzen.“

Höherer Mindestlohn

Und das, obwohl der Fachkräfte-Mindestlohn mit fast 15 Euro die Stunde deutlich über dem allgemeinen Mindestlohn von knapp 9 Euro liege. Selbst ungelernte Pflegekräfte müssten mit mindestens 10,55 Euro bezahlt werden, ab 2019 mit 10,80 Euro.

Konfrontiert mit dem Mangel ist auch der Geschäftsführer der Caritas im Kreis Olpe, Christoph Becker: „Auch bei uns ist das spürbar. Obwohl ich von einem Notstand noch nicht sprechen kann.“ Möglicherweise hänge das mit dem bekannt guten Betriebsklima bei der Caritas, aber auch mit der überdurchschnittlichen Bezahlung zusammen: „Das hat sich herumgesprochen.“ Über rund 400 gelernte Pflegekräfte und fast 80 Auszubildende verfüge die Caritas im Kreis, und bisher habe es der mobile Pflegedienst weitgehend geschafft, auf alle Anfragen auch positiv reagieren zu können.

Die Caritas-Statistik unterstreiche das: „Bei fast 8000 Kunden mussten wir in 2017 lediglich 23 Anfragen ablehnen.“ Becker weiß aber, dass das in der Branche eher die Ausnahme ist: „Ich weiß von anderen Pflegediensten, die bei bis zu 60 Prozent aller Anfragen Nein sagen müssen, weil Personal fehlt. Und wir merken, dass das Thema auch für uns immer näher kommt.“ Momentan sei die Caritas bemüht, ein Pflege-Springerteam aufzubauen, um Belastungs- und Anfragespitzen abfedern zu können. „Wir würden gerne zwei Dutzend gelernte Fachkräfte einstellen, wenn es sie gäbe.“

Was Becker in dem Zusammenhang ärgert, ist ein weit verbreitetes schlechtes Image der Pflegeberufe: „Da ist oft nur von hoher Belastung die Rede, von unendlichen Arbeitszeiten, schlechter Bezahlung, Nacht- und Feiertagsarbeit. Das wird dem Berufsbild nicht gerecht. Diese Menschen machen eine Sinn gebende Arbeit und können bei uns sicher sein, nicht plötzlich wegrationalisiert zu werden.“

In die gleiche Kerbe schlägt auch Iris Barbi, Pflegedienstleiterin von GFO-mobil, dem ambulanten Pflegedienst der Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe: „Es ist auch ein schöner Beruf mit bereichernden Momenten. Ich würde es immer wieder machen“, sagt die 52-Jährige, die ihr Examen vor mehr als 30 Jahren bestand.

Nur eine Frage der Zeit

Zum Thema Fachkräftemangel kann sie auch Zahlen liefern: „GFO mobil gibt es seit dem 1. April 2016. Wir haben damals mit einer Hand voll Mitarbeiter begonnen, heute sind es über 30. Ein Zeichen für die explosive Entwicklung.“ Angefordert würden Pflege, Beratung, hauswirtschaftliche Hilfen, Betreuung für Auszeiten der Angehörigen. Barbi sagt: „Die Zahl der Anfragen steigt und steigt.“ Da ist es kein Wunder, dass auch GFO mobil ständig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suche: „Jeder, der sich bei uns bewirbt, hat gute Chancen“, so die Pflegedienstleiterin.

Das gilt auch für den DRK-Kreisverband Olpe. Geschäftsführer Torsten Tillmann: „Wir suchen immer Leute im Bereich der Pflege.“ Was den Mobilen Pflegedienst betreffe, könne man momentan zwar noch Anfragen erfüllen, „wenn die Entwicklung bei den Fachkräften so anhält, kriegen wir es bald aber nicht mehr hin.“

Info: An Stellenangeboten mangelt es nicht

Bewerbungen an die Brücke Südwestfalen z. Hd. Mechthild Arens, Bruchstr. 5, 57462 Olpe, m.arens@bruecke-suedwestfalen.de.


  • Freie Stellen für Pflegefachkräfte bei der Caritas: www.caritas-mit-sinn.de. und beim DRK-Kreisverband: das DRK sucht für seine ambulanten Dienste in den Kommunen Attendorn, Drolshagen, Finnentrop, Olpe und Wenden. Kontakt: Daniela Drexelius 02761/964812. Schriftliche Bewerbungen an Drexelius@kv-olpe.drk.de.

    Stellen: www.gfo-online.de/stellenangebote